Engagierte Arbeit zum Wohl der Bewohner auf vier Pfoten

Großer Andrang beim Tag der offenen Tür der Villa Wuff / Rund 100 Tiere pro Jahr werden vermittelt / Ziel: Schnell ein Zuhause finden

Wie in den Vorjahren war das Interesse wieder riesengroß: Mehr als 1.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, bei einem Tag der offenen Tür die Villa Wuff kennenzulernen, und bei Führungen über das Gelände erfuhren die Gäste viel über die Arbeit des Einbecker Tierschutzvereins. Sie lernten aber auch traurige Schicksale auf vier Pfoten kennen.

Einbeck. Die Villa Wuff vor dem Toren Einbecks ist seit 2006 ein anerkanntes Tierheim. Tierschutz wird hier von Holger Niedrig bereits seit rund 20 Jahren betrieben. Über die Jahre hinweg hat sich die Anlage immer weiter vergrößert. Katzen werden nicht aufgenommen - dafür ist das Katzenteam zuständig -, sondern nur Hunde und Kleintiere. Die Stadt Einbeck zahlt rund 3.000 Euro pro Jahr an den Verein, das sei allerdings, so hieß es, nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein bei Kosten von 80.000 bis 100.000 Euro pro Jahr. Vor allem Tierarztkosten sowie Unterhalt und Futter müssten bezahlt werden. Gerade weil es sich häufig um verletzte, alte oder kranke Tiere handele, seien die Behandlungskosten hoch. Wichtige Einnahmequellen für den Verein sind Spenden sowie die Beiträge der derzeit rund 400 Mitglieder. Vermittelt werden etwa 100 Tiere im Jahr, wobei die durchschnittliche Verweildauer bei zehn bis elf Tagen liegt. So schnell wie möglich ein neues Zuhause finden, das ist das Ziel des Teams. »Hier kann die Unterbringung nur eine Notlösung sein«, sagte Heiko Jörns, der als Tierschutzmitglied eine der Gruppen führte.

Zugang von außen gibt es lediglich zu einem Zwinger. Dafür hat die Polizei den Schlüssel, falls die Beamten einmal ein Fundtier abgeben müssen, während niemand auf dem Gelände ist. Das sei, berichtete Heiko Jörns, aber so gut wie nie der Fall.

Bei der Villa Wuff handele es sich um das erste und einzige voll ökologische Tierheim in Deutschland, erfuhren die Besucher weiter. Geheizt werde mit Holz, und durch eine zweckgebundene Erbschaft konnte eine Solaranlage installiert werden. Sie produziert pro Jahr 11.000 Kilowattstunden Strom, wovon nur ein Teil selbst benötigt wird; der Rest wird ins Netz eingespeist. Das bringt Geld in die Kasse, und es lassen sich Betriebskosten sparen. Die Zwinger sind teilweise wintertauglich ausgebaut und beheizbar.

Einige Tiere leben ständig in der Villa Wuff, dazu gehört beispielsweise der 16 Jahre alte Max. Seit sechs Jahren ist er hier zuhause; zuvor hat er sein ganzes Leben an einer kurzen Kette als Hofhund gefristet. Er habe hier, versicherte Heiko Jörns, ein traumhaftes Leben mit regelmäßigem Futter und Ausgang dreimal am Tag, was für alle Hunde gelte. Da Max einen ausgeprägten Jagdtrieb hatte, konnte er nicht vermittelt werden, und nun bleibt er hier.

Ein neues Zuhause wird dagegen für Elsa gesucht. Die drei Jahre alte kleine Mischlingshündin ist an Katzen gewohnt. Ein trauriges Schicksal hat Odin, ein Schäferhund, der bereits zum zweiten Mal hier ist; inzwischen ist er alt geworden, was seine Vermittlungschancen nicht erhöhen mag. Rex ist erst vier bis fünf Jahre alt, das Veterinäramt hat ihn zum zweiten Mal eingewiesen. Wegen einer Krankheit ist der Bordercollie-Mix derzeit noch auf eine Therapie angewiesen, in einigen Wochen ist er aber bereit für die Vermittlung. Wenig weiß man über die Herkunft von Findus, Mischling und sieben Jahre alt. Er ist sehr ängstlich, aber lieb, könnte also, nach einer entsprechenden Trainingszeit, in der er sich an Menschen gewöhnt, ein treuer Begleiter sein. Ängstlich ist ebenfalls Meda, ein Abgabehund, vier bis fünf Jahre alt. Auch über sie weiß das Team bisher leider wenig. Eingerichtet ist die Villa Wuff auch auf Notfall-Pflegefälle: Wenn etwa ein Herrchen oder Frauchen kurzfristig ins Krankenhaus muss, gibt es in der Regel einen Platz, wo das Tier übergangsweise bleiben kann. Andere Besitzer bringen ihre Tiere, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben oder nicht mehr gut unterwegs sind, bewusst in die Villa Wuff - laden sie ab mit allen Sorgen. Gera ist so eine alte Gnadenbrot-Hündin, von der man hofft, dass sie den Sommer noch überlebt, bevor vielleicht die schwere Entscheidung getroffen werden muss, sie einzuschläfern.

Wenn es um die Vermittlung der Tiere geht, kommt es beispielsweise darauf an, ob sie sich mit Katzen oder (kleinen) Kindern vertragen. Es sei wichtig, die »richtigen« Partner zusammenzubringen, hieß es dazu. Deshalb werden die Hunde nicht sofort dauerhaft abgegeben, sondern erst einmal 14 Tage zur Probe. Erst wenn die Chemie auf beiden Seiten stimmt, erfolgt die endgültige Übernahme. So könne man das Risiko sowohl für die Tiere als auch für die Familien gering halten.

Verletzte oder kranke Tiere werden zunächst einmal im Quarantänezwinger untergebracht. Für soziale Notfälle gibt es Futterhilfen, durch die es meist möglich wird, dass die Tiere bei ihren Besitzern bleiben können und nicht im Tierheim abgegeben werden müssen. In der Regel seien die wirtschaftlichen Durststrecken auch nur kurz, so Heiko Jörns. Getragen wird die Futterhilfe teilweise durch direkte Spenden.

Auf der Nagerstation leben derzeit drei Kaninchen, zudem zwei pflegeaufwändige Teddy-Zwerge, und mehrere Meerschweinchen. Diese stammen aus einem Animal-Hording-Fall in Hattorf. Über 100 Tiere sind auf diese Weise in die Villa Wuff gekommen, und bis auf Rapunzel, die als gesundheitlicher Pflegefall vermutlich zurückbleiben wird, konnten inzwischen alle vermittelt werden.

Vor der Villa Wuff hatten die Mitglieder einen Flohmarkt aufgebaut, und der Erlös von Kaffee, Kuchen und Grillstand kam ebenfalls der engagierten Arbeit zu Gute.ek