Flatow-Komödie mit Horst Janson findet viel Beifall

»Männer sind auch Menschen« im Bendow-Theater / Flotte Wortwechsel nehmen Konflikte zwischen Mann und Frau aufs Korn

Eine Curth-Flatow-Komödie steht in der Regel für einen gelungenen Theaterabend, und den konnte das Publikum des Einbecker Kulturrings im Wilhelm-Bendow-Theater jetzt bei »Männer sind auch Menschen« genießen. Hauptdarsteller Horst Janson als bekanntes Fernsehgesicht und beliebter Serienstar und seine Mitspieler vom Tournee-Theater »Thespiskarren« erhielten für die Komödie »Männer sind auch Menschen« viel Beifall – ein fröhliches Stück, das sich rund zwei Stunden lang um die teils komplizierten Verbindungen zwischen Männern und Frauen drehte – immer mit einer gehörigen Prise Humor betrachtet.

Einbeck. Dieter Lichtenstein (Horst Janson – für ihn gab es Auftrittsapplaus) versteht die Welt nicht mehr: Seine Ehefrau Victoria (Astrid Straßburger) zieht aus, plötzlich und unerwartet. Damit ist seine vierte Ehe gescheitert. Während des Packens erläutert sie ihren Entschluss: Er hatte nur die Firma im Kopf, sie verbrachte ihre Zeit mit Malen: »Ich habe genug von dir, weil ich nicht genug von dir hatte.«

Überraschend kommt sein alter Schulfreund Professor Bruno Steguweit (Horst Schäfer) zu Besuch. Er ist zu einem Kongress in der Stadt. Beide haben sich über 40 Jahre nicht gesehen, und das Wiedersehen wird mit reichlich Slibowitz begossen. Schulerinnerungen werden mit witzigen Wortwechseln lebendig, bis das Gespräch auf die jeweiligen Ehen kommt. »Ille ist ein Glücksfall«, betont Bruno, sie tue alles für ihn, sei sein Lebensglück. Das bröckelt allerdings im Laufe des alkoholseligen Abends, denn Ille kümmert sich in ihrem ökologisch-biologischen Haushalt wirklich bis ins kleinste Detail um Bruno – sein Genuss kommt oft zu kurz. Damit, braust er auf, müsse endlich mal Schluss sein, er wolle, angeregt durch Dieter, sein Leben genießen – aber wie und wo: »Ich könnte heulen«, klagt er dem Freund schließlich sein Leid. Von der Fassade der 23 glücklichen Ehejahre ist wenig geblieben.

Dieter räumt nach und nach ein, dass er in allem Arbeitseifer doch noch Zeit hatte für einen kleinen Seitensprung auf dem letzten Betriebsfest, nichts Ernstes, aber er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Bruno erwacht am nächsten Morgen mit einem riesigen Kater und mit einem schmutzigen Sakko, das er selbstbewusst durch ein Modell mit Zebra-Design ersetzt – gewagt, aber sonst kauft ja Ille für ihn ein. Die philosophischen Gespräche zwischen den Männern gehen weiter. Frauen, fürchten sie, nehmen mehr und mehr das öffentliche Leben in die Hand, und was sie einmal haben, geben sie nicht mehr her: In 50 Jahren, befürchten die beiden Machos, hätten nur noch Frauen das Sagen, kein richtiger Mann habe etwas zu bestimmen. Zu betrügen und zu verlassen, das seien die letzten männlichen Privilegien.

Beim Ausräumen ihrer letzten Sachen verrät Victoria Dieter, was der eigentliche Grund für ihre Trennung ist: Er redet im Schlaf. »Ich bin ein Hörbuch«, ist der schockiert. Somit kommen nachts unerfreuliche Dinge zur Sprache, etwa Dieters Seitensprünge.

So wusste die erste Frau von seiner zweiten, die zweite von der dritten, die dritte von Victoria und Victoria nun vom Seitensprung Jasmin. Ein richtiger Seitensprung sei das nicht gewesen, versucht sich der Betrüger herauszureden, immerhin sei man nicht im Bett gewesen, sondern auf der Wiese, und er habe nicht nein sagen können, wollte nicht unhöf-lich sein.

Leider, und nun sieht Dieter einer Katastrophe ins Auge, ist Jasmins gehörnter Ehemann der Möbelpacker, der seiner Victoria zur Hand geht. Jasmin ist gerade Mutter geworden, aber wer der Vater der Kleinen ist, darüber besteht noch Unklarheit. Dass Dieter ein Kind mit einer anderen haben könnte, darüber ist Victoria richtig sauer. »Männer sind auch Menschen«, wendet Dieter hier ein. Der Vaterschaftstest, von Dieter mit großer Furcht erwartet, geht zu Gunsten von Möbelpacker Paul Fischer (Holger Hanewacker) aus, der sich riesig über seine Tochter freut. Gut Wetter auch bei Steguweits: Die eifersüchtige Ille (Birgit Anders) sieht bei Horst nach dem Rechten, und im Gespräch mit Victoria beleuchtet sie ihre Ehe aus einem ganz anderen Blickwinkel als er; sie erkennt aber auch ihre Schwächen, vor allem ihre Eifersucht. Victoria schließlich gibt ihrem Dieter eine zweite Chance, wobei gemeinsame Nächte dem plaudernden Ehemann erst einmal zu gefährlich sind.

Markenzeichen des im vergangenen Jahr verstorbenen Curth Flatow waren spritzig-unterhaltsame Theaterstücke, in denen er klug beobachtete und treffende Charakter zeichnete. Das hat er mit »Männer sind auch Menschen« einmal mehr unter Beweis gestellt, und mit den Darstellern ist ebenfalls ein Glücksgriff gelungen. Unter der Regie von Klaus Engeroff spielten sich gerade die beiden Männer die Bälle gekonnt zu – der eine (Horst Schäfer) mit teilweise krachendem Humor, der andere (Horst Janson) eher verhalten, aber nicht weniger eindrücklich. So verlebten die Besucher im Bendow-Theater einen überaus unterhaltsamen Abend, der mit viel Beifall für die Akteure endete.ek