Fledermäuse fliegen mit den Händen

Bat-Night im Offiziersgarten / Viel Wissenswertes über die Säugetiere / Quiz

Immer am letzten August-Wochenende dreht sich bei der europaweiten Batnight alles um die Fledermaus. Im Rahmen des Einbecker Ferienpasses hatte die NABU-Ortsgruppe Dassel-Einbeck Kinder und Erwachsene zur Fledermaus-Wanderung in den Offiziersgarten eingeladen. Die Fledermaus-Experten Heiko Voges, Thomas und Kai Steinbüchel sowie David Anderson berichteten dabei auf informativ-unterhaltsame Weise viel Wissenswertes über die »lautlosen Jäger der Nacht«.

Einbeck. Pünktlich zur Bat-Night hörte der Regen auf, und so konnte in diesem Jahr die Fledermaus-Exkursion starten. Der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Dassel-Einbeck, Karl-Eduard Schütz, begrüßte die Besuchergruppe. Für jedes Kind gab es einen Aufkleber, und ein Quiz zum Thema Fledermaus eröffnet die Möglichkeit auf weitere Gewinne.Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Es gibt sie in vielen Größen und Formen: von den großen fruchtfressenden Flughunden in der Alten Welt bis hin zu winzigen Fledermäusen, die fast weltweit verbreitet sind. In Anpassung an ihre jeweiligen Lebensräume sind fast alle nachtaktiv, was ihnen in Europa einen schlechten Ruf einbrachte, da das Echolot der Fledermäuse im Mittelalter noch unbekannt war.

In Europa sind 37 Arten nachgewiesen.Von den 23 in Deutschland lebenden Arten wurden bisher als kleinste die Mückenfledermaus und als größte das große Mausohr nachgewiesen. In Niedersachsen leben derzeit 18 unterschiedliche Arten.

Im Sommer können Fledermäuse die Dachböden von Kirchen und anderen Gebäuden bewohnen, viele verstecken sich auch in Spalten an Häusern - dort sind sie gerne hinter Wandverschalungen, im Zwischendach oder einfach hinter Fensterläden. Andere Fledermausarten wiederum bewohnen Baumhöhlen. Manche dieser Arten wohnen auch im Winter in diesen Baumhöhlen, die meisten Fledermäuse verbringen den Winter aber in Höhlen oder Stollen.Als Wochenstube wird eine Gruppe von Weibchen bezeichnet, die im Frühjahr in einem Quartier eintrifft und dort die Jungen zur Welt bringt und aufzieht, erklärte Kai Steinbüchel. Die Männchen sind während des Sommers meist Einzelgänger, erst im Herbst treffen sie in Paarungsquartieren mit den Weibchen zusammen. Der Samen der Männchen wird nach der Paarung von den Weibchen den ganzen Winter über gespeichert, die Eier werden erst im Frühjahr nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf befruchtet.

Da Fledermäuse meist nachts unterwegs sind, nützen ihnen ihre Augen nicht viel. Sie bedienen sich eines Echo-Orientierungs-Systems, welches mit Ultraschall funktioniert. Ultraschall ist so hoch, dass er von Menschenohren nicht gehört werden kann, weshalb die Fledermäuse scheinbar lautlos durch die Nacht fliegen. Mit diesem Orientierungssystem können sie Insekten und Hindernisse ausfindig machen und sogar deren Entfernung abschätzen. Der Ultraschall wird von der Fledermaus in regelmäßigen Abständen ausgestoßen. Trifft er auf einen Gegenstand, wird er als Echo zurückgeworfen. Hört die Fledermaus das Echo, weiß sie, dass da ein Insekt ist und kann darauf zusteuern. Die Fledermaus, so Steinbüchel weiter, fliege mit den Händen, denn der Flügel sei ähnlich aufgebaut wie die menschliche Hand.

Die Ernährungsgewohnheiten sind vielfältig: Insekten und Spinnen werden nicht nur in der Luft, sondern auch in Bäumen und auf dem Erdboden gejagt, wo auch kleine Reptilien, Amphibien und Säuger auf dem Speisezettel stehen. Einige Arten haben das Fischen gelernt, und in Südamerika gibt es sogar einige Arten Vampirfledermäuse, die Blut (aber kein menschliches) trinken.

Eulen, Marder und Hauskatzen spielen als Fledermausfeinde eine gewisse Rolle. Die größte Gefahr geht aber von den Menschen aus, wenn Quartiere oder Jagdgebiete der Fledermäuse zerstört werden, erfuhren die Teilnehmer. Genau beobachtet wurde nicht nur die Breitflügelfledermaus, die Familie Steinbüchel in Pflege genommen hat. Mit dem Bat-Detektor wurden die Tiere hörbar gemacht, und in die gespannten Netze flogen die Fledermäuse ebenfalls. Die Netze dienen, erklärte Voges, lediglich der Artenkontrolle. Die Tiere werden wieder frei gelassen - selbst, wenn das Netz zerschnitten werden muss. Auf informativ-unterhaltsame Weise sorgte der NABU dafür, dass die Teilnehmer der abendlichen Wanderung viel über die »lautlosen Jäger der Nacht« erfuhren.sts