»Für uns ist das der Supergau«

Einbecker Frühjahrsmarkt am Freitag vom Landkreis Northeim abgesagt | Schausteller in der Krise

Betrübte Minen bei den Mitarbeitern von Ralf Ahrend: Am Sonnabendvormittag wurde das Kettenkarussell auf dem Marktplatz abgebaut.
Die ganze Arbeit war umsonst: Der Autoscooter auf dem Möncheplatz wurde beim diesjährigen Frühjahrsmarkt nicht genutzt.
Andreas Krummacker, Mitorganisator des Frühjahrsmarktes, beim Abbau des Kinderkarussells: »Wir wissen nicht wie es weitergeht.«

»Am Freitag um 17.40 Uhr haben wir die Schaussteller informiert, dass der Frühjahrsmarkt doch geschlossen wird«, berichtete Jürgen Otte, Mitarbeiter der Stadt Einbeck und verantwortlich für den Markt. Das Gesundheitsamt des Landkreises Northeim habe kurz zuvor die Order rausgegeben, dass der Markt aufgrund der aktuellen Coronavirus-Bedrohung nicht stattfinden könne.

Einbeck. »Wir sind ‘fertig’!«, reagiert Andreas Krummacker, Schausteller und Organisator des Frühjahrsmarktes, auf die Absage. Die Kosten seien da. Der Aufbau der Stromkästen, Transport, Versicherungen, Fahrzeuge, Standgebühren, Benzin- und Personalkosten und weitere Aufwendungen gelte es zu begleichen. Die notwendigen Einnahmen fallen komplett aus.

»Die Märkte für die kommenden zwei Monate sind ebenfalls bereits abgesagt«, informierte er. Krummacker vermute sogar, dass es weitere Monate keinen Markt für ihn geben werde. »Ver­suchen sie mal fünf Monate kein Geld zu verdienen«, fragte er provokant. Das Ergebnis sei offensichtlich. »Wir haben keine Alternative.«

Dazu komme, dass er die Stromkabel für den Wochenmarkt verlegt habe, damit der eigentlich vorgesehen Ablauf beschleunigt werde. »Eigentlich hätten wir schon Freitagnacht abgebaut«, erklärte er, »nun müssen wir warten, bis der Wochenmarkt am Sonnabendmittag beendet ist, um unsere Kabel wieder abzubauen.« Dieses verursache zusätzliche Kosten, die wir nun aus Gutmütigkeit zu tragen haben.

»Für uns ist der Supergau eingetreten«, beklagte sich Schausteller Ralf Ahrend. Was jetzt noch alles durch den Virus komme, stehe in den Sternen. »Ich hoffe, dass uns die Stadt Einbeck wenigstens mit den Standgebühren entgegen kommt«, bemerkte der Schausteller, der unter anderem das Kettenkarussell auf dem Marktplatz betrieben hätte. Im Moment sehe es so aus, das er zahlen müsse.

Für ihn und seine Mitarbeiter gehe es nicht nur an die Substanz, sondern um die Existenz. In vielen Bereichen müsse man in Vorleistung gehen, um überhaupt ausstellen zu können. Zugmaschinen, Sprinter, Wohnwagen und mehr seien vorab zu bezahlen. Wenn er heimkehre, sei seine erste Aufgabe, erstmal alle Fahrzeuge abzumelden, um der Rechnungsflut überhaupt Herr werden zu können.

»Unsere Kunden lassen sich einen Besuch des Wochenmarktes nicht nehmen«, berichtet hingegen Armin Behrens vom »Fruchtmarkt Armin Behrens«. Es sei zwar nicht so viel los wie sonst, da es sich bei den Gütern des Marktes aber um notwendige Lebensmittel für die Haushalte der Einbecker handele, gebe es einen gravierenden Unterschied zum Frühjahrsmarkt. Zudem sei es aktuell weniger gefährlich unter freiem Himmel einzukaufen, als in einem geschlossenen Raum. »Wir halten natürlich beim Verkauf Abstand zu unseren Kunden und schütteln keine Hände«, beschreibt er die Vorsichtsmaßnahmen an seinem Stand. Angst, dass der Wochenmarkt künftig auch abgesagt werde, habe er nicht. »Ich gehe davon aus, dass es am Mittwoch für uns weitergeht«, denkt er. Die Versorgung der Bürger müsse schließlich erhalten bleiben.

Ob die Stadt Einbeck die Standgebühren für die Schausteller reduzieren oder gar erlassen wird, kann laut Jürgen Otte noch nicht abschließend gesagt werden. Es müsse zunächst ein Antrag der Schausteller erfolgen, woraufhin schnellstmöglich eine Entscheidung von der Stadt herbeigeführt wird.kw