Einen lebendigen Ort für Begegnung und Dialog schaffen

Förderverein Alte Synagoge in Einbeck: Jahreshauptversammlung / Projekt kommt mit Umsicht voran / Im finanziellen Rahmen

Über den Stand des Sanierungsprojekts in der Baustraße haben sich die Mitglieder des Fördervereins Alte Synagoge in Einbeck bei der Jahreshauptversammlung informieren können. Im Mittelpunkt standen die Berichte des Vorstands, es ging um zahlreiche Gespräche, die geführt und Kontakte, die geknüpft wurden, um Veranstaltungen und um die Bausituation sowie die Finanzen.

Einbeck. Den Bericht über die Arbeit des vergangenen Jahres begann Vorsitzender Frank Bertram mit einem Dank an die Vorstandskollegen, denn eine derart umfangreiche Aufgabe lasse sich nur im Team bewältigen. Der Verein zählt zurzeit 54 Mitglieder. Einmal monatlich fand eine Vorstandssitzung statt. Im Juli ist der Vorstand in Klausur gegangen, um Ziele und Standpunkte zu beleuchten. Hilfestellung leistete dabei Marco Spindler, Fundraiser im Kirchenkreis Leine-Solling. Ein Ergebnis, führte Bertram aus, sei ein neuer Info-Flyer des Fördervereins, und Spindler werde auch bei der Gestaltung der Internet-Seite helfen. Zudem konnten Ziele und Aufgaben des Vereins präzisiert werden. Kern der Arbeit sei es, einen lebendigen Ort der Begegnung und des offenen Dialogs zu schaffen, dabei wolle man respektvoll mit der Vergangenheit umgehen. Kulturgeschichtliche Bildung stehe ebenso im Fokus wie die Lebensfreude der jüdischen Kultur, und so freue man sich auf eine weltoffenen Stätte.Viel Besuch habe es auf der Baustelle im vergangenen Jahr gegeben, unter anderem von der damaligen niedersächsischen Kultusministerin Johanna Wanka, inzwischen Bundesbildungsministerin, vom Präsidenten der Klosterkammer, Hans-Christian Biallas, und von Landtagsabgeordneten von CDU, FDP und SPD. Die Kulturfachgruppe der GfE hat sich ebenso informiert wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Priesmeier. Auf großes Interesse, so Bertram, sei das Vorhaben bei der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Göttingen, gestoßen.

Man konnte wieder einen Abend im Gedenken an die Bücherverbrennung im Mai 1933 organisieren, aus »Büchern aus dem Feuer« lasen Inge Hüttig und Heinrich Sprink. Auf hohes Interesse sei der Tag des offenen Denkmals im September gestoßen, und an die Gedenkfeier am 9. November in der Bismarckstraße schloss sich eine Lesung in der Alten Synagoge an. Jede Veranstaltung sei auf eigene Weise wichtig, betonte Bertram, und man sei mit allen sehr zufrieden gewesen. Auf die Bausituation ging Vorstandsmitglied Joachim Voges ein. Bereits 2011 wurde das Dach auf die ursprüngliche Form herunterzogen. Das Gebäude wurde entkernt und der Sockel saniert. 2012 sei die Auftragsvergabe für Fenster und Türen vorbereitet worden. Man habe sich entschieden, sie zu vergrößern, damit mehr Licht und Transparenz ins Gebäude komme. Die Arbeiten zum Preis von rund 23.000 Euro seien vergeben. Sie sollen am 10. Mai beendet sein, denn am 12. Mai findet die nächste Lesung statt. Für alle Fenster, freute sich Voges, habe man finanzielle Paten gefunden.

Zur Heizung, dem nächsten großen Projekt, gebe es verschiedene Ideen der Mitglieder. In diesem Jahr werde man dazu aber nicht mehr tätig werden. Die Arbeit des Fördervereins, der 2004 gegründet wurde, gehe langsam, aber nicht schleppend voran, betonte er. Für die Fertigstellung der Alten Synagoge habe man sich kein zeitliches Ziel gesetzt. Das Nebengebäude habe schon ein neues Dach, hier müsse der Sockel noch erneuert werden, und dann könnten die Arbeiten parallel zum Hauptgebäude erfolgen.

Vieles, was geschehe, sehe man dem Gebäude von außen nicht an, ergänzte der Vorsitzende. Zahlreiche Kontakte seien geknüpft worden, auch hinsichtlich weiterer Förderungsmöglichkeiten. »Wir legen zurzeit ein Mosaik, bei dem viel ineinander greift«, führte er aus. Wichtig sei, dass das Gebäude schon jetzt im Baustellen-Zustand genutzt werde. Dass sich der Verein im finanziellen Zielkorridor bewege, machte Schatzmeister Lutz-Henning Hesse deutlich. Die Baukosten seien auf rund 300.000 Euro veranschlagt, etwa 100.000 habe man bisher ausgegeben. Förderanträge seien an verschiedenen Stellen gestellt, da sehe man noch Potenzial. Dazu müsse man aber ein Netzwerk an potenziellen Unterstützern aufbauen. Ganz wichtig sei dem Verein, dass er bisher keine Schulden gemacht habe, und das solle auch so bleiben. Auf die Aufnahme ins Programm »Städtebaulicher Denkmalschutz« verwies Fachbereichsleiter Gerald Strohmeier. Somit wäre eine namhafte Unterstützung möglich, und daraus könnte man einen weiteren Baustein zur Realisierung entwickeln. Dafür gelte es ein Konzept, eine Kostenschätzung und einen Förderantrag vorzubereiten. Gegen die Arbeit des Schatzmeisters gab es keine Einwände, Dieter Meißner, der die Kasse mit Jürgen Hüttig geprüft hatte, stellte den Antrag auf Entlastung des Vorstands, was einstimmig erteilt wurde. Auf eigenen Wunsch schied Beisitzerin Inge Hüttig aus dem Vorstand aus. Man werde ihre Aktivitäten und ihr Engagement vermissen, dankte der Vorsitzende. Einstimmig wurde Margarete Voges als Nachfolgerin gewählt. Die Kasse wird Dr. Ursula Beckendorf prüfen.

Eine Wanderausstellung wird vom 22. April bis zum 13. Mai in der Sparkasse am Marktplatz zu sehen sein, kündigte Frank Bertram an. Die Ausstellung heißt »Man hat sich hierzulande daran gewöhnt« und beschäftigt sich mit Antisemitismus. Diesmal an einem Sonntag, 12. Mai, gibt es ab 17.30 Uhr eine Lesung in der Alten Synagoge mit »Büchern aus dem Feuer«. Jürgen Graessner liest unter dem Motto »Kein Blatt vorm Mund« aus Gedichten von Robert T. Odemann. Auf dem Terminkalender des Vereins steht am Sonnabend, 1. Juni, die Teilnahme an der Konferenz des Netzwerks »Erinnern und gedenken«, die das Thema »Wie gelingt ein Ort des Dialogs?« zum Inhalt hat, und im September ist er wieder beim Tag des offenen Denkmals dabei. Am Sonnabend, 9. November, wird zum Konzert mit den drei Musikerinnen von »Klezmers Techter« in die Neustädter Kirche  eingeladen. Ein Teil des Erlöses an diesem Abend wird dem Förderverein Alte Synagoge zugute kommen. ek