Geschichte aus dem Nebel der Vergangenheit geholt

Marco Strohmeier aus Holtershausen und Archäologe Dr. Stefan Teuber haben Buch über Abtshof veröffentlicht

Ihr gemeinsames Buch über den vergessenen Klosterhof an der Hube konnten Marco Strohmeier (links) und Dr. Stefan Teuber jetzt vorstellen.

Holtershausen/Einbeck. »Ein kleines Heftchen sollte es werden. Ein Buch ist es geworden.« An historischer Stelle, auf der Hube oberhalb von Holtershausen, und coronabedingt im kleinsten Kreis haben Stefan Teuber und Marco Strohmeier ihr gemeinsames Werk präsentiert: »Der vergessene Klosterhof an der Hube bei Einbeck. Ein Abtshof des Amelungsborner Klosters im Wendfeld nahe Holtershausen« Sie folgen damit der Spur einer alten Legende. Zugleich hat der Einbecker Geschichtsverein eine Infotafel »Zur Geschichte der Hube« vorgestellt.

In diesem Corona-Jahr konnte vieles, was von langer Hand geplant war, nicht so umgesetzt werden, wie die Verantwortlichen das gern gehabt hätten. Dazu gehört auch das 125-jährige Jubiläum des Einbecker Geschichtsvereins. Im Mai sollte auf der Hube ein großes Fest gefeiert werden, das aber abgesagt werden musste wie viele andere Veranstaltungen, erinnerte die Vorsitzende des Einbecker Geschichtsvereins, Dr. Elke Heege, bei der Buchvorstellung, zu der Holtershausens Ortsheimatpfleger Udo Strohmeier auf der Hube begrüßt hatte. Zum Jubiläum, so Dr. Heege, sollte auch eine Tafel des Einbecker Geschichtsvereins übergeben werden. Das hole man jetzt in diesem Rahmen nach, ebenso wie die Präsentation einer großen wissenschaftlichen Arbeit, die Udo und Marco Strohmeier aus Holtershausen sowie die Archäologen Dr. Stefan Teuber und Markus Wehmer über lange Jahre erstellt hätten.

Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek dankte dem Geschichtsverein für die Tafel, die sie gemeinsam mit Dr. Elke Heege enthüllte. In seiner Freude über das Jubiläum denke der Verein an alle Einbecker, indem er hier Informationen zur Stadtgeschichte und zum Umland aufzeige: Das sei eine wunderbare Idee. Der Ort Holtershausen und das Thema Abtshof seien eingearbeitet. Dafür könnten alle Einbecker sowie Besucher der Hube dankbar sein. Die Vorstellung des Buches erfolge nun in einem völlig anderen Rahmen als geplant, stellte sie weiter fest; aber auch hier sei sie froh, dass überhaupt etwas möglich sei. Die Autoren hätten dazu beitragen, Interessantes aus der Vergangenheit zu erforschen – Wissen, das sonst verloren gegangen wäre.

Zur Idee zum Buch und zur Arbeit daran führte Marco Strohmeier aus, dass eine Legende seit langer Zeit besage, dass es einmal ein Kloster bei Holtershausen gegeben haben soll: Flurnamen und Bezeichnungen wie Mönche-Lieth, Mönche-Holz, Mönchsbreite, Sagen und historische Aufzeichnungen deuteten darauf hin und zeugten von einer interessanten Vergangenheit des kleinen Ortes mit gut 60 Einwohnern. Aber das genaue Wissen um diese alte Geschichte sei über die Jahrhunderte verloren gegangen. Es habe keinen bekannten Ort und keine sichtbaren Grundmauern mehr gegeben, die davon hätten berichten können.
Der Einbecker Stadthistoriker Heinrich Ludolph Harland schrieb 1868: »Das Wort «Lidt” ist ein altdeutsches, und bedeutet einen Bergabhang. Die Mönke- oder Mönchelidt ist daher ein an der Nordseite der Hube bebaueter Abhang, welcher früher Mönchen gehört hat. Fragt man die umwohnenden Landleute, so heißt es gewöhnlich: «Es hat dort ein Kloster gestanden”; man will sogar die Stelle, wo die Gebäude gestanden haben, wissen … .«

Später hielt Dr. Steinacker in seinem Buch »Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim« fest, »dass das Überbleibsel eines Klosters in der «Mönche-Lieth” mit Grundmauern, Teichbett, Brunnenschacht und anderes, bei der Separation verschwunden sein soll.« Weitere regionale Heimatkundler des frühen 20. Jahrhunderts übernahmen diese Berichte und trugen somit zur Vertiefung der Klosterlegende bei.

