Geranien-Laternen werden emissionsfrei gepflegt

Einbeck. Seit gut 15 Jahren gibt es in Einbeck im Sommer die schönen Geranienampeln an den Straßenlaternen in der Innenstadt. Das Besondere daran ist, dass Beschaffung und Pflege dieses Blumenschmucks im öffentlichen Raum von Beginn an komplett durch ehrenamtliches Bürgerengagement realisiert werden kann. Die Blumen und das Bepflanzen der Kübel werden vom Einbecker Wochenmarkt finanziert.

Das aufwendige Gießen zwei Mal pro Woche übernahmen engagierte Bürger, wie in den ersten zehn Jahren die Initiative Marktplatz/Lange Brücke um den Vorsitzenden Wolfgang Patzig und sein Team vom Restaurant »Centrum«. Speziell das Gießen sorgte aber für einen erheblichen logistischen und personellen Aufwand.

Bis 2019 waren pro Einsatz regelmäßig mindestens zwei Personen, ein Kleinbus mit Anhänger für Stromaggregat, Wassertank, Tauchpumpe und langen Schläuchen rund eineinhalb Stunden beschäftigt. Nachdem der Blumenschmuck in diesem Jahr aufgrund fehlender Manpower bei der Organisation und Durchführung auszufallen drohte, stellte sich der Ein­becker Kulturschaffende Martin Keil die Frage, wie die Pflege in luftiger Höhe mit weniger personellem Aufwand und möglichst ohne laute Technik zu bewerkstelligen wäre. »Los ging’s gedanklich mit einer Leiter und einer Gießkanne«, so Keil. Um diese allein ohne großen Aufwand ­bewegen zu können, gesellte sich im Gedankenmodell ein Handwagen dazu. Eine Leiter, die auf Kopfsteinpflaster steht, ist eine wackelige Angelegenheit.

Um mit einer Zehn-Liter-Kanne sicher der Höhe gießen zu können, müsste eine Podestleiter möglichst mit Geländer zum Einsatz kommen. Diese wiegt allerdings rund 60 Kilogramm. Die Leiter brauchte also einen festen und fahr­baren Untersatz, etwa eine Transportpalette mit Hubwagen. Doch dann sollte möglichst noch ein Tank mit 250 Litern Wasser mitgeführt werden – natürlich am besten bewegbar durch eine Person und ohne Motorkraft. Die Lösung ist jetzt regelmäßig in der Innenstadt zu sehen. Keil stieß bei seinen Recherchen auf einen 2,5 Meter langen passenden Handpritschenwagen, eine sichere Podestleister und einen 300-Liter-Wassertank und stellte die Komponenten zusammen. »Ein Gießeinsatz dauert mit dem neuen Hand-Gießmobil nun etwa 30 Minuten und lässt sich spielend leicht ganz allein erledigen«, freut er sich, wobei er häufig von Tochter Antonia begleitet wird. Vorteilhaft ist, dass man mit der neuen und simplen Gießtechnik die Blumen direkt in Augenschein nehmen kann.

Mit Rosenschere und Eimer werden die Blumenampeln beim Gießen gleich geputzt und etwas in Form gebracht. »Bürgerschaftliches Engagement zum Wohl der eigenen Stadt sind die Grundpfeiler einer jeden gut funktionierenden Gemeinde«, so Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Seitens der Stadt wird die von Keil weiterentwickelte Initiative gern mitgefördert.

Er ist jetzt aktiv dabei, für die Fortführung und Ausweitung der blühenden Initiative Sponsoren und private Förderer zu begeistern. Mittel für die Investitionen in weitere Blumenampeln und die Deckung der laufenden Kosten für Wasser und Dünger sollen durch Patenschaften für bestehende und neue Geranienlaternen gewonnen werden. Die bereits getätigten Investitionen in das Hand-Gießmobil würden sich über die Zeit komplett einspielen lassen, ist Martin Keil zuversichtlich. Wer als Förderer oder Aktiver dabei sein möchte, kann sich unter Telefon 0172/4888112 oder geranienlaternen@kulturell.es direkt bei ihm melden.oh