»Eine Schließung wäre ein schwerer Einschnitt«

Lehrschwimmbecken der Geschwister-Scholl-Schule: Lehrer, Eltern, Förderverein und Vereine treten für Erhalt ein

Einbeck. Die Stadt Einbeck hat einen Investitionsbedarf von 560.000 Euro ermittelt – eine Menge Geld, und angesichts dieser Summe gibt es in der Politik Stimmen, die eine Schließung des Bades befürworten. Stattdessen könnte eine Gymnastikhalle eingerichtet werden. Das wäre sowohl für die Schul- als auch für die Vereinsnutzung ein schwerer Einschnitt, wie die Betroffenen deutlich machen.

Das Lehrschwimmbecken verfügt über einen Hubboden, ist also nach Ansicht der Lehrer, Eltern und Vereine optimal zum Erlernen des Schwimmens. Die Schwimmhalle wird durch zahlreiche Gruppen genutzt. Gebaut wurde sie, erinnert Gerhard Steffen vom Förderverein, vor 50 Jahren für das Schulschwimmen, aber auch als öffentliche Schwimmhalle, bevor das Hallenbad gebaut wurde. Im Lauf der Jahre seien immer mehr kleine Lehrschwimmbecken in den Schulen geschlossen worden; es sei einzigartig, dass es dieses Bad noch gebe, denn es ermögliche sowohl das Lernen in der Schule als auch Vereinsarbeit. Angesichts einer derzeit offenen Entwicklung der Schullandschaft sollte man auch eine so gravierende Entscheidung über die Halle bis 2018 vertagen, so Steffens Vorschlag. Wenn man die Schwimmhalle heute schließe, könne man sie dann, wenn die Grundschule einmal vergrößert werde, nicht wieder öffnen. Vollendete Tatsachen dürfe man jetzt noch nicht schaffen. Ein Investitionsstau sei vorhanden, die Einrichtung sei reparaturanfällig, aber das Becken sei betriebsfähig. Auch mit Blick auf Ganztagsbeschulung, Integration und Inklusion sollte man die Möglichkeiten zum Schwimmen im Blick behalten, betont Steffen. Immerhin sei die Geschwister-Scholl-Schule auch bis 2018 Schwerpunktschule zur Inklusion.

In der Vergangenheit sei immer nur geflickt, aber nicht investiert worden, ergänzte Elternvertreter Jürgen Traupe. Anders sei die geschätzte Investitionssumme nicht zu erklären. Außerdem sollte man überlegen, ob man dabei nicht eine zeitliche Aufteilung vornehmen oder anders sparen könne: Es müsse kein Nobelbad werden. Als notwendig wird die Erneuerung von Fenstern, Filter-, Umluft- und Sanitäranlagen sowie Umkleiden angesehen. Das 1964 gebaute Schwimmbad habe sich inzwischen schon dreimal bezahlt gemacht, es sei eine Menge Nutzen daraus gezogen worden, so Vereinsvertreter Arne Radtke-Delacor. Für den SC Hellas gelte, dass mit Schließung des Bades die Hälfte der Trainingsgruppen wegbrechen würde, denn es gebe keine Ausweichmöglichkeit. Das Hellas ist mit bis zu drei Gruppen täglich in der Halle, das sind 85 bis 100 Kinder pro Woche. Ähnlich sehe er das auch für den Einbecker Sportverein und die DLRG als weitere Nutzer. Die DLRG hat ebenfalls bis zu 30 Kinder in jeder Gruppe, hinzu kommen Wassergymnastikangebote. Genutzt wird es auch vom Einbecker Familien-Servicebüro als Möglichkeit für Frauen mit Migrationshintergrund, in einem geschützten Raum außerhalb der Öffentlichkeit zu schwimmen, vom Einbecker Judo-Club und von der AOK. Bedenklich sei der Wegfall des Bades für die Schwimmfähigkeit, sorgt sich Radtke-Delacor. Ohnehin werde darüber geklagt, dass immer weniger Kinder schwimmen können. Man müsse Voraussetzungen schaffen, dass sich das ändere. Didaktisch sei die Schwimmhalle geeigneter als das Hallenbad. Eine Schließung, ist er sicher, werde Schaden anrichten, der nicht vereinbar sei mit den Ansprüchen einer familienfreundlichen Stadt. Man könne auf diesem Weg nicht sparen, sondern an anderer Stelle müsse zusätzliches Geld ausgegeben werden, etwa in den Familien oder gesamtgesell- schaftlich. Zudem gebe es für die Schüler immer weniger Freizeit und somit die Chance, dann schwimmen zu lernen. Ausweichmöglichkeiten seien illusorisch, das Hallenbad sei seiner Ansicht nach an der Grenze der Kapazitäten, und eine Schließung bedeute einen Ausschluss aller jetzigen Nutzer. Der Schnellschuss werde sich keineswegs als finanzieller Befreiungsschlag äußern.

Anja Sehlen, Schwimmlehrerin und Fachleiterin an der Geschwister-Scholl-Schule, betonte, wie wichtig es sei, im Kindesalter schwimmen zu lernen. Ab der ersten Klasse beziehungsweise ab dem Schulkindergarten gibt es an der Schule eine Schwimmstunde pro Woche. »99 Prozent der Schüler verlassen unsere Grundschule mindestens mit dem Jugendschwimmabzeichen in Bronze, das bedeutet, sie sind einigermaßen sichere Schwimmer.« Da es viele Familien gebe, in denen der Schwimmbadbesuch nicht üblich sei, würden die Kinder das bis zum Schulbesuch gar nicht kennen. »Wenn sie es bei uns nicht lernen, lernen sie es vermutlich gar nicht.« Der Erlass sehe Schwimmunterricht in der Grundschule während eines Schuljahres vor; sei das erst in der dritten oder vierten Klasse der Fall, wäre das für viele Kinder zu spät. Zudem lobt sie die optimalen Bedingungen: »Bei uns hat der Lehrer während des Unterrichts die ganze Gruppe im Blick, und der Transfer zum Hallenbad, der wieder Zeit kostet, entfällt ebenfalls.« Sie wolle einräumen, dass diese Schulschwimmhalle Luxus sei und die Schule entsprechend verwöhnt sei, so Anja Sehlen. Allerdings sollte man auch darüber nachdenken, eventuell über Eintrittsgelder der Nutzer einen Beitrag zum Erhalt der Halle zu leisten - im Hallenbad zahlten die Gruppe auch Eintritt. Die Schule geht von einem jährlichen Unterhaltungsaufwand von etwa 20.000 Euro aus.  Im Hallenbad, so Gerhard Steffen, werde es für die einzelnen Gruppen ziemlich eng: Schon jetzt gebe es zeitliche Engpässe, und je mehr Schul- und Übungsbetrieb dort laufe, desto größer würden die Einschränkungen für die anderen Badegäste.

Das Thema Schließung liege nach ersten Gesprächen im Fachausschuss derzeit in den Fraktionen, führte Schulleiterin Petra Bayer aus. Besonders für das Ganztagsangebot der Schule sei das Schwimmen sehr wichtig und eine gute Ergänzung.

»Die hohe Investitionssumme soll Angst machen«, meinen Eltern und Förderverein. Es gebe sicher Möglichkeiten, die erforderlichen Schritte aufzuteilen. Und die Fenster, für die seit Jahren Sanierungsbedarf besteht, müssten auch erneuert werden, wenn aus der Schwimm- eine Gymnastikhalle werde. Entscheidend seien der politische Wille und die Überzeugung, dass das Bad notwendig sei. ek