^Gelbe Blüten im Winter

Pflanzenjäger Robert Fortune brachte den Winterjasmin mit

Heulende Winde, die drei Tage lang in der Meerenge zwischen China und Taiwan tobte und sein Segelboot fast zum Kentern brachten, Straßenräuber, denen er und sein Diener nur knapp entkamen, Piraten, die er mit Schüssen in die Flucht trieb, eine mit Wasser gefüllte Wildschweingrube, aus der er sich in letzter Sekunde mit viel Glück befreien konnte, alles das konnte Robert Fortune (1812 bis 1880) nicht daran hindern, seiner Aufgabe als Pflanzenjäger nachzukommen.

Einbeck. 19 Jahre lang bereiste der Schotte mit Unterbrechungen China, immer auf der Suche nach Pflanzen, die auch in Europa gedeihen können. Ihm ist zu verdanken, dass um die 150 chinesische Pflanzenarten die hiesigen Gärten bereichern.

Seine erste Reise nach China führte Fortune 1843 im Auftrag der Horticultural Society in Chiswick, London, durch. Die Pflanzensammlung, die er 1845 in Shanghai aus Sicherheitsgründen auf vier Schiffe verteilen ließ, enthielt unter anderem den gelb blühenden Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), der den winterlichen Garten schmückt. Der chinesische Volksname »Yeh-hsi-ming« deutet darauf hin, dass die arabische Bezeichnung »Yasamin« = wohlriechendes Öl lautmalerisch übernommen wurde, was auch im Lateinischen, Englischen, Französischen und Deutschen der Fall ist.

Die zur Familie der Ölbaumgewächse gehörende Gattung Jasminum umfasst rund 300 Arten, die in gemäßigten, subtropischen bis tropischen Gebieten vorkommen. Zwei Arten, Jasminum officinale und Jasminum sambac, werden zur Gewinnung des wohlriechenden Öls aus den Blüten in Asien und Südeuropa angebaut.Mit duftenden Blütenwolken kann der Winterjasmin zwar nicht aufwarten, dafür aber mit schwefelgelben Blüten zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit. Von November bis Februar erscheinen sie an den eckigen, dünnen, langen, oft überhängenden Zweigen vor dem Blattaustrieb. Die Artbezeichnung »nudiflorum« (lat. = nacktblütig) bezieht sich auf den Umstand, dass die Blüten vor dem Blattaustrieb erscheinen. Wenngleich die Pflanzen im Herbst ihre glänzenden Blätter abwerfen, wirken die dennoch wie Immergrüne, denn die kahlen Zweige sind ebenfalls grün.Vermehren lässt sich der bis zu drei Meter hoch werdende Strauch recht einfach, weil jeder Trieb, der auf dem Boden liegt, sich rasch bewurzelt. Als Spreizklimmer benötigt er ein Klettergerüst, zum Beispiel ein Spalier oder einen anderen Strauch, an dem er sich emporschieben kann. Die beste Zeit für einen (Form-)Schnitt ist gleich nach der Blüte. Der Winterjasmin schlägt danach zuverlässig aus und bildet an den frischen Zweigen Knospen für den kommenden Winter.

Ganz gefahrlos ohne Piraten und Straßenräuber bekommt man Pflanzen für den eigenen Garten entweder über ein Gartengeschäft oder von einem Winterjasmin-Besitzer, der sich bereitwillig von überzähligen Ablegern trennen möchte.oh