Eine grüne Oase mitten in Einbeck – der »Wilhelmsgarten«

Orstbegehung der FDP mit Baudirektor Gerald Strohmeier / Förderung der Kernstadtentwicklung / Gestaltung von Innenhöfen

Viele Zuschauer waren begeistert von den Boxkämpfen des Einbeckers Leo Blum, die er im Boxring der »Altdeutschen Bierstube« absolvierte, oder sie genossen ihre Freizeit auf der angrenzenden Kegelbahn. Seit dem Abriss der Sportstätte Mitte der 90er Jahre entwickelte sich der alte »Wilhelmsgarten« zu einem Biotop im Herzen der Stadt Einbeck. Die mögliche Nut-zung dieses Ortes im Hinterhof-Bereich zwischen Tiedexer Straße und Marktstraße sowie das Innenstadt-Sanierungskonzept der Stadt Einbeck erläuterte Baudirektor Gerald Strohmeier vor kurzem Vertretern der FDP sowie dem Ideengeber der Begehung, Günter Hildebrand.

Einbeck. Während der Restaurierungs- und Renovierungsmaßnahmen des Hauses Tiedexer Straße 19 samt des Gartens bekam Günter Hildebrand die Pläne des Umbauvorhabens zu sehen. Er besitzt mit seiner Frau das Nachbarhaus, in dem sie 25 Jahre eine Wäscherei betrieben hatten, und verfolgte daher mit Interesse die strukturellen Änderungen des Gebäudes, die Planung der Stadt Einbeck bezüglich einer angedachten Passage sowie die Entwicklung des »Wilhelmsgarten« zum Biotop.

Um sich über den aktuellen Stand der Planung zu informieren, kontaktierte Hildebrand den Einbecker FDP-Landtagsabgeordneten Christian Grascha, dessen Wahlkreisbüro sich ebenfalls in der Tiedexer Straße 19 befindet. Der Politiker ließ sich gemäß seines Mottos »Zuhören – Erklären – Handeln« von Hildebrand informieren, erkundigte sich weiter und lud zu einer Ortsbegehung ein, bei der der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier, die aktuelle Situation des Geländes darstellte.

Laut Strohmeier war der »Wilhelmsgarten«  zu Anfang des letzten Jahrhunderts ein bekannter Biergarten im Hinterhof-Bereich der Tiedexer und der Marktstraße. Ab den 40er Jahren besuchten viele Einbecker die Boxkämpfe, die in diesem Bereich von der »Altdeutschen Bierstube« veranstaltet wurden, oder sie vergnügten sich auf der Kegelbahn. Seit dem Abriss der Reste der Kegelbahn Mitte der 90er Jahre, versucht die Stadt, ein adäquates Nutzungskonzept für diesen Bereich zu realisieren. Einer der ersten Gedanken war, Teile der ehemaligen Kayser- und Spellauge-Grundstücke zu erwerben, um einen Durchgang von der Tiedexer Straße zur Marktstraße zu bekommen. Das Ziel war eine Passage, die im historischen Innenstadtbereich zum Verweilen und Ausruhen einlädt, fern vom hektischen Straßenverkehr.Mit der Renovierung der Tiedexer Straße 19 wurde die klassische Stadtsanierung unter dem Motto »Wohnen im historischen Kontext« erzielt. Das gläserne Treppenhaus, die freien Nutzungsflächen zum Verweilen und die moderne Grundriss-Gestaltung laden zum Wohnen in der Innenstadt ein. Leider habe das Gebäude keinen Aufzug, dabei werde die Barrierefreiheit in einer demografisch sich wandelnden Gesellschaft immer wichtiger, betonte der Fachbereichsleiter Bauen, Planen und Umwelt. Ihm gefällt die Umgestaltung des Hauses, ebenso wie den FDP-Ratsmitgliedern Dr. Reinhard Binder und Anne Trybuhl, die bei der Begehung anwesend waren.

Strohmeier will mit der Schaffung solch ruhiger und romantischer Oasen mitten in der Innenstadt die Lebensfreude steigern und einen Anreiz für ein Leben im Kerngebiet geben. Das Ziel ist eine »Stadt der kurzen Wege«, bei der das zentrale Wohnen in ruhiger Atmosphäre gepaart wird mit vielfältigen Handelsmöglichkeiten, guten Verkehrsanbindungen und interessanten kulturellen Angeboten. Die städtische Infrastruktur müsste auch bei sich reduzierenden Einwohnern im Kernbereich gefördert werden, denn Städte könnten nur »leben«, wenn sie mit Nutzen und Menschen gefüllt seien. Aktive Innenentwicklung könne die Verwaltung aber nicht allein betreiben, sondern dazu brauche sie die Bürger. Laut Grascha könnte dies »Fluch und Segen zugleich sein«, doch befürwortet er die Ideen der Stadtplanung sowie -entwicklung im innenstadtnahen Bereich und hofft auf die Unterstützung der Bewohner.

Eine Möglichkeit, die angedachte Passage zu realisieren, so Strohmeier, wäre zum Beispiel ein freiwilliger Grundstückstausch, bei dem die Eigner ein anderes interessantes Gelände bekommen würden. Da aber die Innenstadtentwicklung ein permanentes Thema darstelle, kein temporäres, sollten die Veränderungen kontinuierlich verfolgt werden. Ein gutes Beispiel stellt der »Wilhelmsgarten« dar, durch seine zentrale Lage könne das Biotop sich zu einem interessanten Ort entwickeln. Die Möglichkeiten der Verwendung könnten von einem Biergarten über einen Park mit Passagen-Anbindung bis hin zu vergrößerten Geschäftsräumen der Läden der Marktstraße reichen.

In Anlehnung an das Modell »Wernigerode hält Hof«, bei dem die Stadt im Landkreis Harz vielfältige Möglichkeiten zur Nutzung und Gestaltung von Innenhöfen in der Altstadt geschaffen hat, die ein Wir-Gefühl und anhaltenden Tourismusboom erzeugen, versucht Strohmeier dies ebenso für Einbeck zu realisieren, was Eigentümer Günter Hildebrand befürwortet. Möglichkeiten für das hiesige Motto könnten Graschas Vorschlag »Einbeck ist höflich« oder Strohmeiers Anregung »Einbeck lädt ein« sein.mru