Nachruf

Günter Wilhelms †

Einbeck. Ende August ist im Alter von 91 Jahren Günter Wilhelms aus Einbeck gestorben, ein bekannter Bürger, der sich in vielen Bereichen engagiert hat. Geboren wurde er am 22. Februar 1925 in Kreiensen. Hier und in Bad Gandersheim ging er auch zur Schule. 1943 wurde er nach dem Abitur zum Reichsarbeitsdienst und später zum Kriegseinsatz bei der Marine einberufen.

Nach der Heimkehr Ende 1945 nach Kreiensen fand er Arbeit bei der Bahn als Dolmetscher. Anschließend studierte er Pädagogik an der Hochschule in Braunschweig, 1949 legte er das Staatsexamen ab, im Jahr darauf heiratete er seine Frau Sigrid. Das Ehepaar bekam drei Kinder. Zunächst war er im Kreis Wesermünde als Volksschullehrer tätig; an der Einbecker Mittelschule und späteren Löns-Realschule unterrichtete er ab 1956. 1960 wurde er zum Realschullehrer für Deutsch und Werken/Kunsterziehung und Sport ernannt. Unter anderem war er Fachkonferenzleiter Deutsch. Er hat sich in der Schule für die Organisation von Ausstellungen eingesetzt, und er hat eine Musikgruppe aufgebaut, die bei Schulfesten und Entlassungsfeiern musiziert hat. 1989 ging er in den Ruhestand, aber er blieb der Schule weiterhin eng verbunden; unter anderem hat er an der Chronik zur 100-Jahr-Feier 2006 mitgewirkt.

Seit 1960 war Günter Wilhelms Mitglied im Einbecker Geschichtsverein, in den 90er Jahren auch im Vorstand. Seit 1992 gehörte er dem Förderverein Heldenburg Salzderhelden an, bis 2005 als zweiter Vorsitzender, denn Heimatgeschichte war ihm ein großes Anliegen. 2012 wurde er Ehrenvorsitzender des Vereins. Er konnte mithelfen, das alte Welfenschloss aus dem jahrelangen Dornröschenschlaf zu erwecken und zu einem Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher zu machen. Dabei war ihm die Ausbildung von Burgführern ebenso wichtig wie die Vorbereitung von baulichen Verbesserungen am Gebäude und auf dem Gelände. Vorbereitet hat er auch die Ausgrabungen, bei denen unter anderem ein Burgbrunnen lokalisiert wurde - ein Thema, das er lange verfolgt hat. Weiter war er viele Jahre Sprecher der Ortsheimatpfleger der Stadt Einbeck. Als Autor hat Günter Wilhelms zahlreiche heimatgeschichtliche Beiträge für die Einbecker Jahrbücher verfasst.

Seine beruflichen Talente hat er auch in seiner Freizeit weiter gepflegt: von 1965 bis 2005 gab Günter Wilhelms Kurse an der Kreisvolkshochschule, etwa »Gestaltendes Werken« oder »Kupfer und Emaille«. Er hinterlässt ein vielfältiges künstlerisches Werk. So hat er sechs Fenster zum Marienleben in der Neustädter Kirche in Einbeck geschaffen, ebenso die Fenster der Krypta in der Münsterkirche St. Alexandri. Das Kupferrelief an der Stirnwand im Sitzungssaal des Northeimer Kreishauses stammt von ihm; es zeigt die Städte und Gemeinde des Landkreises.

1991 erhielt der Sitzungssaal des Alten Rathauses in Einbeck farbige Wappenfenster von Günter Wilhelms. Sie symbolisieren die im Mittelalter ratsfähigen Gilden – sicherlich eine seiner bekanntesten Arbeiten, da der Saal bei vielen Veranstaltungen im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht; vor einigen Jahren wurden diese Fenster auch in die Lichtinstallation des Alten Rathauses einbezogen. Ebenso hat er unter anderem Fenster in der Kirche in Kleinwanzleben geschaffen und das Buntglasfenster in der Kirche in Negenborn.

In der Münstergemeinde sang er von 1958 bis 2004 im Bass im Kirchenchor, und 20 Jahre gehörte er dem Kirchenvorstand an.

Für sein vielfältiges Wirken und schöpferisches Schaffen, insbesondere für seine künstlerische Tätigkeit, für sein ehrenamtliches Engagement im Geschichtsverein, im Förderverein Heldenburg und im Bereich der Ortsheimatpflege wurde er im Juli, wenige Wochen vor seinem Tod, im Kreis langjähriger Wegbegleiter mit der Silbernen Ehrennadel der Stadt Einbeck ausgezeichnet. Er nahm sie mit Freude und einer humorvollen Dankesrede entgegen – so wird er in Erinnerung bleiben.oh