Gemeinsam etwas für eine attraktive Stadt tun

»Sch(l)aufenster«-Aktion der Kulturstiftung Kornhaus: Auftakt mit starker Resonanz | Interessen zusammenführen

Auf sehr große Resonanz ist die Auftaktveranstaltung für die »Sch(l)aufenster« gestoßen. Mehr als 80 Interessierte waren in die »TangoBrücke« gekommen, um zu hören, wie sich die »Zahnlücken« schlie-ßen beziehungsweise die Geschäftsleerstände durch ansprechend gestaltete Schaufenster neu beleben lassen – auch mit dem Ziel, sie wieder zu vermieten. Er sei überwältigt vom Zuspruch, stellte Matthias Schilling vom Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus fest. »Ihre schöne Stadt liegt Ihnen am Herzen.«

Einbeck. Begeistert war ebenfalls Karl-Heinz Rehkopf, Vorsitzender des Stiftungsrates. Die Aktion, betonte er, sei keine Werbeveranstaltung für den »PS.SPEICHER«, sondern etwas für alle, denen Einbeck wichtig sei. Geschäfte und Wohngebäude hätten ihren Wert: ihren Marktwert, aber auch ihre Bedeutung für die Attrakti­vität der Stadt. Häufig stelle sich aber das Gefühl ein: »Keiner tut etwas.« Es sei falsch zu denken, dass der Einzelne nichts bewegen werde. Dass man gemeinsam etwas erreichen könne, sei kein abgedroschenes Schlagwort, und eine Sternstunde könne dabei viel in Bewegung bringen. Die Eröffnung des »PS.SPEICHERS« in diesem Jahr bezeichnete er in seiner zurückhaltenden Art als »Sternchenstunde«, in der sich etwas Positives für Einbeck bewegen werde. »Diese Chance auf einen positiven Ruck für Einbeck tut uns und der Stadt gut.«

Ihn bedrücke allerdings die jährlich wachsende Zahl von blinden »Graufenstern«, von leeren Schaufenstern. »Gefühlt jeder dritte Laden steht leer.« Das lege sich aufs Gemüt von Besitzern, Mietern, Nachbarn, es beeinflusse Wert und Mieten negativ, seien abträglich für die Stimmung in der ganzen Stadt, für das Wohnen, die Kunden und Besucher. Man könne diese Entwicklung nicht wegzaubern, man könne aber etwas dagegen tun. Der »PS.SPEICHER« werde viele Besucher anziehen, sie erhielten einen ersten Eindruck von Einbeck. Dabei entscheide sich, ob der Daumen hoch oder runter gehe. Die Möglichkeiten, die die positive Spannung bringe, die wegen des »PS.SPEICHERS« derzeit durch die Stadt ziehe, sollte man nutzen und »Graufenster« in »Sch(l)aufenster« verwandeln. Jeder Eigentümer helfe damit sich selbst, der Stadt und der Allgemeinheit, denn wer wolle einen verhängten Laden überhaupt mieten?

Der »PS.SPEICHER« sei die Erfüllung eines persönlichen Traumes, gestand er, und durch Kreati­vität und Bienenfleiß sowie riesigen Einsatz des Teams werde viel gelingen. Aus dem Projekt, das einmal mit 6.500 Quadratmetern angedacht war, sei mittlerweile ein 20.000-Quadratmeter-Objekt geworden. Diese Sternchenstunde gelte es zu nutzen und vor allem jetzt die Eigentümer zu überzeugen, ihre Fenster zur Verfügung zu stellen.

»Wir brauchen die Eigentümer der leeren Ladenlokale, wir brauchen Freiwillige, die sie begleiten, wir brauchen Kreative, die Ideen umsetzen, und wir brauchen Großzügige, die sie unterstützen«, zeigte Matthias Schilling auf, worauf es ankomme. »Ihre Ideen sind gefragt«, wandte er sich an die Besucher. Dabei gehe es nicht darum, ein weiteres »PS.SPEICHER«-Schaufenster zu schaffen, sondern bunt, vielfältig und möglichst unterschiedlich sollen die Ausführungen sein.

Gemeinsam mit Alexander Kloss von der Kulturstiftung zeigte er einige Ideen auf, die sich für eine Umsetzung eigneten: Ausflugstipps könnte es geben, Bilder und Filme. Es könnte Fenster zu prominenten Persönlichkeiten, zu Einbecker Geschichten, zur Geschichte oder zur Kunst erstellt werden. Die Schulen könnten sich kreativ darstellen, ebenso RadHaus und StadtMuseum. Die Eigentümer, versicherten sie, hätten jederzeit Zugriff auf ihre Immobilie, wenn sich beispielsweise Chance auf die Vermietung eröffne.

»Das wäre in jedem Fall schöner anzusehen als der Blick auf die alte Tapete«, so eine Eigentümerin. Ein anderer Besitzer sagte, er freue sich, wenn sein Laden auf diese Weise zum Blickfang werde, auch wenn er gar nicht unmittelbar vermieten wolle.

Knapp 50 Leerstände hat die Kulturstiftung in Einbeck erfasst. Jetzt wird es Aufgabe einer Arbeitsgruppe unter Leitung der Stiftung sein, die Eigentümer zu überzeugen und mit interessierten Gestaltern zusammenzubringen. Das werde sicher um so einfacher, je mehr positive Beispiele es dafür gebe: »Nichts überzeugt so sehr wie Erfolg.« Die Stadtverwaltung hat Unterstützung zugesagt, wenn es um die Vermittlung von Kontakten geht. Die Werbegemeinschaft unterstützt die Aktion ebenfalls ausdrücklich: Auch eine Zwischennutzung könne sehr hilfreich sein und die Immobilie aufwerten. Parallel sollen das Sammeln von Ideen und das Ansprechen von Eigentümern laufen. Günstig wäre es, mit fertigen Vorschlägen Kontakte zu knüpfen. »Wir müssen den Eigentümern vermutlich auch Ängste nehmen, etwa hinsichtlich der Kosten«, hieß es. Unverzichtbar wird bei den Schaufenstern ein »Zu vermieten«-Hinweis sein, möglichst in einheitlicher Gestaltung.

»Wer ist bereit, sich zu engagieren?«, auf diese Frage gab es fast einhellige Zustimmung. Es sei gut, wenn man sich künftig der vielen Leerstände nicht mehr schämen und sich nicht genieren müsse, wenn künftig mehr Touristen in die Stadt kämen, machten die Besucher deutlich. Er wünsche sich, dass zur Eröffnung des »PS.SPEICHERS« die meisten bisherigen »Graufenster« nicht mehr blind seien, so Karl-Heinz Rehkopf. »Aufgeben ist nicht meine Stärke«, das sei ein Lebensmotto, und er hoffe, dass aus der Aktion ein Modell werde, das auch andere Städte annehmen würden.ek