Feuerwehreinheiten proben Zusammenspiel bei Gefahrgut

Übungsszenario auf dem ehemaligen Poser-Parkplatz: Nach Unfall unbekannte Flüssigkeit ausgelaufen / CSA-Träger im Einsatz / Viele Beteiligte

Sich theoretisch mit Gefahrensituationen zu beschäftigen, ist das Eine, sich im Rahmen von Übungsvorgaben praktisch damit auseinanderzusetzen, das Andere, und so haben Feuerwehrleute und weitere Helfer am Freitagabend in Einbeck eine große Gefahrgutübung absolviert.

Einbeck. Beteiligt waren der Gefahrgutzug der Feuerwehr Einbeck, das Deutsche Rote Kreuz Einbeck, das Technische Hilfswerk Einbeck, der dritte Zug der Umweltfeuerwehr der Feuerwehrbereitschaft 4 sowie die Arztgruppe der Umweltfeuerwehr. Mehr als 80 Beteiligte und 18 Fahrzeuge haben sich dazu auf dem Parkplatz der ehemaligen Firma Poser in der Hullerser Landstraße versammelt. Ausgearbeitet hat die Übung der Zugführer des Gefahrgutzuges der Einbecker Feuerwehr, Brandmeister Frank Schwarz. Zweck der Übung war das Trainieren der Zusammenarbeit unterschiedlicher Einsatzkräfte. Großer Wert wurde dabei auf eine gründliche Dekontamination der Einsatzkräfte gelegt. Außerdem stellte die zunächst unklare Lage eine besondere Herausforderung dar.

Das Übungsszenario, das gegen 19.15 Uhr anlief, ging davon aus, dass es bei Rangierarbeiten eines Gefahrguttransporters durch ein Leck in einem Behälter zum Austritt eines zunächst unbekannten gefährlichen Stoffes gekommen ist. Der Fahrer des Fahrzeugs wurde nicht verletzt, er benachrichtige umgehend die Feuerwehr über den Notruf. Weitere Angaben zum Unfall gab es zunächst nicht. Nach Sichtung der Ladepapiere machte sich ein Dreiertrupp der Feuerwehr Einbeck in absolut dichten Chemikalienschutzanzügen (CSA) auf den Weg zum Transporter.

Parallel dazu wurde vom dritten Zug der Umweltfeuerwehr im Abstand von 50 Metern eine Dekontaminationsstelle aufgebaut, um die eingesetzten CSA-Träger nach dem Einsatz von Stoffen zu befreien, mit denen sie eventuell in Kontakt gekommen sind. Um Gefährdungen von Mensch um Umwelt zu vermeiden, muss eine sehr sorgfältige und umfassende Dekontamination mit gründlicher Trennung in »Schwarz«- und »Weiß«-Bereich vollzogen werden.

Auf der Ladefläche des Lastwagens hatte der CSA-Trupp rasch den defekten Behälter gefunden; weitere Kleincontainer auf der Ladefläche wurden untersucht, um auszuschließen, dass sie auch undicht sind. Auslaufende Flüssigkeit wurde aufgefangen beziehungsweise gebunden, weiter wurden Maßnahmen getroffen, um das Einsickern des Stoffes in die Gullys zu verhindern. Auch auf ein Abdichten des Lecks im Container waren die CSA-Träger vorbereitet, und selbst ein Abpumpen war im Gespräch. Die Lösung war jedoch weitaus einfacher: Durch Kippen des undichten Behälters konnte der Austritt des Gefahrguts beendet werden - eine Option, die allerdings nur in Ausnahmefällen zur Verfügung steht. Die CSA-Träger, denen aufgrund der hohen körperlichen Belastung eine Einsatzzeit von rund 25 bis 25 Minuten bleibt, wurden an-schließend samt Ausrüstung in einer »Dusche« von Kameraden, ebenfalls in Schutzanzügen, gründlich gereinigt.

Zusätzlich wurde eine Umfeldmessung durchgeführt, bei der mit Kräften und Fahrzeugen der Umweltfeuerwehr und des Gefahrgutzuges mehrere Messpunkte im Stadtgebiet Einbeck untersucht wurden. Die Einsatzstelle auf dem Poser-Gelände wurde vom THW großflächig ausgeleuchtet. Das DRK Einbeck und die Arztgruppe der Umweltfeuerwehr waren für den Eigenschutz der Einsatzkräfte zuständig. Den Lkw hatte die Firma MRG zur Verfügung gestellt.

Begutachtet wurde die Übung vom Zugführer der Feuerwehrbereitschaft 4, Peter Sawastianow, vom Zugführer Gefahrgut, Frank Schwarz, und vom stellvertretenden Einbecker Ortsbrandmeister Hellmut Böttcher. Die Übung sei, hieß es bei der anschließenden Besprechung vor Ort, gut gelaufen. Die geordnete und professionelle Abarbeitung der Aufgaben habe gut geklappt, die Leistungen seien gut gewesen, wenngleich es immer noch Optimierungspotenzial gebe. Hilfreich sei eine solche Übung in jedem Fall, um das Zusammenspiel unterschiedlicher Einsatzeinheiten zu trainieren, die sonst nur wenig Kontakt haben; ein praktisches Beispiel wie dieses sei hilfreich, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Dass der gar nicht so selten eintritt, haben die Feuerwehrleute in den vergangenen Monaten unter anderem bei Gefahrgut-Unfällen auf der Autobahn gleich mehrmals erlebt - jeweils verbunden mit mehrstündigen Einsätzen.ek