Gemeinsam ein Zeugnis geben

Katholische Partnergemeinden trafen sich am Tag der Deutschen Einheit

Seit 1991 feiern Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Josef Einbeck zusammen mit der Partnergemeinde Artern/Roßleben den Tag der Deutschen Einheit. Das Treffen findet im Wechsel im jeweils anderen Teil Deutschlands statt. In diesem Jahr machten sich 25 Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf den Weg nach Roßleben, um dort in der im Juni eingeweihten neuen Kapelle St. Mathilde den Dankgottesdienst mit der Partnergemeinde zu feiern.

Einbeck. Früh am Morgen verließ die Gruppe Einbeck mit dem Bus in Richtung Thüringen. Bei strahlendem Sonnenschein empfingen rund 25 Mitglieder der Partnergemeinde die Einbecker. Zusammen feierten sie in der neuen Kapelle einen Dankgottesdienst.

Traditionsgemäß hielt Pfarrer Ewald Marschler als Gast die Predigt. »Ich habe etwas vom Papstbesuch aus Erfurt mitgebracht, das hilft mir, leichter etwas Neues zum Tag der Einheit zu sagen.« Anhand der »Erfurter Tücher« beleuchtete er, wozu Kirche heute gut ist und welche Botschaft die Christen den Menschen, die keiner Kirche angehören, zu verkünden haben. »In Erfurt ist mir deutlich geworden, dass die Christen in den neuen Bundesländern eine Minderheit sind, aber auch bei uns im Westen halten viele nichts mehr vom Glauben. Deshalb gilt es, Mut zum Zeugnis zu geben.« Gerade in der Zeit vor der Wende hätten Christen gemeinsam Zeugnis in den Montagsgebeten gegeben. »Darin dürfen wir nicht nachlassen, die Gesellschaft braucht das christliche Vorbild, und wir in West und Ost brauchen einander weiter. Dies sollte nicht nur an diesem Tag deutlich werden. Als Christen sind wir füreinander Seelsorger, die dazu berufen sind, Zeugnis vom wirklichen Leben zu geben, das den Menschen ein Ziel gibt.« Das gelte nicht nur für die Seelsorger, sondern für alle Getauften.

Ein weiterer Aspekt der Predigt befasste sich mit Barmherzigkeit und Güte. »In der Patronin eures Bistums, der Heiligen Elisabeth von Thüringen, haben wir ein leuchtendes Beispiel. Wie sie sollten wir die Taten der Liebe Gottes spürbar machen. Eine Hilfe dazu könnten die sieben thüringischen Taten der Barmherzigkeit sein.« An ihrem Beispiel führte Marschler aus, wie die Menschen heute damit umgehen könnten: Andere spüren zu lassen, dass sie dazu gehörten, ihnen zuzuhören, ein Stück mit ihnen zusammen zu gehen, gut über sie zu reden, mit ihnen zu teilen, sie zu besuchen und für sie zu beten – auf vielerlei Art und Weise lasse sich das auf die Partnerschaft der Gemeinden beziehen, auf den Umgang zu den Menschen, die eine andere Geschichte erlebt haben. Die Wiedervereinigung Deutschlands sei ein sichtbares Zeichen dafür, was das Gebet bewirken könne. So rief er dazu auf, für den Frieden mit allen Völkern zu beten, für Gerechtigkeit und für die Einheit der Christen. Das letzte der vier Tücher zeige etwas vom Himmel und der Zukunft. Die menschlichen Bemühungen seien nicht alles, Gott gebe den Menschen Zukunft für die nächsten Schritte und in Ewigkeit. In Grenzsituationen des Lebens könnten die Menschen Zeugnis geben von Gott, der ihnen den Himmel offen halte.

Nach dem Gottesdienst fuhren die Teilnehmer zum Mittagessen, es schloss sich eine Führung im Kloster und in der Königspfalz Memleben an. Memleben spielte im zehnten Jahrhundert eine große Rolle als häufiger Aufenthaltsort der ottonischen Könige. Heinrich I. und Otto der Große sind dort gestorben. Ein Benediktiner-Kloster mit einer Monumentalkirche, von der heute nur die Grundrisse und einige Mauerreste zeugen, spricht davon. Von der später erbauten Kirche der freien Reichsabtei ist neben der Ruine des Mittelschiffs vor allem die Krypta noch erhalten. Sie und weitere Gebäudeteile des Klosters werden heute als Ausstellungsräume genutzt. Ein nach der Wende angelegter Klostergarten mit 100 Pflanzen bietet einen Eindruck von der äußeren Gestalt bis zur Pflanzen- und vor allem Nutzungsvielfalt in einem hochmittelalterlichen Kloster. Alle Besucher waren erstaunt darüber, welche geschichtliche Größe die Region in Hochmittelalter und in der Frühzeit gehabt hat.

Nach dem Kaffeetrinken in Roßleben schloss der Tag mit dem Gebet der Vesper ab. Für das kommende Jahr beschlossen die beiden Gemeinden, nach Suhl zu fahren, um Pfarrer Otto Stöber, der dort 2012 als Pfarrer tätig sein wird, in seinem neuen Wirkungsfeld zu besuchen. »Auch in Zukunft wollen wir die Partnerschaft erhalten«, so das Resümee der Teilnehmer.oh