Flügel und Fahrgestell für sichere Landung

Entlassungsfeier an der Goetheschule  | Einmal 1,0 und 15 mal eine Eins vor dem Komma

58 Abiturienten verabschiedete die Goetheschule in diesem Jahr.

Einbeck. »Liebe Abinauten, ich wünsche Ihnen Flügel, jetzt, wo Sie den Mikrokosmos Goetheschule verlassen werden und ein Fahrgestell, das Sie befähigt, im Makrokosmos sicher zu landen, nachdem Sie zur für Sie passenden Zeit die passende Flugbahn eingeschlagen haben. Ich hoffe, dass Sie das Beste machen werden aus den bei uns erlernten Kompetenzen«, das gab Schulleiterin Elisabeth Kaiser in Anlehnung an den Astronauten Neil Armstrong dem Abiturjahrgang 2023 bei der Entlassungsfeier im Bendow-Theater mit auf den Weg. Sie wünschte den 58 Abiturienten Erfolg, Glück und Zuversicht und vor allem, dass sie ihre Fähigkeit, Dinge zu reflektieren noch weiter entwickeln und dass sie in der heutigen Zeit von falschen Erkenntnissen nicht in die Irre geleitet werden.

Bei den Abiturienten wurde einmal eine 1,0 erreicht, 15 mal eine Eins vor dem Komma. Allen Abiturienten sprach Kaiser ihre Glückwünsche aus. Sie seien einen langen Weg gegangen, der sie im Lauf der letzten Jahre nicht nur fachlich akademisch auf das Leben vorbereiten sollte, sondern sie auch lebensfähig machen sollte, damit sie in der Welt – im Leben – jenseits der Schulmauern und dem behaglichen Leben in einer niedersächsischen Kleinstadt – bestehen können.
Der Weg startete für diesen Jahrgang am 11. September 2014. Damals hatten die Fünftklässler die Pausen und die Ferien als das Schönste an der Schule bezeichnet. Im Lauf ihrer Schulzeit haben die Absolventen an Fahrten, Projekten, Sport- und Musikveranstaltungen teilgenommen und mussten einige Entscheidungen treffen, beispielsweise die Sprach- oder Kurswahl. Heute könnten sie beurteilen, ob die Entscheidungen richtig gewesen seien.

Der Jahrgang war von Corona betroffen. Diese Zeit aber wurde gemeinsam gemeistert. Der Tod eines Schülers aber sei das Traurigste, was passieren könne, und dieser Jahrgang war davon betroffen. Kaiser war überzeugt davon, dass Henry die Abiturfeierlichkeiten sehr genossen und alle Veranstaltungen tatkräftig mitorganisiert hätte. Sie freute sich, dass Henrys Eltern anwesend waren und dadurch die Verbundenheit mit dem Jahrgang ausdrückten.
Die Schulleiterin ging auf das Motto des Jahrgangs »Abinauten – Keine Überflieger, trotzdem abgehoben« ein. Auf dem Flug des Jahrgangs durch die Goetheschule stand dem Jahrgang eine Crew zur Seite, die ihn durch den »Kosmos des Wissens« navigiert hat. Die Schulleiterin dankte ihrem Kollegium dafür, ebenso den Eltern und allen, die das Schulleben bereichert haben.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Antje Sölter sagte, dass den Abiturienten die Welt, einigen vielleicht sogar der Kosmos, offenstehe. Auf der langen Reise hätten sie viele Mitflieger gehabt. Dabei hätten sich bestimmt wichtige Freundschaften entwickelt. Gemeinsam habe man gelernt weiterzumachen, auch wenn das Leben einem Päckchen mitgebe. »Heben Sie ab, suchen Sie neue Sphären und behalten sie ihre Heimat im Blick«, wünschte sich Sölter.
Barbara Hübner, Vorsitzende des Schulelternrates, gratulierte ebenfalls: »Ihr könnt stolz auf euch sein.« Das Motto der Abiturienten zeuge von Mut und Kampfesgeist. Nur mit Unterstützung der Eltern hätten die Absolventen so stark werden können, unterstrich sie. »Lasst euch nicht bremsen, macht das, was euch glücklich macht.«

Für den zwölften Jahrgang wünschten Viktoria Reschke und Ricardo Herbst ihren Vorgängern »alles Liebe«. Jeder von ihnen habe dazu beigetragen, diese Schulgemeinschaft besser zu machen.

