Gleichberechtigung leben, Vielfalt schätzen

Gleichstellungsbeauftragte lädt zu Aktionswochen »Gleichberechtigt leben« ein | Vortrag und Theater

Einbeck. Mit dem Programm »Gleichberechtigt leben - Unsere Werte, unser Recht« sollen zugewanderten Menschen Gleichstellungswerte und -gesetze der deutschen Gesellschaft vermittelt werden. Im September beginnen die Aktionswochen, bei denen das Land Niedersachsen die Hälfte der Projektkosten fördert.

Die Einbecker Gleichstellungsbeauftragte Simone Engelhardt hat mit Erfolg einen Förderantrag für zwei Vorhaben gestellt, die in diesem Rahmen in Einbeck geplant sind, und sie hat die Angebote gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Northeim, Uljana Klein, vorgestellt. Wichtiger Partner bei der Umsetzung sind die Berufsbilden Schulen Einbeck.

»Es ist immens wichtig, die Werte unserer Gesellschaft Menschen aus anderen Kulturen nahezubringen, auch im Kontext mit der Gleichberechtigung von Frauen und Männern«, stellt Simone Engelhardt fest. Das sei Bestandteil gelingender Integration, ergänzt Uljana Klein - solche Projekte sollten, so das Anliegen der Niedersächsischen Sozialministerin Cornelia Rundt, gerade auch in der Fläche vermittelt werden. Bei den Aktionswochen sind Veranstaltungen geplant, die unterschiedliche Personenkreise ansprechen.

Zielgruppen sind diejenigen, die Berührungspunkte mit geflüchteten Menschen haben oder die selbst Flüchtlinge sind, aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen. Die Gruppe »Mensch: Theater!« aus Hildesheim ist am 19. September in den Berufsbildenden Schulen in Einbeck zu Gast. Etwa 70 Schülerinnen und Schüler aus der Klasse der angehenden Erzieher, aus dem Bereich Heilerziehungspflege sowie sozialpädagogische Assistenten werden dabei sein.

Über »Terre des femmes« ist Simone Engelhardt auf die Gruppe und ihre Präventionstheater aufmerksam geworden - und sie war schnell begeistert. In einem interaktiven Theaterstück werden kurze Szenen angespielt, und die Schüler knüpfen an - entweder als Schauerspieler oder mit Regiehinweisen: »Sie sollen nicht nur konsumieren, sondern sie können somit teilhaben, das fand ich bestrickend«, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Es geht um Missverständnisse und Konflikte aufgrund von kulturellen Unterschieden, insbesondere bezogen auf verschiedene Rollenverständnisse von Männern und Frauen. Dass die Themen dabei nicht in bekannten Unterrichtsformen, sondern mit neuen Methoden und Inhalten vermittelt werden, gefällt Sabine Schleder vom Fachbereich Sozialpädagogik an der BBS Einbeck besonders gut. Die Schüler sind auch aufgerufen, bei diesem für einige verpflichtenden Besuch aufmerksam dabei zu sein: »Anschließend wird eine Facharbeit dazu geschrieben.«

Den Schülern kommt zudem die Aufgabe von Multiplikatoren zu: Bei ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Gruppen können sie die vermittelten Inhalte weitertragen. Während vieles im Unterricht sonst nur theoretisch bleibt, können sie nun, direkt angesprochen, persönlich mitmachen. »Mit Emotionen lernt man am besten«, so Sabine Schleder und BBS-Abteilungsleiterin Kathrin Düvel. An das Theaterstück schließt sich ein Workshop an.

Dass sie sich auf diesen Vormittag freuen, machen einige Schülerinnen deutlich: »Über das Theater kann sich jeder einbringen«, erläutert Ruth Limburg, »dabei stehen verschiedene Wege des Ausdrucks zur Verfügung.« Das Thema sei in jedem Fall interessant für ihre Ausbildung, findet Nancy Behlen, denn sie habe immer wieder auch mit Flüchtlingsfamilien zu tun.

Aufklärung, das Reflektieren eigener Gedanken und die Möglichkeit, sich mit bestehenden Vorurteilen auseinanderzusetzen, das hält Julia Meyer für wichtig. Sensibel werden für andere Kulturen, aber auch für die eigene, darauf freut sich Rebekka Ressmann. Außerdem erwartet sie, dass Wissen vermittelt wird, dass sich in die Praxis umsetzen lässt. Der Schwerpunkt sollte dabei auf Gemeinsamkeiten der Kulturen liegen.

Am 21. September beginnt um 18 Uhr im Alten Rathaus ein Vortrag zum Thema »Typisch Flüchtling? Typisch Frau? Typisch deutsch!« Es geht unter anderem um Geschlechtervielfalt und Genderkompetenz. Referentin Patricia Jessen vom Institut für interdisziplinäre Beratung und interkulturelle Seminare (Ibis) wird sich mit »Frau und Familie im Islam« beschäftigen. Dabei geht sie auf Rollenbilder und Stereotype ein, um diese bewusst zu machen.

Eingeladen sind alle Interessierten, insbesondere diejenigen, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Sie möchte Hintergrundwissen vermitteln, andere Kulturen näher bringen und eine Gesprächsgrundlage schaffen, um Herausforderungen zu meistern, die das Zusammentreffen verschiedener Kulturen und eine bunter und vielfältiger werdende Gesellschaft mit sich bringt.

Damit ausreichend Platz für alle ist, wird um Anmeldungen gebeten bis zum 15 September unter gleichstellung@einbeck.de. Für beide Projekte gibt es einen Zuschuss von 1.500 Euro aus Landesmitteln, und Uljana Klein lobt, wie es ihrer Einbecker Kollegin gelungen ist, weitere finanzielle Mittel zu beschaffen und so die Gegenfinanzierung zu sichern: Sie habe sich stark engagiert und erstmalig auch Landesförderung erhalten.

Der Lokalen Aktionsplan »Demokratie leben im Landkreis« ist ebenfalls mit im Boot. Gefreut haben sich beide Gleichstellungsbeauftragten, dass die Berufsbildenden Schulen spontan ihre Unterstützung zugesagt haben: Diese Zielgruppe sei wichtig, und sie könne in ihrem künftigen Arbeitsfeld viel bewirken.ek