»Gefragt sind Ihre Ideen fürs Quartier«

Energetisches Quartierskonzept »Beim Hubeweg« vorgestellt | Für Wohnqualität und Klimaschutzziele

Detlef Schuster von der Verbraucherzentrale Niedersachsen, EWG-Geschäftsführerin Birgit Rosenbauer, Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Cranen, Dr. Helge Maas vom Beratungsunternehmen PwC, Sebastian Tränkner von der NLG, der Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, Joachim Mertens, und Jürgen Höper vom Sachgebiet Stadtentwicklung (von links) stellten die Planungen für das Quartierskonzept »Beim Hubeweg« vor.

Stadt Einbeck, Einbecker Wohnungsbau­gesellschaft (EWG) und Stadtwerke haben gemeinsam mit der Arbeit am energetischen Quartierskonzept »Beim Hubeweg« begonnen. In einer gut besuchten Auftaktveran­staltung im Alten Rathaus wurde das Projekt öffentlich vorgestellt, und Ziele und Rahmenbedingungen wurden aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet.

Einbeck. Die Stadt Einbeck hat sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen ihrer kommunalen Klimaschutzaktivitäten die CO²-Emissionen langfristig zu senken und gleichzeitig die Lebensqualität der Bürger zu erhöhen. Dafür haben Stadtwerke, EWG und Stadt erfolgreich Fördermittel aus dem Programm »Energetische Stadtsanierung« der KfW-Bank für die Erstellung des Quartierskonzepts beantragt.

CO₂-Emissionen langfristig senken

Klimaschutz sei in aller Mund, betonte der Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, Joachim Mertens. Die Stadt Einbeck sei seit 2014 mit einer Klimaschutzstrategie beschäftigt. 14 Punkte umfasse sie, und die würden nach und nach abgearbeitet. So wurden beispielsweise Elektro- und Hybrid-Autos beschafft, klimagerechtes Flächenmanagement sei beschlossen, und nun gehe es an eine energetische Quartierssanierung. Die Veranstaltung, so sein Wunsch, solle Informationen für die Besucher, aber auch Anregungen für die Planer bringen. Und eine Angst konnte er den Zuhörern nehmen: »Sie werden nicht zur Kasse gebeten, es werden keine Beiträge erhoben.«

Wie Sebastian Tränkner vom Projektpartner Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) ausführte, seien beispielsweise Fragen der Energieversorgung oder der Verbrauchssenkung zu behandeln. Bis Ende des Jahres soll dazu ein Konzept erarbeitet werden, und die Anwohner, sowohl Eigentümer als auch Mieter, sind aufgerufen, sich dabei einzubringen. »Gefragt sind Ihre Ideen fürs Quartier, für die Gebäude, aber auch für den öffentlichen Raum.«

Klimaschutz ist Frage der Generationengerechtigkeit

Dr. Helge Maas vom Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) stellte fest, Klimaschutz sei eine Frage der Generationengerechtigkeit. Die Schüler hätten mit ihrem »Fridays for Future«-Protest für einen Ruck gesorgt. Zunächst komme es darauf an, die Bürger für das Thema zu sensibilisieren. Der CO²-Ausstoß sei global seit Beginn der Industrialisierung angestiegen. Der Meeresspiegel habe sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts um 25 Zentimeter erhöht, Klimaveränderungen seien spürbar. Dabei seien die Städte für 60,0 bis 80,0 Prozent des Ausstoßes verantwortlich, und sie hätten auch Verantwortung übernommen, wenn es darum gehe, den Ausstoß bis 2050 deutlich – um bis zu 95,0 Prozent – zu senken.

Die KfW und die NBank förderten Projekte, die dazu beitragen würden, weniger Energie zu verbrauchen und weniger CO² zu produzieren. Der konkrete Mehrwert für die Bürger seien beispielsweise niedrigere Energiekosten. Was sich lohne, dazu gebe es bei der Verbraucherzentrale kundige Beratung. Zudem würden Wohn- und Lebensqualität im Quartier gesteigert, ebenso der Wert der Gebäude. Ziel sei es, sowohl öffentliche als auch private Gebäude zu sanieren, und auch Elektromobilität sei ein Thema. Der Schutz des Stadt- und Ortsbildes sei wichtig, und es würden wohnungswirtschaftliche und soziale Aspekte beachtet. Dazu müsse man jedoch einen hohen Grad von Mobilisierung erreichen. Bei der Senkung des Energiebedarfs und der Steigerung der Effizienz sowie beim Einsatz erneuerbarer Energien müsse die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen beachtet werden. Nach einer Bestandsaufnahme, die zum Teil schon erfolgt sei, gehe es an Strategie, Ziele und Maßnahmenkatalog. Die Umsetzung könne von einem Quartiersmanager begleitet werden.

