Für Frieden, Toleranz und Menschenwürde einstehen

Volkstrauertag: Die Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft nutzen / Beitrag zur Versöhnung unter den Menschen leisten

Der Volkstrauertag soll seinen Beitrag zur Versöhnung unter den Menschen und unter den Völkern leisten. Das stellte Bürgermeister Ulrich Minkner bei der Kranzniederlegung am Volkstrauertag fest. Im vorangehenden ökumenischen Gottesdienst in der Marktkirche ging Pastor Daniel Konnerth auf Lukas 16 ein: Man müsse zurückblicken, Fehler zugeben und sich ihnen stellen, dann dürfe man auf eine Zukunft hoffen.

Einbeck.  »Werdet klug« - unter diesem Leitwort stand der Gottesdienst. Pastor Daniel Konnerth verknüpfte dabei eine Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium mit der aktuellen Diskussion um die Euro-Rettung samt Rettungsschirm und Hebel. Die Geschichte handelt vom unehrlichen Verwalter. Diese Geschichte sei keine Anleitung zum Betrügen, stellte Konnerth fest. Vielmehr gehe es darum, klug zu handeln. Der unehrliche Verwalter hat die ihm gesetzte Frist genutzt, seinen Fehler eingestanden, um die Fehler in der Vergangenheit in der Gegenwart auszumerzen und so eine Zukunft zu haben.

Jeder, so Konnerth weiter, habe sicherlich schon einmal erlebt, wie eigene Schuld lähmen könne. Das könne auch eine ganze Nation betreffen, erinnerte er an die Auslösung des Zweiten Weltkrieges durch Deutschland. Die Vergangenheit gehöre zu einem Volk dazu, man könne sie nicht einfach abstreifen. Doch von der Klugheit des Verwalters könne man sich eine Scheibe abschneiden: zurück blicken, sich den Fehlern stellen und sich so eine Zukunft erhoffen dürfen. »Der Verwalter stellt seine Zukunft selbst her«, appellierte Konnerth an die Verantwortung der Menschen. Man müsse die Zeit zwischen der Vergangenheit und der Zukunft also gut nutzen. Denn nur wenn die dunklen Schatten der Vergangenheit sichtbar seien, könne man auch in die hellen Strahlen Gottes blicken. Und so lebten Christen in der Hoffnung, dass Gottes Welt frei sei von Ungerechtigkeit. Und dieser Schirm, war sich Konnerth sicher, halte länger als der Rettungsschirm.

Dass der Volkstrauertag den Blick zurück richte, hob auch Bürgermeister Ulrich Minkner heraus. Man betrachte die Geschichte des 20. Jahrhunderts und gedenke der Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft. Der Volkstrauertag sei ein Tag des Innehaltens, der Mahnung, aber auch der Hoffnung, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. »Die Toten mahnen uns, nicht zu vergessen.«

Die Menschen hier in Europa seien beschenkt vom gesicherten Frieden. Doch es sei nicht lange her, dass Krieg auf dem Balkan herrschte, Terrorismus im Baskenland bedrohe noch heute friedliche Bürger. In Europa gebe es seit 66 Jahren Frieden. Und das sei gut so, stellte Minkner fest. Doch anderswo sei Krieg, und die Bundeswehr sei dabei. Das aber wollte der Bürgermeister nicht beurteilen. Man dürfe sich jedoch nicht daran gewöhnen, dürfe nicht wegsehen, wenn Menschen leiden, wenn Menschen vertrieben werden, wenn Menschen sterben. Nicht zu akzeptieren sei, das die Gewalt die Welt beeinflusse und beherrsche.

Die Kollekte des Gottesdienstes war bestimmt für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Zu seinen Aufgaben gehört es, Kriegsgräberstätten als Mahnmale gegen Krieg und Vergessen zu errichten und zu pflegen. Der Volksbund tut dies in 45 Staaten auf über 800 Kriegsgräberstätten. Mehr als 200.000 junge Menschen haben dabei geholfen. Aktion Sühnezeichen und der Volksbund leisteten gute Arbeit, so Minkner weiter, dafür verdienten sie Dank und Anerkennung.

Bei der Kranzniederlegung erinnrte Minkner an das unsägliche Leid, dass Millionen Menschen zugefügt wurde. Gedacht wurde der Opfer von Krieg und Gewalt, von Völkermord und Vertreibung, aber auch von Widerstand. In  Erinnerung rief Minkner auch die Menschen, die verfolgt und getötet wurden, die wegen ihrer Behinderung oder Krankheit als lebensunwert bezeichnet wurden, die Widerstand gegen die Gewaltherrschaft geleistet haben und die wegen ihrer Überzeugung oder ihres Glaubens verfolgt wurden. Dankbar müsse man sein für die Menschen, die dem Hass entgegen treten und Brücken der Versöhnung bauen, für Menschen, die Unrecht anprangern und für Recht streiten und die sich für Frieden einsetzen.

Der Gottesdienst wurde mitgestaltet durch den Schülerchor der Goetheschule unter der Leitung von Rudi Trommer. Bei der Kranzniederlegung sorgte die Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck für den musikalischen Rahmen.sts