Lehrkraft Johanna Herting wollte eine gute Rede halten und dabei, gestand sie, fühlte sie sich unter Druck gesetzt. Und so versuchte sie es zunächst mit Chat GPT. Die Rede sei gut gewesen, aber ihr fehlte dabei die Menschlichkeit, und genau das war ihr wichtig. In den vergangenen zwei Jahren sei sie mit dem Jahrgang zusammengewachsen, und so berichtete sie von den besten Pinata-Produzenten, von geschenkten Topfpflanzen, obwohl sie Blumensträuße bevorzugt, von Spaß bei Kursfahrten oder der legendären Nichtraucher-Kampagne. Der Jahrgang sei geprägt von »Menschlichkeit, Humor und Charme«.

Der Tod des Mitschülers habe alle tief erschüttert. Er hatte sich als junger Goetheschüler gewünscht, dass er seine Zeit nutzt. Und das habe er getan, frustrierend sei allerdings, dass seine Fahrradskulptur noch nicht umgesetzt wurde, sagte Herting. Sie riet dem Jahrgang: »Stehen Sie für Dinge ein, die wichtig sind, machen Sie auch Fehler und lernen Sie daraus, feiern Sie ihre Erfolge, hören Sie auf Ihr Herz.«

Freya Brockmann, Henny Erdmann und Jonah Hahndorf blickten auf ihre neunjährige Schulzeit zurück mit Vokabeln, unzähligen Merksätzen, Inhaltsangaben, geometrischen Formen, Textanalysen, Facharbeiten, Vorabi ,die zweiwöchige Motto-Woche und daran, dass keiner bei den Abi-Klausuren krank war. »Freundlich, liebenswürdig und zuvorkommend« sei der Jahrgang wohl nicht immer gewesen, räumten sie ein. In 4.686 Tagen aber sei der Jahrgang zu den Erwachsenen von morgen geworden. Nun stehe man an der Startrampe und hebe ab.

Auch die Abiturienten erinnerten ebenfalls an Henry, im Theatersaal war ein Platz für ihn reserviert: »Er war ein reiner und guter Mensch«, jeden aus dem Jahrgang habe er geprägt. Und so sei durch seinen Tod eine Lücke entstanden.

Ausgezeichnet und mit Preisen bedacht wurden in Physik Roland Nils Borchardt, in Chemie: Lisa Marie Becke, in Bio Henny Karoline Erdmann und Sarah Ullrich, in Mathe Astrid Friederike Becker, in Deutsch Paulina Nord, in Englisch Vencel Törjék, in Erdkunde Gabriela Bessera Brandt, Lennart-Johann Buth, Svenja Biedefeld und Charlotte Paulina Bierwirth, in Politik/Wirtschaft Lennart Hundertmark und Magnus Wenzel, in Sport Lara Hundertmark, in evangelischer Religion Astrid Friederike Becker, Henny Karoline Erdmann, Lennart-Johann Buth und Helene Deichmann.

Im Namen des VE2R ehrte Petra Besser für besonderes schulisches Engagement Svenja Biedefeld, Jonah Hahndorf, Lea Carina Helmke, Claas Hendrik Isemann und Merlin Luca Kobben. Die E-fellows Online-Stipendiaten mit einem Notendurchschnitt von 1,0 bis 1,5 sind Astrid Friederike Becker, Henny Karoline Erdmann, Sarah Ullrich, Lisa Marie Becke, Vencel Törjék, Madleen Schwab, Roland Nils Borchardt und Paulina Nord.
Für den musikalischen Rahmen sorgte wieder gekonnt das Schulorchester der Goetheschule.sts