Gott und Engel verleihen Flügel

Fritz Baltruweit und Konstanze Kuß luden das Publikum zum Träumen ein

Wenn der Opa und der Enkel sich im Winter in den Schnee legen, um einen kleinen und einen großen Engel durch Bewegungen zu kreieren, dann sind die himmlischen Geschöpfe in den Abdrücken zu erkennen. Normal kann man sie nicht sehen, aber sie sind immer in der Nähe: Sie helfen, unterstützen, bieten Geborgenheit, trösten, bauen auf oder reichen die Hand zur Hilfe. Auf Einladung der St. Alexandri-Stiftung vermittelte dies Pastor Fritz Baltruweit zusammen mit Konstanze Kuß beim Konzert in der Krypta der Münsterkirche, das den Titel »Herr, leihe mir Deine Flügel« trug.^

Einbeck. Die einleitenden Worte sprach Dr. Friedemann Neddenriep, der zusammen mit seinem Kollegen Eckhard Beismann und der gemeinsamen Kanzlei das Konzert ermöglicht hatte. Er freute sich zusammen mit der St. Alexandri-Stiftung, dass so viele Zuhörer erschienen waren, die in die Welt der Engel eintauchen wollten. Mit dem Liedermacher und Pastor Fritz Baltruweit sei eine Person nach Einbeck gekommen, die man eigentlich nicht mehr vorstellen bräuchte. Unzählige Lieder habe er für das evangelische, aber auch für das mennoitische Gesangbuch erstellt, er  gelte als »bekanntester, christlicher Liedermacher der heutigen Zeit«. Weiter präge Baltruweit seit vielen Jahren den »Sound des Kirchentages«, so Neddenriep, und er habe mit seiner Musik die »Gehörgänge gewaltlos erobert«. Eine Könnerin sei auch Konstanze Kuß, die für ihr Harfen- und Flötenspiel schon mehrfach ausgezeichnet wurde und die oft als Solokünstlerin oder im Ensemble im In- und Ausland auftritt, aber auch mehrfach im Jahr mit Baltruweit.

Gemäß des Mottos »Herr, leihe mir Deine Flügel« eröffneten und beendeten Baltruweit und Kuß ihr Konzert mit dem Lied »Jeder Mensch braucht einen Engel«. Aufgeteilt in zwei Zyklen beschäftigen sie sich erst mit der Reise durch das Jahr und dann mit dem Himmel und seinen Geschöpfen. Nicht nur beim Eingangslied wurde das Publikum zum Mitsingen eingeladen, um gemeinsam zu bekräftigen, dass ein jeder Mensch einen Engel braucht, der mit ihm geht und steht.

Man sei momentan am Anfang des Jahres, so Baltruweit, so dass es noch viele leere Seiten zu beschreiben und Tage zu erleben gebe. Die passende Jahreslosung »Gott nah zu sein, das ist mein Glück« helfe dabei, denn »in der Weite des Himmels schwinge seine Güte und soweit die Wolken reichen, führe seine Liebe«. Der Pastor forderte die Zuhörer daher auf, Gott am weiten Horizont zu spüren und das neue Leben, das er durch das neue Jahr geschenkt hat, zu genießen.

In der Kälte der dunklen Jahreszeit sehnen sich die Menschen nach dem Frühling, der Sonne und den helleren, lebendigeren Tagen, erklärte der Pastor. Wenn sich die ersten Knospen zeigten, verbessere sich gleich der Gemütszustand, und die Freude auf den wärmenden Sommer steige. Im Gras zu liegen, den Moment zu genießen und in den Himmel »einzutauchen«, das sei Glück. Wenn man dies dann mit einer nahestehenden Person teilen könnte, entstehe schnell das Gefühl, »als segelt man davon«. Das erlebten auch die Zuhörer des Konzertes: Die eingängigen, inspirierenden und besinnlichen Lieder sowie der Klang der Harfe, die die »Musik aus den Wolken herab zaubert«, faszinierten das Publikum, und regten zum Träumen und zum Eintauchen in entrückte Sphären an.

Dem Sommer folgte der »goldene Herbst«, der dunkle November mit Tod und Trauer sowie der weiße, verschneite Dezember, bevor wieder im Januar ein neues Leben beginne. Wie ein Mosaik setze sich das Jahr aus hellen, glücklichen Momenten, dunklen Seiten, die mit ihren Schatten Tiefe verleihen, und offenen Stellen, die nicht geschlossen werden konnten, zusammen, so Baltruweit, woraus Gott ein Gesamtkunstwerk erstelle. So wie sich die Monate und die Jahreszeiten am Ende jedes Jahres vereinten, so müssten auch die Menschen zueinander sein. Sie sollten viel öfter gemeinsame Gefühle zeigen, danken oder den Kehrvers »Ich sing für Dich« benutzen.Im Leben entstehe gelegentlich das Gefühl, dass jemand einem »Flügel« leihe, so der Liedermacher. Im Schnee seien die helfenden Engel durch Abdrücke – erstellt durch Menschen – zu sehen, doch sonst oft nur zu erahnen und leicht wie die Luft. Wie beim Lied »Flieg, Engel, flieg«, das gemeinsam mehrstimmig gesungen wurde, ziehen sie umher, um den Menschen nah zu sein. Ob als Begleiter, Bote oder Lebensretter, sie helfen in schwierigen Situationen, halten die Hand, seien präsent, und sie bieten Geborgenheit. Wenn es manches Mal dunkel, grummelig oder traurig werde, dann kommen die Geschöpfe des Himmels daher, um individuell zu helfen. Dieser Beistand könne auch durch Mitmenschen erfolgen, so dass man viel öfter sagen sollte: »Du bist ein Engel.« Von Gott geschickt, öffnen sie Türen, wo vorher keine waren, schenken Kraft, zaubern ein Lächeln ins Gesicht, bieten Schutz vor Gefahren, und erleichtern das Meistern des Alltags. Baltruweit forderte die Zuhörer auf, sich an den Kleinigkeiten des Lebens zu erfreuen, denn »heute ist die glücklichste Zeit meines Lebens.« Dankbar soll jeder seinen Mitmenschen und Gott gegenüber sein, denn der Herr stütze einem den Rücken, selbst wenn kein Halt vorhanden sei. Das Wissen seiner Gegenwart reiche, um Flügel zu verleihen. Gott und seine Engel seien jeder Person nahe, und tragen sie jederzeit auf den Händen, auch im Schlaf. Sie begleiten, beschützen und prägen die Menschen, denn »Gottes Engel weichen nie«. Aus dem Grund sangen die Musiker zum Schluss noch einmal gemeinsam mit den Zuhörern das Lied »Jeder Mensch braucht einen Engel«.

Von dem besinnlichen Konzert, das zum Träumen einlud, und der eingängigen Moderation Baltruweits war das Publikum angetan, so dass es viel Beifall spendete. Nach der Zugabe »Flieg mit mir«, die sich an das Motto »Herr, leihe mir Deine Flügel« anlehnte, bedankte sich Tabea Kröß von der St. Alexandri-Stiftung bei Fritz Baltruweit und Konstanze Kuß mit einem Präsent für den außergewöhnlichen Auftritt. Sie lobte die Musiker für ihre lebendigen, inspirierenden und anregenden Darbietungen, aber auch das »Leib und Seele«-Team der Schatzsuche, das die Zuhörer in der Pause mit kulinarischen Leckereien verwöhnte.mru