Gesund und mit Freude reisen

Vortrag von Dr. Wolfgang Auer beim Förderverein des Einbecker Bürgerspitals

Um sich nicht schon bei der Anreise einen Infekt zu holen, der den Urlaub beeinträchtigt, sollte man sich auf Fernreisen gut vorbereiten, sagte Dr. Wolfgang Auer beim Förderverein des Einbecker Bürgerspitals. Unliebsame »Mitbringsel« können nach der Rückkehr ebenfalls noch zu Problemen führen.

Einbeck. Brunhild Vatterodt, Vorsitzende des Fördervereins, freute sich, Dr. Auer begrüßen zu können. Der in Einbeck lebende Arzt studierte in Göttingen, war unter anderem in der Kinderklinik auf Norderney und in der Tropenklinik in Hamburg tätig, und er arbeitete mehr als zehn Jahre in Tansania als Leiter der Entwicklungshilfe und in Krankenhäusern. Dort sammelte er viele Erfahrungen.

Schon lange sei er im Förderverein des Krankenhauses, erklärte Auer. Der Verein setze sich intensiv für die Verbesserung des Patientenwohls ein und leiste in vielen Bereichen außergewöhnliche Arbeit. Sowohl Bürgerspital als auch Förderverein erfreuten sich großer Zustimmung, woran stetig zu arbeiten sei.Flugreisen seien in den vergangenen Jahren immer erschwinglicher geworden, so Auer, doch drohen während des Fluges schon erste gesundheitliche Gefahren. Die Klimaanlage – wie auch in Hotelzimmern – walze die Luft um, sie entzieht dem Körper Flüssigkeit, die Schleimhäute trocknen aus und das Immunsystem werde beeinträchtigt. Wenn nur einer von 200 Fluggästen erkältet sei, könnte er dies an viele weitergeben. Bei einer Inkubationszeit von drei Tagen erwische es dann die Infizierten Reisenden am Urlaubsort. Klimawechsel begünstigen den Vorgang.

Im Flugzeug sollte man daher viel und oft trinken, nicht unbedingt Alkohol. Gegen die Steifheit der Beine sowie zur Verbesserung der Durchblutung helfe die Aktivierung der Waden für einige Minuten pro Stunde.Impfungen seien ein »Riesen-Kapitel«, sagte Auer. Es komme darauf an, wohin die Tour gehe und in welcher Form. Je nach Reisezeit (Trocken- oder Regenzeit) und Reisegebiet (Städte oder ländliche Gebiete) bestehen unterschiedliche Infektionsrisiken. Pauschaltouristen in modernen Hotels bräuchten zum Beispiel einen nicht so hohen Schutz wie Rucksacktouristen, die spontan unterwegs sind und viel mit »Land und Leuten« in Verbindung kommen. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es aber nie.

Tetanus- und Diphtherieimpfungen seien Standard, Schutz gegen Keuchhusten und Kinderlähmung, empfahl er ebenfalls. Unternehme man eine Fernreise, sollte man sich beim Hausarzt informieren, welchen Reiseschutz man benötige und was eventuell aufgefrischt werden müsse. Haltbarkeit und Wirksamkeit der verschiedenen Antikörper seien unterschiedlich, entsprechend kurz oder lang somit auch das »Gedächtnis« des Abwehrsystems. Manche Erkrankungen hinterlassen einen lebenslangen Schutz wie Röteln, andere nur eine kurze Immunität wie Typhus. Mit dem Infektionsschutz sollte rechtzeitig begonnen werden, manche Lebendimpfungen seien nicht kombinierbar.

