Erfahrungen, die unbezahlbar sind
Abgeordneter Priesmeier trifft Stipendiaten Unger nach seinem Amerika-Jahr
Einbeck. Besonders beeindruckt habe ihn die Mentalität der Amerikaner, die seine Sichtweise über Deutschland und Amerika beeinflusst habe. So herrsche in Deutschland eine viel größere Distanz und Hierarchie aufgrund des Siezens. »In Amerika habe ich meinen Chef nach nur zwei Stunden geduzt. Das machte das Arbeiten viel stressfreier«, berichtet Henning, der vor dem Stipendiat als Gestaltungstechnischer Assistent in Göttingen arbeitete.
Nach einem halben Jahr auf dem College, musste sich der Nörtener eine bezahlte Praktikumsstelle suchen. Obwohl es in Atlanta viele deutsche Firmen gebe, sei dies aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage schwer gewesen. Schließlich konnte Henning in der Marketingabteilung eines Reinigungsmittelherstellers den notwendigen Platz bekommen. »Eine Ausbildung kennen die Amerikaner nicht. Stattdessen kann man sich dort ohne Meister selbstständig machen. Dazu gab es auch im Bundestag heftige Debatten«, unterstreicht Dr. Wilhelm Priesmeier das Problem deutscher Firmen in Amerika, geeignete Arbeiter zu finden.
Selbstverständlich war Politik ein Thema zwischen dem Stipendiaten und seinem Bundestagsabgeordneten. »Dadurch, dass meine Gasteltern Republikaner waren, haben wir tolle Diskussionen über Obamas Politik geführt.« Alles sei in Amerika tief verwurzelt, sodass es Obama nicht möglich gewesen sei, dies in der kurzen Zeit von vier Jahren zu verändern. »Sie wollen, dass Romney gewinnt«, erzählt Henning bei der Erinnerung an die Diskussionen.
Neben der Weite des Landes mit vollkommen anderen Relationen von Entfernungen, dem schlechten öffentlichen Verkehr und der Notwendigkeit eines Autos, war Henning vom »Community Service« begeistert. »Es ist für die Amerikaner selbstverständlich, 40 Pflichtstunden für die Allgemeinheit zu leisten. Ich selbst habe in der Suppenküche geholfen. Das soziale Engagement – häufig verbunden mit der Kirche – ist dort im Süden sehr groß.« Das habe in den vergangenen zehn Jahren hier in Deutschland, beispielsweise bei den Tafeln, erst zugenommen, unterstreicht Dr. Priesmeier, der mit Henning noch über die Sichtweise der Amerikaner zur Euro-Krise und vieles mehr sprach.
»Ich freue mich, dass Henning durch das PPP so positive Erfahrungen gemacht und für ihn wichtige Impulse erhalten hat, die ihn jetzt zum Studium »Internationales Marketing« bewegt haben. »Ganz hervorragend finde ich, dass er von sich aus in seine ehemalige Berufsschule BBS 2 gegangen ist, um Mitschülern von seinen Erfahrungen mit dem PPP zu berichten. Jugendliche nehmen so etwas von Gleichaltrigen eher an, als wenn ich dort hingehen würde, um das PPP anzupreisen«, schmunzelt der SPD-Bundestagsabgeordnete, der als Dankeschön für »diese Super-Erfahrung, eine andere Kultur zu verstehen« zum Abschluss Henning Grundnahrungsmittel während seines Amerika-Jahres geschenkt bekam: Erdnussbutter!oh