Zur 850-Jahr-Feier des Ortes Holtershausen 1998 und beim damit verbundenen Versuch der Aufarbeitung der Ortsgeschichte kam man wieder auf die Spur dieser alten Überlieferung, erinnerte Marco Strohmeier. Der damalige Einbecker Stadtarchäologe Dr. Stefan Teuber begleitete die sich oft schwierig gestaltende Suche ab etwa 2005 fachlich und, so freute er sich, mit zunehmend wachsender Begeisterung.

Dieses Buch erzähle, wie durch jahrelange akribische historische Recherchen, Geländeerkundungen und -vermessungen sowie archäologische Arbeit vor Ort aus den einstigen Vermutungen im Lauf der Zeit Gewissheiten und nachprüfbare Fakten wurden. Das aufwendig zusammengetragene Wissen habe einen erheblichen Umfang angenommen, es ermögliche einen völlig neuen Blick auf die historischen Geschehnisse an der Hube und die umliegenden Orte und besonders auf das alte Amt Greene und die Stadt Einbeck. Durch die Arbeit sollten, so sein Wunsch, diese neuen Erkenntnisse für die Zukunft dauerhaft erhalten bleiben, damit die Geschichte nicht wieder im Nebel der Vergangenheit verschwinde.

Die Suche sei sehr aufwendig und zeitintensiv gewesen. Man sei auch in Sackgassen gelandet, aber die Suche sei spannend geblieben – und er hoffe, dass die Leser dem folgen würden. Insbesondere dankte er für die finanzielle Unterstützung von unterschiedlicher Seite sowie Stefan Teuber, der viel Zeit, Geld und Herzblut investiert und sich über seine Arbeit hinaus für das Vorhaben interessiert habe. Künftige Generationen könnten sich darauf berufen.
In den Dank bezog Dr. Teuber die Familien ein, die den Autoren Raum gegeben hätten, gut ein Jahr daran zu schreiben. Die Entwicklung, die man jetzt abschließe, sei 2008/09 gar nicht absehbar gewesen. Man habe sich nicht nur mit Holtershausen beschäftigt, sondern auch weitere Themen aufgegriffen: Amelungsborn, das Augustiner-Kloster in Einbeck, die Greener Besitzungen. So gehe das Buch über eine Ortschronik hinaus in die Region.

Die fachliche Ausarbeitung zum vergessenen Klosterhof, eine spannende Spurensuche, greift unterschiedliche Blickwinkel auf, geht Sagen und historisch-wissenschaftlichen und archäologischen Forschungen nach – ausführlich auf 160 Seiten und mit 54 Abbildungen kann man Dr. Stefan Teuber und Marco Strohmeier dabei folgen. Ein Glossar erläutert Fachbegriffe. Inhalte sind neben der Hube und Holtershausen Flurnamen im Suchgebiet, die Wüstung Winenvelde, Landwehr und Hohlwege sowie Steinbrüche und Kalköfen; es geht um die Gerichtsverhandlung zwischen Einbeck und Greene im Jahr 1543, und ausführlich beschäftigen sich die Autoren natürlich mit dem Amelungsborner Abtshof. Enthalten ist zudem ein Beitrag von Philipp Küchler zur Geologie und Hydrologie des Wendfelds.

»Der vergessene Klosterhof an der Hube bei Einbeck« ist erhältlich im Ladengeschäft der Einbecker Morgenpost, bei Nina Glatz, Lange Brücke, im StadtMuseum Einbeck, Auf dem Steinwege, in der Tourist Information, Marktstraße/Eickesches Haus, im Heimatmuseum Greene, über Marco Strohmeier beim Kultur- und Heimatverein Holtershausen sowie per Bestellung über den Buchhandel (Isensee Verlag Oldenburg, ISBN 978-3-7308-1723-0).ek/oh