Gottes Gnade heißt alle Menschen als seine Kinder willkommen

Weltgebetstagsgottesdienst in Einbeck mit Texten und Gebeten aus dem Partnerland Frankreich / Als Fremde aufgenommen / Dank für Vielfalt

»Ich war fremd - ihr habt mich aufgenommen«, so lautete das Motto des Weltgebetstages 2013. Frauen aller Konfessionen haben dazu auch in Einbeck einen Gottesdienst gefeiert. Die Welt­gebetstagsordnung war von Frauen aus Frank­reich vorbereitet worden, vor Ort wurde sie um­gesetzt von einer Gruppe mit Vertreterinnen der christlichen Gemeinden, und Gastgeberin-nen waren die Frauen der Münstergemeinde St. Alexandri.

Einbeck. Gemischt aus den Stadt-Gemeinden waren die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Die Frauen aus Frankreich hätten zu diesem Thema viel zu bedenken und zu beten erarbeitet, kündigte Annedore Bolik vom Vorbereitungsteam an. »Bonjour, auch im Namen der Schwestern aus Frankreich«, hieß sie die Gäste in der mit französischen Anklängen geschmückten Krypta willkommen. Einbeck habe über die Partnerstadt Thiais gute Verbindungen zu Frankreich, viele seien schon dort gewesen. Im Gottesdienst stellten sich einige Mitglieder des Vorbereitungsteams in der Rolle von Französinnen unterschiedlicher Herkunft vor: »Gott ruft uns alle als seine Kinder«, betonten sie. Sie wollten Fremde freundlich aufnehmen, denn »Gott ruft uns, Gott nennt uns alle seine Kinder.«

Gott habe die Menschen nach seinem Bild geschaffen, aber dennoch seien alle wunderbar verschieden. Damit verband die Weltgebetstagsordnung den Dank für die Vielfalt der Kulturen und Traditionen. Gottes Gnade heiße alle Menschen als seine Söhne und Töchter willkommen.

Fremde nicht auszubeuten, das verlangt das dritte Buch Mose, aus dem gelesen wurde. Jeder solle seinen fremden Mitbürger lieben wie sich selbst, denn auch das Volk Israel sei in Ägypten fremd gewesen, heißt es darin. Anhand einzelner Erzählungen von Frauen wurde deutlich, was passiert, wenn Gottes Wort nicht beachtet wird, etwa die Ausbeutung von Fremden oder die Benachteiligung aufgrund einer anderen Hautfarbe. Im Matthäus-Evangelium ist die Rede davon, dass Hungrigen, Durstigen, Fremden, Nackten, Kranken und Gefangenen geholfen wird - auf unterschiedliche Weise, denn die Nöte sind auch im übertragenen Sinn zu sehen: So gibt es Hunger nach Anerkennung und Gerechtigkeit, Durst auf Veränderung, aber auch den tatsächlichen Wassermangel in Afrika, Fremdsein in einer anderen Stadt, Nacktheit durch missbrauchtes Vertrauen, Krankheit durch Hektik, Wut und Enttäuschung sowie die eigene Gefangenschaft in Ideologien und Vorurteilen. »Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan«, sagt das Evangelium.Aus der guten Erfahrung, fremd zu sein und angenommen zu werden, lasse sich Kraft schöpfen.

Der Gottesdienst lud ein, die Verschiedenheit als Reichtum zu feiern, und er rief dazu auf, Türen und Herzen zu öffnen für die, die Zuflucht suchen und Großzügigkeit verdient haben. Mit »Merci, wir danken dir« wurde unter anderem gebetet für Jugendliche, die kulturelle Brücken bauen, für Familien, die mit ihrem multikulturellen Hintergrund den Alltag bereichern, für junge Frauen, die in andere Länder gehen um zu arbeiten, und für Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat nach Naturkatastrophen, Krieg oder wirtschaftlichen Zusammenbrüchen zu verlassen. Jeder sollte Orte finden, an denen er sich willkommen fühle.

Die Kerze des Weltgebetstages wurde am Ende des Gottesdienstes von der Münstergemeinde an die katholische Gemeinde St. Josef weitergegeben. Dort wird im kommenden Jahr der Weltgebetstag gefeiert. Lieder und Texte, kündigte Irmhild Kühn an, kommen dann aus Ägypten, der Arbeitstitel lautet »Streams in the desert«. Der Abend fand seinen harmonischen Ausklang bei einem französisch inspirierten Imbiss.ek