Erinnern für die Zukunft

Tafel auf dem Einbecker Zentralfriedhof aufgestellt

Mit Text und Fotos rückt die Geschichts- und Erinnerungstafel Kriegsgräber, auch das Gräberfeld für Zwangsarbeiter und die Grabstellen der ehemaligen jüdischen Gemeinde sowie das Ehrenmal am Kirschenberg und das Mahnmal für die zerstörte Synagoge an der Bismarckstraße in den Fokus.

Einbeck. Wegen der Pandemie ist die Einweihung der Geschichts- und Erinnerungstafel auf dem Zentralfriedhof Einbeck auf das Frühjahr 2021 verschoben worden. Die Tafel aber steht bereits an ihrem Platz auf dem Friedhof, kurz hinter der Friedhofskapelle. Sie rückt Kriegsgräber, auch das Gräberfeld für Zwangsarbeiter und die Grabstellen der ehemaligen jüdischen Gemeinde sowie das Ehrenmal am Kirschenberg und das Mahnmal für die zer­störte Synagoge an der Bismarckstraße in den Fokus.

Die Geschichts- und Erinnerungstafel ist entstanden im Rahmen eines Schulprojektes der IGS Einbeck. Schüler des Wahlpflichtkurses Gesellschaftslehre »Stadt und Region Einbeck« haben sie im Schuljahr 2019/20 erarbeitet. Unterstützt wurden sie vom Bauhof, dem StadtMuseum, dem Stadtarchiv, finanziell von der Stiftung »Gedenken und Frieden« des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Einbecker Geschichtsverein.

In Text und Fotos werden vier Gräberfelder auf dem 1903 angelegten Zentralfriedhof beschrieben. Das ist zum einen das Gräberfeld Erster Weltkrieg (1914 bis 1918). Die meisten Einbecker Gefallenen konnten jedoch nicht hier bestattet werden, sondern liegen auf Soldatenfriedhöfen in der Nähe der Fronten, erfahren die Leser. Die Verletzten wurden mit Zügen zurück nach Deutschland transportiert und auf Lazarette im Land verteilt. Im Einbecker Lazarett wurden neben einheimischen auch fremde Soldaten gepflegt. 44 Männer, die hier verstarben, wurden ungeachtet ihrer Herkunft auf dem Einbecker Friedhof begraben.

Auf dem Gräberfeld Zweiter Weltkrieg (1939 bis 1945) liegen 68 Menschen begraben. Auch sie stammen aus dem gesamten ehemaligen Deutschen Reich. Hier liegen auch die Mitglieder der »Gruppe Neupert«, die einen sinnlosen Tod starben: In den letzten Kriegstagen stellten sich drei Hitlerjungen unter Leitung eines Leutnants den anrückenden Amerikanern entgegen, obwohl der Krieg eigentlich bereits verloren war.

Das Gräberfeld für Zwangsarbeiter liegt am westlichen Rand des Friedhofs, hier liegen Menschen aus Polen, der Ukraine, Bulgarien, Frankreich, Tschechien und Russland. Sie wurden von Betrieben und Haushalten eingesetzt, untergebracht waren sie in primitiven Baracken. Als »Gemeinschaftsfremde« waren sie aus der sogenannten »Volksgemeinschaft« ausgegrenzt. Viele von ihnen starben an Unterernährung. Um ihre Ausgrenzung auch im Tod sichtbar zu machen, wurde ihr Gräberfeld am Rand angelegt.

Die jüdischen Gräber erhielten ein eigenes Areal rechts vom Haupteingang. 1910 wurden 20 Grabstellen eingerichtet. Die jüdischen Familien bekamen im Unterschied zur älteren jüdischen Begräbnistradition nun Familien- grabstätten. Die Grabinschriften wurden hier oft deutsch, teilweise noch hebräisch verfasst. Einige Vorfahren der Familien, für die in Einbeck Stolpersteine verlegt worden sind, liegen hier begraben.

In Verbindung mit den Gräbern gebracht werden auf der Tafel zum einen das Ehrenmal am Kirschenberg und das Mahnmal für die Neue Synagoge an der Bismarckstraße. Das Ehrenmal am Kirschenberg wurde 1933 für die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs errichtet. Es war eigentlich für alle Einbecker Gefallenen gedacht. Die Nationalsozialisten missbrauchten es jedoch für Propagandazwecke. Deshalb wurden die Namenstafeln, die auch die Namen der jüdischen Soldaten gezeigt hätten, weggelassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Hakenkreuze am Ehrenmal entfernt.

1896 wurde eine neue Synagoge für die wachsende jüdische Gemeinde eingeweiht. Im maurischen Stil erbaut, war sie ein auffälliges Gebäude im Stadtbild. Am 9. November 1938 wurde sie wie fast alle deutschen Synagogen von den Nazis niedergebrannt. 1968 ließ die Stadt gegenüber des Synagogengrundstücks ein Mahnmal errichten. Heute gedenken die Einbecker hier am 9. November jeden Jahres der Reichspogromnacht.sts