Konzept innerhalb eines Jahres

Das Quartier »Beim Hubeweg« ist fast 25 Hektar groß. Es gibt dort rund 250 Gebäude, wovon 85 im Besitz der EWG sind; etwa 1.100 Menschen leben dort. Die Häuser stammen vor allem aus den 1920er bis 1970er Jahren, sie befinden sich in unterschiedlichem Sanierungszustand. Das Konzept soll innerhalb dieses Jahres fertig werden. Auf dem Weg dorthin werden verschiedene weitere Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen angeboten.

Mehrwert für die Mieter und gesteigerter Wohnwert

Die EWG-Bestände seien prägend im Quartier, stellte Geschäftsführerin Birgit Rosenbauer fest. Von der 1949 gegründeten Kreissiedlungsgesellschaft sei dort viel gebaut worden. Über die Jahre habe sich das Unternehmen verändert und neuen Herausforderungen mit Erfolg gestellt. Derzeit vermietet es über 1.500 eigene Wohnungen, die auf ganz verschiedene Zielgruppen ausgerichtet sind. Dazu übernimmt die EWG Fremdverwaltung sowie die Verwaltung für Wohnungseigentümergemeinschaften. Die Vorgabe der Bundesregierung laute, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu haben.

Das erfordere den Einsatz CO²-neutraler Energieträger ebenso wie sinnvolle Sanierung. Beispiele gebe es bereits. Mehrwert für die Mieter seien niedrigere Heizkosten, mehr Behaglichkeit, geringeres Schimmelrisiko und ein allgemein gesteigerter Wohnwert. Wenn es um solche Maßnahmen gehe, könne man auch über gemeinsame Projekte mit privaten Eigentümern nachdenken, stets im Einklang mit dem Quartier, und immer müsse man auch die Umgebung mitbetrachten.

Eine energetische Quartierssanierung ohne Stadtwerke sei nicht möglich, betonte Geschäftsführer Bernd Cranen. Regenerative Energien seien für sie seit vielen Jahren ein Thema. Darüber hinaus gebe es Stromtankstellen, und die Straßenbeleuchtung im Quartier, sei, wie in vielen Bereichen der Stadt, inzwischen auf LED umgestellt, was im Stadtgebiet jährlich 900.000 Tonnen CO² einspare. Blockheizkraftwerke, auch mit Biogas betrieben, Windenergie- oder Photovoltaikanlagen - die Stadtwerke seien da breit aufgestellt. Wie man mit Photovoltaik zum Selbstversorger werden kann, darüber informierte Norina Borchert. Bisher habe Photovoltaik nur einen Anteil von 20 Prozent bei den regenerativen Energien. Die Stadtwerke bieten Möglichkeiten zum Kaufen oder Pachten, für Direkteinspeisung oder eigenen Bedarf. Schon eine Anlage könne 1.780 Kilogramm CO² einsparen, das entspreche der Menge, die 142 Bäume aufnehmen könnten, und der ökologische Fußabdruck verringere sich um 36,0 Prozent. 15.000 Quadratmeter Dachflächen würden im Quartier zur Verfügung stehen; um die entsprechende CO²-Menge aufzunehmen, benötige man 79 Hektar Wald. Das sei eine Investition in die Umwelt und in die nächste Generation.

Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten

Wenn es um konkrete Maßnahmen gehe, könnten auch Verhaltensänderungen zu Einsparungen führen, machte Detlef Schuster von der Verbraucherzentrale deutlich. Wer sich beraten lassen möchte, kann das entweder an einem Standort tun, den nächsten findet man in Göttingen, oder man kann verschiedene Checks zuhause durchführen lassen, die teilweise kostenpflichtig sind.

»Wir wollen und können einen Mehrwert für die Bewohner schaffen«, umrissen alle Beteiligten ihr Bestreben, gemeinsam mit der Bevölkerung das Quartier aufzuwerten und einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele zu leisten. Es werde eine Angebotsplanung erstellt, niemand sei verpflichtet, dabei mitzumachen. Eine aktive Unterstützung dieses Pilotprojekts wäre jedoch wünschenswert.ek