Personalbedarf der Stadt prüfen

Flüchtlingsbetreuung: Zsuzsanna Bényei-Büttner stellt »Neue Nachbarn« vor

Einbeck. Über den Sachstand zur Flüchtlingsbetreuung in Einbeck hat sich der Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales bei seiner jüngsten Sitzung informiert. Zsuzsanna Bényei-Büttner, seit kurzem Mitarbeiterin der neuen Koordinierungs- und Beratungsstelle der Diakoniestif-tung, hat sich im Ausschuss vorgestellt. Sie ist Ansprechpartnerin für Freiwillige, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten. Die gebürtige Ungarin ist seit über 30 Jahren in Deutschland, fünf Jahre hat sie in Großbritannien gelebt. Seit 1990 ist sie in der Flüchtlings­arbeit und der Erwachsenenbildung tätig. Ihre Aufgabe in Einbeck sieht sie unter anderem als Puffer zwischen Flüchtlingen und Ehrenamtlichen, die sich engagieren möchten.

Einbeck. Manche Not der Neuankömmlinge wäre relativ einfach zu beheben, so ihre Überlegung:Sie kommen in leere Wohnungen, müssen Lebensmittel kaufen und brauchen Menschen, die bereit sind, sie bei praktischen Dingen zu unterstützen: »Jede Begabung hilft«, so die Leiterin des Projekts »Neue Nachbarn«. Sie regte an, kleine Willkommenspakete zu packen: Ein Ordner könne darin sein, Klarsichthüllen für Papiere, aber auch Stift und Notizpapier oder Nützliches für den Haushalt. »Neue Nachbarn« wolle die Flüchtlinge aus der Anonymität führen und deutlich machen, dass es sich um Menschen handele, die Hilfe brauchten. Man habe seit der Ausschusssitzung im Oktober, als Flüchtlingsbetreuung erstmals Thema war, viel Zeit verloren, bedauerte René Kopka, SPD, und die Probleme seien seither nicht weniger geworden. Er wünschte sich mehr Unterstützung von der Stadt Einbeck, beispielsweise auch den Bundesfreiwilligendienst. »Wir müssen besser vorbereitet sein.«

Dabei sei die Stadt gar nicht in der gesetzlichen Pflicht, gab Fachbereichsleiter Arnd Severidt zu bedenken. Man wolle sich aber trotzdem einbringen. Zurzeit werde eine Laufliste mit wichtigsten Anlaufpunkten erstellt, und an einer digitalen Willkommensplattform, wie beim Runden Tisch vorgeschlagen, arbeite man ebenfalls. Ein Beschäftigter im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes ersetze kein normales Arbeitsverhältnis, auf dieser Basis könnten keine verlässlichen Strukturen aufgebaut werden, nicht zuletzt deshalb, weil die Beschäftigung auf zwölf Monate begrenzt sei. Vielfältige Probleme seien zu lösen, die Frage der Mobilität ebenso wie Kindergarten- und Schulbesuch und die Erreichbarkeit von Ärzten. Der Zukunftsvertrag begrenze die Stadt bei ihren freiwilligen Aufgaben. Moralisch fühle man sich verpflichtet, sich zu kümmern, aber tatsächlich sei die Leistungsfähigkeit begrenzt.

Im Dezember 2014 wurde für die Stadt Einbeck für 2015 eine Zuweisung von 151 Flüchtlingen festgelegt, berichtete er weiter. 41 Personen aus dieser Quote seien schon angekommen. Er rechne damit, dass die Zahlen im dritten Quartal überholt seien beziehungsweise neu festgelegt würden.

Den fantastischen ehrenamtlichen Einsatz und die Willkommenskultur lobte Rolf Hojnatzki, SPD. Man müsse den Flüchtlingen etwas an die Hand geben, und es gebe nicht nur die moralischen Verpflichtung, sondern die Stadt habe auch großes Interesse an einer guten Integration. So müsste beispielsweise alles geregelt werden, was mit dem Besuch von Kindergärten oder Grundschulen zusammenhänge. Man benötige einen Leitfaden, der Abläufe nachvollziehbar mache. Es reiche nicht, sich auf den Landkreis zurückzuziehen. Wenn man Aufgaben vor Ort übernehme, trete man für den Landkreis in Leistung, und dafür müsste Geld bewilligt werden, auch unter dem Zukunftsvertrag. Die Politik sollte deutlich darstellen, dass eine Stelle benötigt werde.

Dass sich seit Oktober nichts getan habe, wies Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek zurück. Allerdings strömten viele Fragen auf die Kommune ein. Wenn man anderes weglasse, könne man die Aufgaben rund um die Flüchtlinge im vorhandenen Rahmen erfüllen – aber dazu sei die Politik in der Pflicht zu erklären, was sie für vordringlich halte.

Einstimmig hat sich der Ausschuss auf Antrag von Heidrun Hoffmann-Taufall, CDU, dafür ausgesprochen, dass die Verwaltung die Kosten für einen Freiwilligendienstler über 25 Jahre ermittelt und Vorschläge macht, welche Möglichkeiten es gibt, jemanden aus dieser Altersgruppe einzu­stellen.ek