Fast 30 Jahre genau am richtigen Platz beim DRK

Haus des Jugendrotkreuzes: Bärbl und Dietmar Grigoleit verabschiedet | Nachfolger Hans-Martin Grigoleit

»Die Arbeit entspricht meinen Begabungen und Fähigkeiten«, damit hat sich Dietmar Grigoleit im März 1985 um die Position des Hausverwalters im Haus des Jugendrotkreuzes in Einbeck beworben, gemeinsam mit seiner Frau Bärbl, die Hauswirtschafterin werden wollte. »Sie haben viel angekündigt damals und alles eingehalten«, würdigte nun der Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes Niedersachsen, Dr. Ralf Selbach, die Arbeit des Ehepaares Grigoleit. Nach fast 30 Jahren sind beide verabschiedet worden. Die Nachfolge ist bestens geregelt: Sohn Hans-Martin hat sich beworben und die Stelle erhalten.

Einbeck. Zu einer »Borntaler Wies’n«, einem ungezwungenen Fest, hatten die Grigoleits zum Abschied viele langjährige Wegbegleiter eingeladen, darunter den Präsidenten des DRK-Landesverbandes, Horst Horrmann. Die langjährige JRK-Lan­desleiterin Heike Bischoff, die das Haus und die Familie seit Jahrzehnten kennt, führte durch das Programm. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge entlasse man Dietmar und Bärbl Grigoleit in den wohlverdienten (Un-)Ruhestand: Man gönne ihnen die Freizeit, werde sie aber vor Ort vermissen.

2006, kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten des DRK, sei er erstmals hier gewesen, erinnerte sich Horst Horrmann. Man habe ihn gewarnt, dass er sich auf Forderungen, Wünsche und Ideen ein­stellen solle. Hier angekommen, habe er gedacht: »Donnerwetter!« Das Haus erinnerte ihn an Jugendherbergen während der Schulzeiten, eine Heimstatt für Kinder und Jugendliche, und Herbergseltern gab es ebenfalls. Hervorragende Veranstaltungen habe er hier erlebt, und er freue sich, dass die Kontinuität über die Nachfolge durch Hans-Martin Grigoleit gewährleistet sei. Das Geheimnis der Arbeit sei, dass man stets auf familiären Charakter gesetzt habe, und es sei gelungen, Verbundenheit mit allen Altersklassen zu schaffen. Es gebe nichts Schöneres, als mit Jugendlichen zusammenarbeiten zu dürfen. Er wünsche Grigoleits alles Gute, und er sei froh, dass sie dem JRK nicht verloren gingen.

Sein halbes Leben habe sich Dietmar Grigoleit für das JRK und dieses Haus eingesetzt, erkannte Geschäftsführer Dr. Rolf Selbach an. Das sei mitunter steinig und anstrengend gewesen, auch für den Geschäftsführer, schmunzelte er. Aber nur so habe man den heutigen Status erreichen können. Er sei immer gern nach Einbeck gekommen. Aus dem Bewerbungsschreiben von 1985 berichtete er, dass sich das Ehepaar gemeinsam beworben habe. Dietmar Grigoleit brachte ­Erfahrungen aus dem Jugendrotkreuz, aus der Evangelischen Jugendarbeit und aus einem Theologiestudium mit. »Ich bin ein Mensch der Praxis« schrieb er damals, Werken und Reparaturarbeiten seien sein Hobby. Seine Frau brachte hauswirtschaftliche Erfahrungen aus einem Mädchenwohnheim in Innsbruck und aus der Hotellerie mit. Den Wunsch, gemeinsam zu arbeiten, habe man erfüllen können, dafür sprach der Geschäftsführer seinen Dank aus. Und dass mit dem neuen Leiter die Familientradition fortgeführt werde, könne schöner gar nicht sein; er hoffe, dass auch er mindestens 30 Jahre hier bleibe. Für eine gute Zukunft sei jedenfalls die Bahn bereitet. Vom »JRK-Rentnerbänkle«, dem Abschiedsgeschenk des Landesverbandes, könnten sie künftig auf ihr Werk schauen: Die rustikale Holzbank soll oberhalb des Hauses im Wald aufgestellt werden. JRK-Landesleiterin Daniela Honka erinnerte sich an die erste Begegnung mit Dietmar Grigoleit vor zwölfeinhalb Jahren: Nett sei er gewesen, und er hatte immer ein offenes Ohr. Und Bärbl Grigoleit habe sie dafür bewundert, wie viel Respekt sie sich bei den Jugendlichen verschafft habe. Auch wenn bisher eigentlich kein Platz für den Gedanken an Ruhestand gewesen sei, so haben Grigoleits ihn doch verdient. »Wir brauchen noch mal ...«, wie oft hätten Grigoleits diesen Satz wohl noch gehört, als sie mit ihrer Familie noch auf dem Gelände lebten. In­zwischen hätten sie ein Haus außerhalb bezogen – und der Feierabend sei frei, sagte Daniela Honkas Vorgängerin Heike Bischoff. Viele An- und Umbauten und Ideen des Hausverwalters hätten dafür gesorgt, dass das Haus schön und erfolgreich sei. Und mit weiteren Ideen würden sie sicher ihren Nachfolger »infizieren«. Vieles sei umgesetzt und gemacht worden, was nicht selbstverständlich sei. Und auch wenn es bei den Treffen des JRK Sonderwünsche gab, so habe man immer Lösungen gefunden. Es werde hart gearbeitet, konstruktiv und kritisch begleitet, man spüre Herzlichkeit dabei. Und Bärbl Grigoleits Sonntagmorgen-Satz »Nicht mit den Koffern die Treppe runterklackern« konnten fast alle Teilnehmer der Feier auswendig hersagen. Beruf sei auch Berufung gewesen. Sie hätten sich als Teil des JRK verstanden. Sie hoffe, so Heike Bischoff, dass sie eine überwiegend gute Zeit verbracht hätten. Die Freundschaften hätten ihnen in schmerzlichen Zeiten sicher etwas zurückgegeben. Dem Nachfolger wünschte sie viel Mut für seine Aufgabe.

Er danke allen, die ihn und seine Frau fast 30 Jahre begleitet und ihnen immer wieder Mut gemacht hätten, sagte Dietmar Grigoleit. »Es hat unheimlich viel Spaß gemacht«, versicherte er, seine Frau und er hätten eine sinnvolle Arbeit gefunden. Bärbl Grigoleit dankte für das Vertrauen, dass ihnen vom DRK entgegengebracht worden sei: »Grigoleits machen das schon.« Viele hätten gesagt, sie hörten auf, wenn Grigoleits in den Ruhestand gingen – aber jetzt sei wieder ein Grigoleit da, es könnten also alle weitermachen. Sie bedankte sich weiter beim Team im Haus: Ohne die Mitarbeiterinnen habe man nichts anfangen können, und nach Großveranstaltungen seien immerhin 2.000 Quadratmeter zu putzen gewesen. Ihr Dank galt weiter der ­eigenen und der Rot-Kreuz-Familie, aber auch ihrem Ehemann als Chef, der sie seinerzeit »breitgeschlagen« habe, sich mit zu bewerben. Bärbl habe ihn bei Bedarf ermutigt beziehungsweise gebremst, gestand Dietmar Grigoleit. »Unser Geheimrezept: Wir sind ein Team, das sich gut ergänzt«, verriet er – und für Bärbl gab es ein Extra-Dankeschön und einen Kuss. Der neue Leiter werde das Team ­sicher weiter harmonisch wie einen guten Chor führen, bei dem niemand falsch singe.ek