Fröhlicher Abend zum Schwelgen in Erinnerungen

»Ganz schön Feist« mit »The Yellow from Egg« im Wilhelm-Bendow-Theater / Fast ausverkauftes Haus / Popacapellacomedy

Fast ausverkauft war das Wilhelm-Bendow-Theater am vergangenen Sonnabend. Die haarloseste Boygroup der Comedy-Szene war in Einbeck zu Gast: »Ganz schön feist«. »Millionen von Fans, unzählige Welterfolge, ausgefeilteste Choreogaphien & blendendes Aussehen«, mit diesen markigen Worten werben die drei Sänger auf ihrer Internetseite. Nach 20 Jahren, zehn Alben und 100 Songs befinden sich die Göttinger (schon fast) auf ihrer bis Ende 2012 dauernden Abschiedstournee. Aus ihrem aktuellen Programm »The Yellow from Egg« präsentierten sie dem Einbecker Publikum die besten Titel der vergangenen 20 Jahre. Mit Wortwitz und bekannten Songs erlebten die Zuhörer einen unterhaltsamen Abend.

Einbeck. Zu Beginn des Konzertes verrieten die drei Sänger Mathias Zeh (C.), Rainer Schacht und Christoph »the pretty flamingo« Jess, dass sie schon einmal in Einbeck gespielt haben. »Es war damals toll, und wir wünschen, dass auch heute wieder etwas aufsteigt – auch von den Sitzen«. Das Programm der Göttinger Gruppe heißt »20 Jahre ganz schön feist«, kündigte der Rainer Schacht an. »Jede Falte in meinem Gesicht steht für tausende gefahrene Kilometer; es gibt auch eine Süditalien-Falte, die kann ich aber im Moment nicht sehen. Wenigstens müssen wir heute nicht ins Hotel und können abends nach Hause fahren«.

Popacapellacomedy nennt sich die Stilrichtung der drei Glatzköpfe, die sie bereits in die Hitparade und zahlreiche Fernsehauftritte geführt hat. Sie eröffneten dem Publikum, dass sie ab März 2012 ihre Abschiedstournee »Tschüss!!!« beginnen werden. Im Wilhelm-Bendow-Theater präsentierten sie ihr aktuelles Programm »The Yellow from Egg« mit den besten Hits der letzten 20 Jahre. Mit Songs wie »Gänseblümchen«, »Lambadabar« und dem »Logopädentango« wurde das altersmäßig gut durchmischte Einbecker Publikum schnell begeistert.

Das Programm wechselte sich mit Liedern und wortwitzigen Beiträgen ab. »Neulich habe ich mal wieder einen Brief bekommen. Das war eine Einladung: 25 Jahre Abitur. Dass ich Abitur habe, daran kann ich mich noch erinnern, aber an die Umstände? Doch die wurden durch eine erschütternde Fotodokumentation bewiesen«. Das selbstmitleidige »Ich habe ja jetzt sonst niemanden, mit dem ich darüber sprechen kann« wurde mit einem mitfühlenden »Oohh« vom Publikum quittiert. Antwort: »Ihr seid voll gemein, aber gut gemein. So habe ich mich mit den beiden beraten, und wir haben dann die Notendurchschnitte addiert: 13,8. Das sagt nämlich mathematisch rein gar nichts über die Note des Einzelnen aus. Es kam wie erwartet. Das Thema Job Karriere und Berufsformen dominierten: Mein Boot, mein Haus, meine fünfte Frau – und das genau in der Reihenfolge. Ich konnte immerhin sagen, dass ich Sänger bin. Und zwar international erfolgreich – besonders in Deutschland«.

Sonst dafür bekannt, dass das Trio keine Mitmachspiele mit dem Publikum macht, gab es an diesem Abend eine Ausnahme. »Wir müssen auch mal ein Zeichen setzen: Ich setze mich jetzt aufs Podest, und schon haben wir etwas gemeinsam. Sie machen unsere Bewegungen mit, das ist dann wie Senioren-Sitzgymnastik«. Rainer Schacht verwies auf sein »hohes Alter«: »Ich bin 1963 geboren, allein dafür bekommt man heute schon Applaus. Ich heiße Rainer und komme klar, wenigstens meistens. Wenn ich Reinhold hieße, hätte ich den Kontakt zu mir längst abgebrochen. Oder Burkhard, da hätte man nur Ritter werden können, aber da sieht das Berufsbild im Jahr 2011 eher schlecht aus. Horst, das ist ein Name mit Charakter, das ist Perkussion. Das Geräusch, das man hört, wenn ein Mann vom Stuhl fällt: Horrsst.«Die Fans unter den Zuhörern wussten, dass nach dieser Einleitung der Song »Dieter« kam: »Dieter wohnt alleine, doch einsam ist er nicht. Er hat ein Geheimnis, mit dem er manchmal spricht … .«

Dann wurde wieder in Erinnerungen geschwelgt: »Nach dem Abi hatte ich vor dem Zivildienst ein halbes Jahr Zeit und fand in Hannover bei der Messe einen guten Job als Hostessenbegutachter.« Noch einige Jahre früher wurden in der fünften Klasse im Englisch-Unterricht Namen vergeben. »Der Lehrer kam auf mich zu und sagte: Du heißt Ray Shaft. Das klingt großartig. Welche internationale Karriere hätte ich mit diesem Namen machen können.« Aus Matthias wurde Matthew, und Christoph, der seine »weibliche Seite bis heute behalten hat«, hieß Julia. »Ray, Matthew und Julia, das klingt nach Peter, Paul und Mary«.

Zwischen den Comedy-Beiträgen sang das Trio bekannte Lieder wie »Gammelfleischparty«, »Partyelch« und »Gedächtnisverlust«. Rainer Schacht: »Ich bin auch mal nach Einbeck getrampt, bin aber nur bis Northeim gekommen«. Zum Trampen hatte er sich als Frau verkleidet, »und wenn ein Fahrer mir an die Wäsche wollte, habe ich ›Kuckuck‹ gemacht und die Perücke gehoben. Einbeck liegt in der Mitte und ist eine Metropole von sich selbst. Oder Salzderhelden, wie das schon klingt: Salt of the Heroes – da kommen ein paar Cowboys um die Ecke gebogen. Und dann das blaue Band der Sympathie: die A 7. Ich mag Einbeck. Ich hätte gerne ein Haus in Einbeck. Das würde ich dann verkaufen und nach Hamburg ziehen.«

Zum Schluss des Konzertes wünschte das Trio dem Publikum, »dass etwas von unserer bizarren Erotik auf sie übergeht. Ich garantiere Euch: Nothing can go wrong«. Unter tosendem Applaus wurden zwei Zugaben gegeben. Das letzte Lied war auch das bekannteste: »Es ist gut, wenn du weißt, was du willst, wenn du nicht weißt, was du willst, ist das nicht so gut«.

Am Schluss des Auftrittes fotografierten die Künstler ihr Publikum. Die Bilder sind mit einem Dank an das Einbecker Publikum auf ihrer Internetseite zu sehen. Ob wirklich 2012 das Ende von »Ganz schön Feist« kommen wird, kommentiert die Band augenzwinkernd: »Ja natürlich, Abschied is’ wie ‘n Stein an’ Kopp, wie ‘n Tritt in’ Schritt, aber wenn wir uns langweilen, können wir ja einfach ›hello again‹ sagen. Na dann: Tschüss!!!«.wk

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