Großes Interesse am Gespräch mit neuen Chefärzten

Dr. Farhad Schahmirzadi, Dr. Jens Bigge und Dr. Urs Schmid stellen sich beim Förderverein des AWO-Sertürner-Krankenhauses vor

Das Interesse war groß: Vor zahlreichen Zuhörern haben sich die neuen Chefärzte der Chirurgie des AWO-Sertürner-Krankenhauses auf Einladung des Vereins der Freunde und Förderer des Krankenhauses vorgestellt. Dr. Farhad Schahmirzadi, Dr. Jens Bigge und Dr. Urs Schmid gaben einen Einblick in die Möglichkeiten, die das Krankenhaus nun in unterschiedlichen Bereichen bietet.

Einbeck. Die ursprünglich angedachte enge Zusammenarbeit mit dem Charlotten-Hospital in Stadtoldendorf habe man inzwischen aufgegeben, berichtete Dr. Farhad Schahmirzadi, Chefarzt für Allgemein- und Minimal-Invasive Chirurgie. Vielmehr sei es nun das Ziel, eine komplette neue Chirurgie in Einbeck aufzubauen. Für diesen Zweck stehe schon ein hervorragendes Team zur Verfügung, das weiter ergänzt werde: Neben den Kollegen Dr. Jens Bigge, Unfallchirurg und Orthopäde, und dem Hand- und Fußchirurgen Dr. Urs Schmid als drei gleichberechtigte Chefärzte gehören drei Oberärzte und sechs Assistenzärzte zur Besetzung.

Das Einbecker Krankenhaus, führte der Mediziner aus, sei ein Haus der Grund- und Regel- sowie der Notfallversorgung. Alle chirurgischen Probleme seien durch die unterschiedlichen Fachgebiete abzudecken. Dazu zählen Schilddrüsen-, Tumor-, Hernien-, Venen- und Adipositaschirurgie ebenso wie minimalinvasive Eingriffe. Eine Prokto-Chirurgie wird hinzu kommen. Im Bereich Unfall-/orthopädische Chirurgie werden alle Frakturen, Gelenk- und Wirbelsäulen-Chirurgie, Endoprothetik, spezielle Eingriffe an der Schulter sowie septische Chirurgie durchgeführt. Hand und Handgelenk, Füße, Fehlstellungen, Arthrose, Nerven und Sehnen sowie endoprothetische Eingriffe bei Rheuma können im Bereich der Hand- und Fußchirurgie operiert werden.

Mit der Station M4 stehen derzeit 26 Betten zur Verfügung. Die Station M3 sei im vergangenen Jahr zur Sanierung geschlossen worden; sie werde bald abgeschlossen, und dann würden für die Chirurgie insgesamt 47 Betten sowie vier Intensivbetten zur Verfügung stehen, kündigte der Chefarzt an. Aufgenommen werden die Patienten auf der gemeinsamen Aufnahmestation. Eine rund um die Uhr besetzte Notfallambulanz gibt es ebenso wie eine Indikationssprechstunde. Derzeit sind zwei Operationssäle in Betrieb, ein dritter wäre bei steigendem Bedarf wünschenswert. Außerdem gibt es Planungen für eine chirurgische Praxis. »Damit könnten wir stationäre und ambulante Versorgung hier komplett bedienen«, führte Dr. Schahmirzadi aus.

