»Es wächst zusammen, was zusammengehört«

Festgottesdienst zum Zusammenschluss der Kirchengemeinden | Verabschiedung von Eva Jain | Mitarbeiterdank

Mit der Kantate »Jauchzet, frohlocket« aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach begann der Festgottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Münsterkirche. Die Kantorei sowie der Kirchen- und Kammermusikkreis unter Leitung von Kantorin Ulrike Hastedt umrahmten mit den Solisten Melanie Frenzel und Nikolaus Kahlen die Feier zur Fusion der Gemeinden St. Alexandri, St. Jacobi, St. Marien und St. Nicolai (Hullersen). Den Gottesdienst leiteten die Pastoren Daniel Konnerth, Dr. Wiebke Köhler, Martin Giering und Eva Jain, die auch verabschiedet wurde; die Predigt hielt Superintendent Heinz Behrends.

Einbeck. Einige könnten meinen, dass der Gottesdienst mit Weihnachtsoratorium, zahlreichen hochwertigen Sängern und Musikern, Gemeindefusion, Mitarbeiterdank und Verabschiedung von Pastorin Eva Jain etwas überladen sei, schmunzelte Daniel Konnerth, doch spiegele dies alles die große Dankbarkeit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wider: Pastorin Jain habe lange Jahre das kirchliche Leben in Einbeck und »ihrer« Gemeinde geprägt, während des Gottesdienstes erfreue man sich an der außergewöhnlichen Musik sowie über den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer und zukünftig könne gemeinsam das Miteinander in der »evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Einbeck« geprägt werden. Aus dem Grund solle man dankbar für den bisher gegangenen Weg sein, sich über das Jetzt und Weihnachten freuen sowie auch in Zukunft Dank annehmen oder gewähren.Viele seien zum Festgottesdienst, also zur Krippe gekommen, so Pastorin Eva Jain, um zu erfahren wie allmächtig, treu, liebvoll und heilend Gott sei. Er begleitet die Menschen auf allen Wegen – auch auf neuen Pfaden wie bei der Fusion. Die »Herrlichkeit des Herrn« war auch Thema der Lesung, bei der Dr. Elke Heege die Weissagungen von Jesaja aus dem Alten Testament vortrug.

In seiner Predigt ging Superintendent Heinz Behrends auf den Wunsch vieler Menschen ein, Weihnachen »zu Hause« zu verbringen. Sie nehmen teilweise lange Reisen auf sich, um dort zu sein, »wo meine Eltern sind, wo ich lebe oder wo ich mich fallen lassen kann.« In vertrauter Runde sei es möglich, Dinge anzusprechen, die einen belasten, aber auch neue Lebensfreude und Optimismus zu sammeln.

Zwar war die Weihnachts-Familie mit Maria, Josef und dem Jesus-Kind zu den Festtagen unterwegs, doch rühre die Sehnsucht nach zu Hause wohl von der Geschichte her, erklärte Behrends. Damals war die Welt um Bethlehem herum brutal, doch genau dort wurde Jesus, der für Unschuld, Kargheit, Verzicht auf Macht und Liebe steht, geboren. 2013 habe die Welt die Menschen in Atem gehalten: Auf den Philippinen werde das Weihnachtsfest in den Trümmern des Taifuns gefeiert, im Libanon befinden sich zwei Millionen Flüchtlinge in Lagern und in Ägypten werden Christen verfolgt. Wenn hingegen ein Kind in eine Familie kommt, fängt etwas Neues an, denn »jede neue Geburt ist wie ein Versprechen der Erlösung für die, welche selbst nicht mehr am Anfang sind.« Jeder Mensch sei ein Anfänger, auch beim Kreieren der neuen Gemeinde. Die Geschichte vom Kind in der Krippe beschreibe ein anderes zu Hause, so Behrends, nämlich eine neue Familie, die mit Sanftmut, Barmherzigkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit verbunden sei. Liebe, Verbundenheit und Gemeinschaftsgefühl wachse selbst unter den kärgsten Verhältnissen wie in Bethlehem, so dass dies auch in der neuen Gemeinde, die gut aufgestellt sei, funktionieren werde, war sich der Superintendent sicher.

Im Anschluss verabschiedete er Pastorin Eva Jain, und er erinnerte, dass sie nach dem zweiten Staatsexamen nach Einbeck gekommen sei, jetzt aber eine Stelle in Göttingen angenommen habe. Während der ganzen Zeit hier vor Ort habe ihm imponiert, wie Jain kraftvoll sowie mit viel Energie und Fleiß ihre Gemeinde geführt und seelsorgerisch betreut habe. Dabei hätte sie sich nicht gescheut, auch mal »Finger in Wunden zu legen«, um auf Gegebenheiten hinzuweisen oder um Probleme schnell zu lösen. Nicht nur für die zahlreichen offenen Gespräche, sondern auch für ihr Engagement und ihren Respekt anderen Menschen gegenüber dankte er ihr, und er wünschte Jain für die Zukunft alles Gute.

In allen vier Gemeinden gab es die schöne Tradition, den Einsatz der Ehrenamtlichen zu würdigen, erklärte Konnerth. 650 Personen setzten sich freiwillig und mit viel Einsatz für die Kirche ein, und sie opfern dabei viel ihrer »kostbaren Zeit«. Als Dank erhalte jeder Helfende eine kleine Taschenlampe, die den Menschen vor allem in der dunklen, tristen Jahreszeit gut den Weg weise. Um etwas zu erreichen, müsste man es ankurbeln, so Konnerth, und dies sei bei der Taschenlampe der Fall, aber auch bei der neuen Gemeinde.

Als er vor zehn Jahren nach Einbeck kam, gab es erstmals den Gedanken, Gemeinden miteinander zu verbinden, erläuterte Pastor Martin Giering. Seitdem wuchs die Idee kontinuierlich und man sei jetzt am Ziel: Am 1. Januar nimmt die »evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Einbeck« ihre Arbeit auf. Eine Arbeitsgruppe aus den vier Gemeinden hatte unter Leitung des Superintendenten im vergangenen Jahr ein Konzept erstellt, das von den Kirchenvorständen beschlossen sowie von der Stadt Einbeck, der Klosterkammer, des Landeskirchenamts und der Landesregierung genehmigt wurde. Wenn viele engagierte Personen zusammenkommen, gebe es viele Ideen, die man umsetzen könnte. Gemäß der Aussage »Es wächst zusammen, was zusammengehört«, hatten sich viele für die Zusammenlegung eingesetzt und treiben das Miteinander stetig voran, betonte Giering. Einiges Neues gebe es schon, wie den Internetauftritt oder den Gemeindebrief in der Einbecker Morgenpost, doch habe man sich noch viele weitere Dinge vorgenommen.

Wie auch Christus keine Grenzen kannte, »denn da, wo sich Menschen versammeln, ist eine Gemeinde«, gratulierte Behrends allen Beteiligten zum »großen Wurf« der Fusion. Zwar gebe es sicherlich einige, die das Gefühl hätten, eine vertraute Heimat in den Ursprungsgemeinden St.

Alexandri, St. Jacobi, St. Marien und St. Nicolai, also in Einbeck,  Kuventhal, Andershausen, Negenborn, Volksen, Hullersen, Holtensen und Kohnsen zu verlassen, doch biete die Großgemeinde viele Möglichkeiten: Man könnte Neues entstehen lassen, miteinander ins Gespräch kommen und ein neues gemeinsames »zu Hause« kreieren, in das jeder immer wieder gern zurückkehre, nicht nur um zu »jauchzen« und zu »frohlocken«.mru