Gegen Malaria sei keine Schutzimpfung möglich. Während zur Tetanusabwehr ein Antigen verabreicht werde, müssten es bei der Tropenkrankheit rund 456 sein. 20 Millionen Menschen sterben jedes Jahr daran. Von Mücken übertragen werden die Blutgefäße von Parasiten befallen. Als passiver Schutz helfe Stechmückenabwehr mit entsprechender Kleidung oder Moskitonetze, in bestimmten Regionen zusätzlich eine medikamentöse Vorsorge. Es gilt einfach gesagt: »Kein Stich, keine Malaria«. Sie ist heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werde. Eine hohe Erfolgsrate gebe es bei der Viruslebererkrankung Hepatitis A. Verunreinigtes Trinkwasser oder Kontakt mit Kranken können zur Gelbsucht führen. Beeinträchtigungen treten von gar keinen bis zu schweren Leberschädigungen auf. Deutlich schwerer verlaufe Hepatitis B, übertragen durch Blut- und Sexualkontakte. Die meisten Erkrankten gesunden, einige werden chronisch krank oder sterben. Vor allem Rucksackreisende sollten dagegen geimpft sein. Impfungen gegen Typhus seien harmlos, aber wirksam, erläuterte Auer weiter.Klimawechsel, Kontakt mit »fremden« Erregern oder ungewohntes Essen im Urlaub bedeuten für den Körper oftmals »Stress« und könnten zu Gesundheitsstörungen führen. Gebratenes, Gekochtes und Geschältes kann man unbedenklich essen, so Auer, bei anderen Dingen sollte man vorsichtig sein. Alkohol und Sonne ermüden und schwächen das Immunsystem. Bei Hitze muss ausreichend getrunken werden. Flüssigkeitsmangel kann zu körperlichen Beeinträchtigungen führen. Entstehe Durst, herrsche schon eine Unterdeckung.Nicht nur der ausgefüllte Impfausweis sollte ins Ausland mitgenommen werden, sondern ebenfalls Dauermedikationen. Vieles gebe es vor Ort – oft zu günstigeren Preisen –, doch könne es sich ebenso um Fälschungen ohne Wirkung handeln.

Für die Reiseapotheke müsse viel Geld ausgegeben werden, wenn man alles mitnehmen will. Das braucht man aber nicht. Magen- und Schmerzmittel reichen meist schon aus. Lokal Arzneien helfen meist besser gegen Infektionen. In betroffenen Ländern ist die Malariakenntnis und Versorgung zum Beispiel viel besser als in Deutschland.

Ein örtlicher Yoghurt zum Frühstück rege die normale Darmkeimbesiedlung an, andere Keime werden in der Folge eliminiert. Das Händewaschen nach dem Toilettengang und vor dem Essen sei selbstverständlich, so Auer. Zu viel Sterilität schade ebenfalls, es unterbinde die körperlichen Abwehrfunktionen. Übertriebener Ehrgeiz im Urlaub – zum Beispiel bei sportlichen Aktivitäten – belaste den Körper. »Die Sorgen kann man zu Hause lassen, den Verstand aber bitte nicht«, mahnte Auer.

Hier lege sich auch keiner für Stunden in die Sonne, um braun zu werden. Ein Sonnenbrand sei eine Verbrennung ersten Grades, kein Erholungseffekt. Brauner Teint fördere nicht die Gesundheit, er schade ihr. Das Hautgedächtnis merke sich die Summe der Verbrennungen, das Altern werde forciert.Ob jemand reisefähig sei, das sei individuell zu klären. Körperliche Beeinträchtigungen sowie Probleme mit Augen, Ohren oder dem Herz-Kreislauf-System können dies stark beeinflussen. Mit dem Hausarzt ist über den Reisewunsch zu reden.

Auer warnte vor Autofahrten im Ausland, dies sei anders als in Deutschland. Jeder dritte weltweite Todesfall eines Europäers auf Reisen passiere im Straßenverkehr. Lieber die Geschwindigkeit anpassen als euphorisch durch unbekannte Straßen zu »düsen«.

Bringe man aus dem Ausland »Mitbringsel« mit, Magen- oder Darmprobleme, sollte umgehend der Hausarzt kontaktiert werden. Ein Warten kann die Situation verschlechtern.Vatterodt dankte Auer für den informativen und kurzweiligen Vortrag. Sie überreichte ihm als Dank ein Präsent.mru