Als »typischen Handwerker« stellte sich Dr. Jens Bigge vor: »Sägen, bohren, schrauben« gehörten dazu, sagte er mit einem Augenzwinkern. Am Beispiel der Hüftgelenkarthrose zeigte er Diagnose und Therapiemöglichkeiten auf. Haltung und Gang der Patienten wiesen meist auf Schmerzen hin. Wichtig im Hüftgelenk sei eine dicke, schützende Knorpelschicht. Arthrose sei das Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Stabilität der einzelnen Gelenkanteile. Der Knorpel reibe sich nach und nach ab, was zu Schmerzen bei Belastung, Bewegung und schließlich auch in Ruhe führe. Im letzten Schritt könne sich der ganze Hüftkopf zerstören. Ursachen seien Beanspruchung, Übergewicht, Alter, eine Verletzung oder Fehlstellung, aber auch Vererbung, hormonelle Faktoren, bakterielle oder rheumatische Gelenkentzündungen oder Stoffwechselerkrankungen. Das Röntgenbild zeige, wie der Abstand zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne geringer werde. Arthrose, so Dr. Bigge, sei nicht heilbar, aber es gebe Behandlungsverfahren, die den Verlauf verzögern könnten. Ziel sei es dabei, das Gelenk zu erhalten. Zum Einsatz kommen Schmerztherapie und physikalische Anwendungen. Wenn das nicht helfe, werde ein Kunstgelenk eingesetzt, wofür es verschiedene Verankerungsmethoden gebe. Alter, Hüftsituation und Knochenqualität spielen bei der Auswahl eine Rolle: Entsprechend wird das Gelenk zementiert, im Hybridverfahren oder zementfrei eingesetzt. Die richtige Nachbehandlung, führte der Orthopäde weiter aus, sorge dafür, dass der Patient schnell wieder auf die Füße komme und die Muskulatur sich kräftige.

Die Anschlussheilbehandlung sei wichtig, lerne er doch dabei, mit der Prothese umzugehen. Hier werde ein normales Gangbild entwickelt, und man erfahre, welche Belastungen möglich seien. Allerdings müsse sich der Patient auch selbst zur Gesundheitsarbeit motivieren. Zur Wahl stehen ambulante und stationäre Reha-Maßnahmen.

»Ich brauche meine Hand«, das machten alle Patienten deutlich, berichtete Dr. Urs Schmid. Je nach Alter gebe es unterschiedliche Probleme mit den Händen. Bei Kindern könnten es beispielsweise angeborene Fehlbildungen sein, etwa ein Doppeldaumen oder sechs Finger. Jugendliche könnten sich verletzen und sich Brüche zuziehen. Am Beispiel des Kahnbeinbruchs zeigte er, was minimalinvasive Technik hier zu leisten vermag. Auch an der Hand können Bänder reißen, was man bei Spiegelungen erkennen und mit Drähten sichern kann. Wie das Knie hat auch das Handgelenk einen Meniskus, der reißen kann – eine Reparatur ist durch Nähen im Gelenk möglich. Im Arbeitsleben, so Dr. Schmid weiter, könnten schon kleine Verletzungen Nerven oder Sehnen beschädigen: So führe ein »kleiner Ritzer« in der Hand durchaus schon einmal zu einer dreistündigen Operation, wenn nämlich mehr beschädigt sei als zunächst gedacht. Im fortgeschrittenen Lebensalter bereitet Arthrose den Patienten häufig Probleme, etwa am Daumensattelgelenk oder im Handgelenk. Beides sei jedoch, zeigte er an Vorher-Nachher-Röntgenbildern, zu behandeln. Insgesamt, kündigten alle drei Chirurgen an, hätten ihre Fachgebiete so viele Facetten, dass sie die gern bei weiteren Vorträgen beleuchten würden.

Dem Wunsch aus dem Zuschauerkreis, die Möglichkeiten des Einbecker Krankenhauses sollten stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden, begegneten die Ärzte mit bescheidener Zurückhaltung: »Wir sind soeben erst angekommen, und wir müssen unsere Mannschaft noch zusammenstellen«, so Dr. Schahmirzadi. Kontakte zu den niedergelassenen Ärzten habe man schon aufgenommen, und auch die Fachärzte aus dem Bereich Orthopädie und Chirurgie wolle man einbeziehen. Schon seit Oktober sei es auch wieder möglich, Arbeitsunfälle aufzunehmen.

Werbung für den Förderverein machte schließlich die Vorsitzende Karin Schramm: Der Verein sei wieder gemeinnützig, habe also zahlreiche Möglichkeiten, sich für das Wohl der Patienten einzusetzen.ek