»Fridays for Future« geht in Einbeck wieder auf die Straße

Einbeck. Lange war der Protest nur im Netz oder am Gartenzaun möglich, jetzt ist »Fridays for Future« in Einbeck wieder auf die Straße gegangen: Auf dem Marktplatz fanden sich am Freitagnachmittag die Teilnehmer – mit Abstand und Mundschutz – unter dem Motto »Fight every crisis« ein. Auch wenn die Corona-Krise derzeit das Handeln bestimme, dürfe man die Klimakrise nicht aus dem Blick verlieren, so die Gruppe, denn sie sei Ursache und Auslöser für eine Reihe weiterer Krisen und Katastrophen.

Auf verschiedenen selbstgemalten Plakaten wurden Schwerpunkte des Protests deutlich: Lieber Bäume pflanzen als Industrien, Planet A retten, weil es keinen Planeten B gibt, und wenn für das Klima so viel getan würde wie für VW, wäre die Erde ein Paradies. Nie zuvor, hieß es, seien so viele Menschen gezwungen gewesen, ihr Zuhause zu verlassen: wegen Krieg, Gewalt, Armut, Diskriminierung, Verfolgung, Landraub, aber auch durch den Klimawandel.

In vielen Teilen der Welt sei er bereits bittere Realität, und wenn er sich fortsetze wie bisher, werde es bis 2040 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben, so eine Greenpeace-Schätzung. Die derzeitige Krise dürfe nicht zur Folge habe, dass das Klima wieder in den Hintergrund gerückt werde. »Wie schlecht geht es uns eigentlich im Vergleich zu den Menschen, die in diesen Zeiten in überfüllten Flüchtlingslagern leben?«, hieß es. Die Menschen in Europa seien aufgerufen, Solidarität zu zeigen und Einsicht zu gewinnen, welche Probleme die Klimakrise bringe.

Sie müsse als solche benannt werden. Deutschland zähle mit seinem hohen Anteil am CO2-Ausstoß zu den Hauptverantwortlichen dafür, handele aber alles andere als verantwortungsvoll. Es sei in diesem Zusammenhang ein Widerspruch, dass die Bundesregierung zwar die Abschaltung von Braun- und Steinkohlkraftwerken bis 2038 beschlossen habe, zugleich aber früher als geplant das neue Kraftwerk Datteln 4 in Betrieb gehe. Das lasse Klimaschutzbestrebungen unglaubwürdig erscheinen. Das Kraftwerk könne nur mit importierter Kohle betrieben werden, und es werde gar nicht benötigt – schon jetzt habe Deutschland einen Energieüberschuss. Mühsam errungene Erfolge würden damit gefährdet.

Die Aktivisten nahmen auch Stellung zur Klimagerechtigkeit: Verursacher des menschengemachten Klimawandels seien die Industrieländer des Nordens. Von den Folgen seien zurzeit aber am meisten die Länder des Südens betroffen: Jene, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen würden, seien also diejenigen, die am stärksten unter den Folgen zu leiden hätten. Die Verursacher müssten deshalb besondere Verantwortung tragen, die bereits entstandenen Schäden auszugleichen und weitere zu verhindern. Klimaschutz werde zur Aufgabe, die Lebensbedingungen auf der Erde nicht in Gefahr zu bringen.ek