Eine Entscheidung für ein nüchternes Leben ist möglich

»Theaterspiel« zeigt auf Einladung von Fips das Theaterstück »Alkohölle« an Schulen / Momente, für die es sich lohnt, klar zu sein

»Alles ist Mist, wenn du nicht besoffen bist« – dass dieser Spruch Blödsinn ist, muss Lena in dem Stück »Alkohölle« erfahren. Das »Theaterspiel« gastierte in dieser Woche mit ihrem Theaterstück zum Thema Alkoholmissbrauch an der Geschwister-Scholl-, der Wilhelm-Bendow- und der Goetheschule. Die Schüler erlebten neben beeindruckender schauspielerischer Leistung, wie man das Thema ohne den erhobenen Zeigefinger in den Fokus rücken kann – auf moderne Art, die Emotionen weckt und zum Nachdenken anregt.

Einbeck. Erarbeitet wurde die »Alkohölle« mit Selbsthilfegruppen für trockene Alkoholiker, der Drogen- und Suchtberatungsstelle Genthin und »Aufbruch«. In Einbeck brachten Peter Peiseler, trockener Alkoholiker, Autorin Beate Albrecht sowie die beiden Schauspieler Sonni Maier und Tobias Vorberg das Stück auf die Bühne: Die 19-jährige Lena begegnet darin dem personifizierten Teufel, dem Alkohol. Bei ihrem Praktikum in der Werbeagentur ihrer Tante Maxi begegnet sie Al, denn ein neuer Alkopop soll beworben werden. Ihre Tante Maxi will den Auftrag nicht annehmen. Doch Lena geht auf das Angebot ein. Probieren und Inspirieren geht mit Alkohol viel leichter, erklärt Al, der »Devil’s first kiss« an den Mann bringen will. Man kann »jede Menge Spaß mit Flaschen haben«, »Trinken hilft gegen den Kummer« und »Alles ist Mist, wenn du nicht besoffen bist«: Lena kann nicht widerstehen, stürzt ab. Da erfährt sie, wie sich der Alkoholmissbrauch durch ihre Familiengeschichte zieht: Ihr Vater ist mit 3,5 Promille bei einem selbst verschuldeten Unfall ums Leben gekommen, hat einen anderen getötet, und beinahe wäre auch Maxi gestorben. Er hatte zur Flasche gegriffen, weil für ihn »die Farben verblassten«, alles grau wurde. Maxi macht ihr klar, dass Lena sich entscheiden kann für ein nüchternes Leben, das viele Momente bereit hält, für die es sich lohnt, klar zu bleiben. Ob der Alkohol und damit das Vergessen die Oberhand gewinnt oder die Erinnerung – das Spiel bleibt offen.

Die Schauspieler verstanden es, die Schüler zu fesseln. Gerappte Lieder, die lebendige Darstellung der Figuren, die bedrückenden Motive von Alkoholkonsum modern in Szene gesetzt, witzige Dialoge in Jugendsprache – als die Schüler die Aula verließen, schien es bald so, als sei die Botschaft des Stücks bei ihnen angekommen.

Das Theaterprojekt »Alkohölle« wurde organisiert vom Präventionsverein Fips. Das Lukas-Werk Suchthilfe wird das Thema Alkoholmiss-brauch in einer weiteren Doppelstunde mit den Schülern im Klassenverband vertiefen. Stefan Jagonak stellte auch im Bereich Jugendschutz die gute Zusammenarbeit mit der Polizei heraus: Polizist Dirk Johanning hielt Informationsmaterial zum Thema für die Schüler bereit.sts