Es darf nicht sein, dass es ein Jahr kein Haus der Jugend in Einbeck gibt

»Rettung der Einbecker Jugend«: Initiative macht sich für reibungslosen Übergang beim geplanten Abriss stark / Treffen immer sonnabends im Jugendcafé um 15 Uhr

Die Sorgen sind groß, die Unsicherheiten auch, und viel Wissen, was passiert, gibt es – bisher – nicht. Allerdings können die Einbecker Jugendlichen vom ersten Treffen der Gruppe »Rettung der Einbecker Jugend« mit Politik und Kornhaus-Stiftung eines mitnehmen: Bevor das Haus der Jugend für einen Hotelneubau abgerissen wird, gibt es neue Perspektiven für ein Jugendzentrum in Einbeck. Dabei soll nicht über die, sondern mit den Einbecker Jugendlichen gesprochen werden. Eine Gruppe, in die jeder Ideen einbringen kann, trifft sich künftig regelmäßig.

Einbeck. Gut besucht war das erste Treffen der Gruppe »Rettung der Einbecker Jugend« im Haus der Jugend – nicht nur Jugendliche waren dabei, sondern auch Politiker sowie Vertreter der Kornhaus-Stiftung. Sie plant, in unmittelbarer Nachbarschaft des künftigen »PS.Speichers« ein Hotel mit mindestens 50 Zimmern bauen zu lassen. Als geeignetes Gelände wurde dafür das Haus der Jugend ausersehen, und nach einem entsprechenden Zeitungsbericht haben sich innerhalb weniger Tage besorgte Jugendliche zu-sammengefunden. Sie wollen wissen, wie es mit ihrem Jugendzentrum weitergeht und welche Alternativen für die Zukunft es gibt, denn bisher bleibt vieles noch vage – was allerdings auch Eigentumsverhältnissen und offenen Grundstücksfragen geschuldet ist, die zunächst vertraulich behandelt werden müssen.

Zunächst ging es den Jugendlichen darum, den Wert des Hauses der Jugend darzustellen. Es gibt einen Konzert- und einen Proberaum für Bands. Verschiedene Vereine haben hier ihre Versammlungsräume, KiT Youth hat seine Redaktionszentrale, es gibt Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten wie Billard und Tischtennis, und auch die Ferienpassaktionen laufen über dieses Haus. Die Musik-Initiative »jimie« hat ihr Zuhause im Haus der Jugend, ebenso werden Projektionsprojekte mit den Schulen durchgeführt. Es gibt eine verlässliche Ferienbetreuung, der Jugendring ist dort untergebracht, die Funker haben einen eigenen Raum, es findet Islam-Unterricht statt, und Kreativangebote werden gemacht. Soeben wurde der Fitnessraum renoviert, und er wird gut genutzt.

Hausaufgabenbetreuung und Integrationsgruppen sind ebenfalls angesiedelt – ein dickes und vielseitiges Paket an Aktivitäten. »Hier steht nichts leer«, wies Leiter Sven Könke entsprechende Aussagen der Kornhaus-Stiftung zurück. »Der Platzbedarf, den wir uns für die Zukunft vorstellen, ist mindestens so groß wie im Moment.« Den Neuanfang sollte man nutzen, um Wünsche zu erfüllen, hieß es. Das Haus der Jugend stammt aus den 60er Jahren, viele Bedürfnisse haben sich verändert. Ein ansprechendes Café wurde da ebenso genannt wie eine Kletterwand oder Angebote für Skater und Biker. Jugendpfleger Henrik Probst erinnerte an den Wunsch nach einer Funsport-Halle, die sich auch für große Veranstaltungen nutzen ließe. Viele Interesse gelten es bei der Planung einer neuen Einrichtung zusammenzuführen. Wenn der Abriss Fakt sei, müsse man zusammen etwas planen, in dem sich alle wiederfinden könnten: »Ihr sollt euch im neuen Jugendzentrum wohlfühlen.«Es sei, machte Bürgermeister Ulrich Minkner deutlich, noch keine Entscheidung gefallen. Die Kornhaus-Stiftung habe eine Idee geäußert, die für sie und die Stadt günstig sei, zumal man schon länger nach einem Hotelstandort suche. Derzeit überlege man, welche Objekte für ein »neues« Haus der Jugend geeignet seien. Bei den Jugendlichen habe sich das Interesse daran innerhalb weniger Tage explosionsartig entwickelt – das zeige ihr Interesse, sich nicht von den Alten bestimmen zu lassen.

»Wenn Jugendliche etwas sagen, muss es gehört werden«, machte »jimie«-Vorsitzender Stephan Richter deutlich. Dass man die Jugendliche mit ins Boot nehmen wolle, dazu bestand bei den anwesenden Politikern Einigkeit. Sie hätten weiter ihren Platz, und sie würden nicht »verjagt«, dieser Eindruck dürfe nicht entstehen. »Plattmachen ohne Alternative« sei auch nicht das Ding der Kornhaus-Stiftung, erläuterte Alexander Kloss als Vertreter der Stiftung. Jugendarbeit einzustampfen sei undenkbar, zumal die Stiftung sich auch Jugendpflege auf die Fahnen geschrieben habe. Die Pressemitteilung sei auch erschienen, um mit Gerüchten aufzuräumen und vernünftig zu informieren. Es seien aber, auch das hob er hervor, noch keine Fakten geschaffen worden. Gemeinsamer Wunsch sei, eine neue Lösung zu finden, die alle akzeptieren könnten.

Es dürfe keinesfalls so sein, dass das jetzige Haus abgerissen werde, ohne dass es eine Alternative gebe, machten die Jugendlichen deutlich. Sie sahen die Chance, aus der Situation heraus etwas zu entwickeln, was besser sei als der aktuelle Zustand. Man befinde sich aber erst in der achten Woche der Überlegungen, so der Bürgermeister, deshalb könne man noch keine handfesten Alternativen vorstellen. Vor einem Abriss müssen neue nutzbare Räume vorhanden sein, es dürfe nicht so sein, dass es ein Jahr lang kein Haus der Jugend gebe. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse man sich auch bei der Finanzierung anstrengen. Inhaltlich wird sich Anfang Dezember der Fachausschuss damit beschäftigen, dann sollen Jugendliche ebenfalls beteiligt werden.

Der derzeitige Schwung, so alle Beteiligten, mache Hoffnung, dass es im nächsten oder übernächsten Jahr ein Haus der Jugend gebe, in dem sich alle wohl fühlten. Interessierte Jugendliche wollen sich künftig regelmäßig treffen, um weiter an ihren Vorstellungen dafür zu arbeiten: immer sonnabends ab 15 Uhr im Haus der Jugend, Jugendcafé. ek

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