Frieden als »Meisterstück der Vernunft« beständig pflegen

Reservisten-Kameradschaft Einbeck feiert 50-jähriges Bestehen / Mittler zwischen Bundeswehr und ziviler Gesellschaft / Ehrungen

Einen Beitrag zur Friedenssicherung in Freiheit leistet der Verband der Reservisten der Bundeswehr. Er sieht sich als Mittler zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Nach der Gründung der Bundeswehr 1955 sind 1960 die Reservisten-Kameradschaften entstanden. Die Kameradschaft Einbeck hat jetzt ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert – gegründet wurde sie am 1. Februar 1963.

Einbeck. Eine Totenehrung am Ehrenmal stand am Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten. Man gedenke mit Respekt der Toten von Kriegen, Gewaltherrschaft und Verfolgung, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek im Kreis der Mitglieder, die sich mit Ehrenwache und Fackelzug zur Kranzniederlegung versammelt hatten. Die Opfer hätten kein Recht gehabt auf ein persönliches Leben. Dies sei nicht der Platz für Heldenverehrung, betonte die Bürgermeisterin, sondern für die Mahnung »Nie wieder Krieg«. Rund 55 Millionen Tote habe der Zweite Weltkrieg gefordert. Es habe noch nie eine so lange Phase ungestörten Friedens gegeben wie seither. Den Jugendlichen könne man die Geschehnisse der Vergangenheit vermitteln und auf die Bedeutung des Friedens hinweisen. Nach Kant sei Frieden ein »Meisterstück der Vernunft«, zitierte Dr. Michalek den Philosophen. Diesen Frieden müsse man aber beständig pflegen. Die Trauer um die Opfer führe einstige Feinde zusammen und mahne, Verantwortung für Frieden und Freiheit zu übernehmen. Frieden gebe es nur ganz oder gar nicht, und Menschen sollten nicht gegeneinander sterben, sondern miteinander leben.

Mit rund 80 Teilnehmern aus Einbeck und den benachbarten Reservisten-Kameradschaften war die Festveranstaltung gut besucht. Drei Jahre nach Gründung des Bundesverbandes wurde die örtliche Gruppierung gegründet, erinnerte der Vorsitzende, Fregattenkapitän Klaus Lange, der zahlreiche Ehrengäste im »Weißen Hirsch« willkommen hieß. Das Rückgrat der Arbeit seien gute Kameradschaft, aber auch Pflichterfüllung, Verantwortungsbereitschaft und Motivation. Mit dem Diekturm stehe eine besondere Unterkunft zur Verfügung. Regelmäßig nehmen die Mitglieder an der Schießausbildung der Kreisgruppe Göttingen teil - mit zum Teil sehr guten Ergebnissen. Von 44 Mitgliedern bildeten derzeit 18 den aktiven Kern, so Lange. Der Verband sei eine Vereinigung der Reservisten und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr. Er sei unabhängig und überparteilich, und er leiste seinen nationalen und internationalen Beitrag zur Friedenssicherung in Freiheit. Bundesweit hat der Verband mehr als 150.000 Mitglieder.

In ihrem Grußwort bei der Festversammlung lobte die Bürgermeisterin die Arbeit der Kameradschaften: »Seit 50 Jahren tragen Sie dazu bei, den Grundgedanken der Sicherheit und Verteidigung zu fördern.« Die Reservisten seien ein Mittler zwischen der Bundeswehr und dem zivilen Teil der Gesellschaft. Es gelinge ihnen, die Brücke zwischen den Generationen zu schlagen, und sie zeigten Engagement für Einbeck, etwa bei der Instandhaltung des Diekturms, in dem sie ihr Domizil bezogen hätten. Mit vielen Stunden Arbeit hätten sie ihn in einen erhaltungswürdigen Zustand gebracht. Die Bereitschaft zur Mitarbeit in der Kameradschaft sei ein Eintreten für Völkerverständigung und Frieden, und das Jubiläum erinnere zugleich an den Wert des Friedens. »Er ist nicht selbstverständlich, und er ist undenkbar ohne Sie«, hob sie hervor. Recht und Freiheit des Deutschen Volkes würden von den Soldaten verteidigt, in letzter Konsequenz mit dem eigenen Leben. Seit Gründung der Bundeswehr seien 3.200 Angehörige in Einsätzen zu Tode gekommen, seit 1992 waren es 100 bei Auslandseinsätzen. Frieden und Freiheit, so Dr. Michalek, gebe es nicht von allein, sie seien nicht selbstverständlich, und man müsse sie entschlossen verteidigen. Die Gegenwart könne man nur verstehen, wenn man historische Prozesse begreife, sonst mache man Fehler immer wieder aufs Neue.

Dem Einsatz der Bundeswehr habe er nicht immer einfach zustimmen können, gestand der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier. Die Bundeswehr sei eine Parlamentsarmee, sie akzeptiere den Primat der Politik, und sie sei Teil der Gesellschaft. Nach innen und außen verteidige sie die freiheitliche Grundordnung. Wer so lange in Frieden gelebt habe, müsse denen danken, die sich dafür engagiert hätten, forderte er. Das gelte auch für das Bündnis zwischen Gesellschaft und Bundeswehr. Wenn die Armee nun kleiner werde, würden das auch die Reservistenkameradschaften spüren. Ihr Auftrag bleibe aber wichtig. Eine Rückschau auf das Gründungsjahr 1963 hielt der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Oberstleutnant d. R. Hans-Joachim Schmidt. Eine Bundeswehr mit fast 400.000 Soldaten gab es damals. Nicht alle Träume seien in Erfüllung gegangen, aber inzwischen sei die erste Generation herangewachsen, die das Grauen des Krieges nicht selbst erdulden musste. Dank Bundeswehr, NATO und Politik habe es seit 1945 keinen Krieg mehr auf deutschem Boden gegeben. Dieses Glück hätten aber nicht alle Staaten, und ihnen gegenüber trage man Verantwortung. Die Bundeswehr habe sich verändern müssen, bis hin zur Abschaffung der Wehrpflicht, was für die Reservistenarbeit erschwerte Bedingungen bedeute. Künftige Anforderung sei der Umgang mit den Soldaten in Auslandseinsätzen.

Es folgten Gratulationen weiterer Gruppierungen auch der Kyffhäuser, sowie Ehrungen.ek