Hebammen:

Grund zum Feiern trotz schwieriger Bedingungen

Einbeck. Auf den Anfang kommt es an, und wer zu Beginn gut begleitet und unterstützt wird, kann seinen Weg im Leben leichter finden. Das gilt auch für die Tä­tigkeit der Hebammen. In den vergangenen Jahren haben aber immer mehr Hebammen ihre freiberufliche Tätigkeit in der Geburtshilfe aufgegeben. Ein Grund dafür waren vor allem die enorm gestiegenen Beiträge zur Haftpflichtversicherung. Von 2002 bis 2014 haben sich die Prämien für die Haftpflichtversicherung mehr als verzehnfacht – für eine freiberufliche Hebamme liegt die Berufshaftpflicht derzeit bei mehr als 5.000 Euro pro Jahr. Wenn eine Geburt 240 Euro kostet und eine Hausgeburt bis zu 600 Euro, lässt sich ausrechnen, dass viele Hebammen nicht mehr von ihrer Arbeit leben können. Ohne Versicherung geht es aber nicht, und das derzeitige Angebot läuft nur noch bis Juni 2016. »Es muss einen staatlichen Fonds zur Haftpflicht geben«, fordern die Hebammen. Bis zu einer bestimmten Grenze tragen sie ihre Versicherungskosten selbst, darüber hinaus tritt die Gemeinschaft ein. Es habe in der Vergangenheit nicht mehr Schadensfälle gegeben als früher, die Aufwendungen seien im Einzelfall allerdings teurer. Zwar sei mit den Krankenkassen ein Ausgleich für die Prämienerhöhung vereinbart worden, das sei jedoch nicht ausreichend. Ab Juli soll es einen Sicherstellungszuschlag geben, der Hebammen zusteht, die so wenig Geburten betreuen, dass sie die Haftpflichtsumme nicht aufbringen können. Das sei aber nur eine kurzfristige Hilfe, und die konkrete Ausgestaltung sei auch noch nicht klar. Verschlechtert haben sich auch die Arbeitsbedingungen. Insbesondere in Krankenhäusern führten Personalmangel und Zunahme berufsfremder Arbeiten zu Arbeitsverdichtung und Druck – in der Folge zu mehr Berufsaufgaben und zu weniger Nachwuchs in diesem Beruf. Die Begleitung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen durch eine Hebamme ist in Deutschland nicht mehr überall gegeben:?Viele Frauen finden in Wohnortnähe keine Hebamme mehr. Die Hebammen fordern deshalb, dass jede Frau mitbestimmen sollte, ob sie zu Hause, im Geburtshaus oder in einer Klinik ihr Kind zur Welt bringt, und überall sollte sich in Wohnortnähe eine Hebamme finden lassen. Wer die Forderungen der Hebammen unterstützt, kann aktiv werden unter www.unsere-hebammen.de und hier beispielsweise Fotos hochladen, über Hebammensuche vor Ort berichten oder Kliniken auf den Zahn fühlen, wie es dort mit der Betreuung aussieht. Wenn junge Mütter heute nach zwei bis drei Tagen die Klinik verlassen können, erfolgt die intensive Hebammenbetreuung zu Hause. Das würde wegfallen, wenn der Berufsstand weiter ausdünnt – in der Folge müssten die Frauen mit den Kindern öfter die Sprechstunden von Gynäkologen oder Kinderärzten aufsuchen. Kurse und weitere Präventionsangebote würden ebenfalls wegfallen. Das Problem ist nicht neu, aber dass sich bisher noch nichts getan hat, dafür finden die Luna-Frauen auch einen Grund:

»Wir haben nur eine schlechte Lobby. Ärzte würden sich das nicht gefallen lassen.« In Gefahr sehen die Hebammen weiter die freie Wahl des Geburtsortes: Über verschiedene Vorschriften werden die Hausgeburten weiter eingegrenzt, indem die Bedingungen dafür verschlechtert werden. Zum Jubiläum ging es aber nicht nur um die Sorgen, sondern auch um die schönen Seiten des Berufes.

Vom Kindercafé, das die Feier mit einem vielfältigen Büfett, mit Waffeln und Spiel- und Unterhaltungsaktionen, etwa dem Kinderschminken, begleitet hat, ging eine Girlande mit Fotos von durch Luna-Hebammen zur Welt gebrachten Kindern quer über den Hallenplan. »Halb Einbeck war bei uns in der Betreuung«, schmunzelten die Hebammen angesichts der vielen Bilder, aber auch der großen Wiedersehensfreude mit Eltern und Kindern. Das Kindercafé haben sie angesichts ihres Jubiläums mit 200 Euro unterstützt. Vorgestellt wurde außerdem das neue Kursangebot, in dem sich alle sieben Luna-Hebammen – Ingrid Priesmeier, Lieselotte Meyer, Dorit Mork, Marie Priesmeier, Anne-Rose Himstedt, Kathrin Wolter und Michaela Nordmann – vorstellen. Es ist in der Hebammensprechstunde im Gesundheitsamt Einbeck, Hullerser Straße 19, mittwochs in der Zeit von 15 bis 16.30 Uhr erhältlich.oh