Eine Herzensangelegenheit wird fortgesetzt

Dorfassistenz: Jutta König kann Tätigkeit über eine Freiwilligendienst-Stelle für die Ortschaften wieder aufnehmen

Es kann weitergehen, und das ist für alle Beteiligten ein großes Glück: Für die Fortsetzung des Projekts Dorfassistenz, dem sich inzwischen sechs Ortsräte beziehungsweise Ortsvorsteher angeschlossen haben, stehen die Ampeln nach einigen Stopps nun auf Grün. Jutta König (früher Seiler) kann ihre Arbeit zum 1. Juni wieder aufnehmen.

Einbeck. Eigentlich sollte das Projekt Dorfassistenz, das Anfang 2013 erstmals in verschiedenen Ortschaften angeboten wurde, über das Integrierte Entwicklungskonzept (IEK) weiter laufen – eine Lösung, die so dann aber doch nicht umgesetzt werden konnte, wie Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek bedauerte. Man habe dennoch für dieses für die Ortschaften wichtige Vorhaben einen anderen Weg gefunden: Jutta König ist von der Diakonie Bad Gandersheim im Rahmen des Bundefreiwilligendienstes (Bufdi) angestellt worden. Daneben tritt sie in ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis bei der Stadt Einbeck ein: ab 1. Juni mit 24 Stunden im Monat als Dorfassistentin. Als Alternative hätte man noch die Möglichkeit gehabt, einen Teil der Kosten aus dem allgemeinen Haushalt zu tragen, denn die Dörfer allein hätten die finanzielle Last nicht stemmen können.

Mit dem Programm Dorfassistenz, das über die Deutsche Angestelltenakademie und die Arbeitsagentur entwickelt wurde, sei man gut gestartet. Die Fortführung habe aber schnell Ernüchterung gebracht, erinnerte der Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste und Soziales, Arnd Severidt. Immerhin ein Jahr habe man nun gebraucht, um dieses Ergebnis zu finden. Der erste Stolperstein war dabei der Bundesfreiwilligendienst: Die Anerkennung war erfolgt, allerdings hatte das zuständige Bundesamt kein finanzielles Kontingent für die Stadt Einbeck. Eine Anstellung über die Stadt Einbeck kam aus Kostengründen nicht in Frage, und die Umlegung ausschließlich über die Ortsräte war ebenfalls zu teuer. Da die Diakonie feste Kontingente im Freiwilligendienst hat, konnte die Einstellung auf diese Weise erfolgen. »Wir sind froh, dass es mit dieser Lösung funktioniert, und wir danken der Diakonie Bad Gandersheim, dass diese Kooperation möglich ist«, so Fachbereichsleiter und Bürgermeisterin.

»Wir mussten dabei viele Steine aus dem Weg räumen«, blickte Beatrix Tappe-Rostalski, Ortsbürgermeisterin von Opperhausen, zurück. Immer wieder hätten die Ampeln auf Rot gestanden, aber jetzt sei doch noch ein kreativer Weg gefunden worden, sogar mit einer Alternative. »Das ist der Hammer. Ich bin so froh für Opperhausen, und ich könnte Frau König sofort einsetzen.« Man habe alles getan, damit es weitergehen könne – das sei eine Investition in die Zukunft.

Neu in der Runde der Ortschaften, die Dorfassistenz nutzen wollen, ist Salzderhelden:?»Beatrix Tappe-Rostalski hat bei uns dafür geworben, und nach dem Kennenlernen habe ich gewusst: Wenn es jemand macht, dann Frau König«, so Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller zum Entschluss, sich anzuschließen. »Sie ist jemand, der schnell Kontakt knüpft und zu dem die Menschen Vertrauen fassen können.« Ebenfalls neu ist Kreiensen. Es habe, sagte Ortsbürgermeister Hans Henning Eggert, zunächst Bedenken gegeben, zumal Kreiensen eine große Ortschaft sei: »Es kommt was auf Sie zu.« Aber er stimmt mit Jutta König überein, dass Strukturen vor Ort entwickelt werden müssten: »Das ist keine Ein-Frau-Geschichte, sondern dabei werden viele einbezogen«, sagte sie.

Er habe Jutta König als sehr aufgeschlossen erlebt, ihre Persönlichkeit tue den Menschen gut, verwies Garlebsens Ortsbürgermeister Hans-Jörg Kelpe auf die bisherigen guten Erfahrungen. Konkret habe sie noch keine Einsatzideen, so Haieshausens Ortsvorsteherin Nicole Harnisch. Aber das Projekt sei in die Zukunft gerichtet:?Irgendwann werde es auch in diesem Dorf die Notwendigkeit für diesen wichtigen Dienst geben. Auf die Ortschaften, die sich am Programm beteiligen, kommt eine monatliche Belastung von rund 60 Euro zu. In der Diakonie in Bad Gandersheim hilft Jutta König unter anderem beim Ausfüllen von Formularen beziehungsweise Anträgen, beispielsweise von Flüchtlingen. »Ich arbeite gern mit Menschen. Mir gefällt es, Netzwerke zu knüpfen – das ist meins, das macht mich glücklich.« Etwas bewegen zu dürfen, das wünscht sich die Heckenbeckerin von ihrer Stelle in der Kurstadt, die mit 20 Stunden pro Woche veranschlagt ist. Weitere sechs Stunden pro Woche sind für die Dorfassistenz vorgesehen. »Das ist mir ein Herzensanliegen«, betont die 51-Jährige. Einen Zeitplan, wie sie in Haieshausen, Billerbeck, Salzderhelden, Kreiensen, Opperhausen, Garlebsen, Ippensen und Olxheim tätig werden will, hat sie schon:?Donnerstags von 8 bis 14 Uhr ist sie Ansprechpartnerin für die Dörfer. Das sei klar, kompakt und zugleich variabel.

Nach dem Vorbild der früheren Gemeindeschwester wolle sie dort Hilfe anbieten, wo sie gebraucht werde. Die Pause, die sich nach dem Auslaufen der früheren Stelle bis zum jetzigen Anschluss ergeben habe, sei lang gewesen, bedauerte sie. Ein Auf und Ab sei es gewesen, aber sie habe immer Vertrauen gehabt, dass es ein gutes Ende gebe. »Ich kann’s noch gar nicht glauben«, wunderte sie sich. Ohne die ausdrückliche Hilfe von Beatrix Tappe-Rostalski und Hans-Jörg Kelpe, die nicht locker gelassen hätten, wäre das aber vermutlich nichts geworden. Auf Sicht, so ihr Wunsch, wäre es schön, wenn Dorfassistenz ihre Hauptaufgabe werde.

Das Freiwilligen-Projekt ist befristet auf 18 Monate. Dass und wie es anschließend weitergeht, dafür wird es eine Lösung geben, ist sie überzeugt: »Das kriegen wir hin.« Schön sei gewesen, dass die Stadt Einbeck immer offene Ohren für die Idee hatte und sie am Leben erhalten habe. »Das Projekt bleibt in der IEK-Liste«, bestätigte Bürgermeisterin Dr. Michalek.ek