Essstörungen – ein aktuelles Thema
Kostenlose, anonyme Sprechstunde für Mädchen und Frauen wird in Einbeck angeboten
Einbeck. Nachdem im vergangenen Oktober Anja Koop einen viel beachteten Vortrag über Essstörungen an der Goetheschule gehalten hatte, freuen sich Bettina Schneider von der Therapeutischen Frauenberatung Göttingen und Sabine Möhle, Gleistellungsbeauftragte der Stadt Einbeck, dass eine kostenlose Sprechstunde eingerichtet werden konnte. In Zimmer 116 des Neuen Rathauses werden an neun Freitagen, beginnend am 5. April, von 9.30 bis 11.30 Uhr Beratungen anonym und ohne Voranmeldung durchgeführt, um Frauen und Mädchen mit Essstörungen zu helfen.
Weitere Informationen gibt es bei Bettina Schneider, Telefon 0551/45615, bei der Therapeutischen Frauenberatung. Der Beratungsverein wurde 1984 in Göttingen gegründet, und er unterstützt Mädchen und Frauen in schwierigen Lebenslagen. Seit 2010 betreibt er eine pädagogisch-therapeutische Wohngruppe für Mädchen mit Essstörungen. Dort stehen zehn Plätze für Mädchen im Alter von zwölf bis 18 Jahren zur Verfügung.
Schneider freute sich, dass das niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration die Personalkosten der Beratungsgespräche für ein Jahr übernimmt, die Stadt Einbeck ihre Räume unentgeltlich zur Verfügung stellt und sie viel unterstützende Hilfe von Möhle bekommt.
Das Beratungsangebot richtet sich an Mädchen, die von Essstörungen betroffen sind, oder die vermuten, Probleme mit der Nahrungsaufnahme zu haben, sowie deren Familie und Lehrer. Bei mehr als 20 Prozent aller Jugendlichen gebe es erste Auffälligkeiten in Bezug auf Probleme mit der Nahrungsaufnahme, so Schneider, doch sei erschütternd, dass 90 Prozent der Betroffenen Mädchen seien.
Fragen wie: Was ist eine Essstörung, woran erkenne ich sie, was sind mögliche Ursachen oder wie läuft eine Therapie ab, beantwortet Schneider, klärt über ambulante und stationäre Behandlungsmöglichkeiten auf, unterstützt bei der Suche nach fachgerechter medizinischer und therapeutischer Betreuung oder hilft bei der Beantragung stationärer Maßnahmen. Darüber hinaus gibt sie Angehörigen und Bezugspersonen Anregungen, mit der Erkrankung umzugehen. Die Sprechstunde kann ohne Voranmeldung und anonym in Anspruch genommen werden.
»Den Wunsch nach Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort hören wir immer wieder von Ratsuchenden, die in unserer Göttinger Beratungsstelle anrufen. Gerade für junge Mädchen kann es eine große Hürde sein, eine 30 Kilometer entfernte Fachberatungsstelle aufzusuchen. Deshalb haben wir dieses Projekt beim Land Niedersachsen beantragt«, erläuterte Schneider. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Einbeck begrüßt die Initiative, da sie aus ihrer Arbeit wisse, dass sich bei vielen Mädchen die Gedanken nur noch ums Essen drehen. »Manche verweigern sich ganz, andere essen anfallsartig und erbrechen anschließend. Oft wollen die Mädchen einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen, sie fühlen sich überfordert, versuchen, die Kontrolle zu behalten.« Sie hoffte, dass Betroffene, aber auch Bezugspersonen dieses Beratungsangebot vor Ort wahrnehmen und sich Unterstützung holen.
Außer in Einbeck bietet die Therapeutische Frauenberatung auch in Northeim, Hann.-Münden und Osterode die kostenlosen Sprechstunden an.mru