Gut ausgebildete Arbeitskräfte werden gesucht

Durchschnittliche Arbeitslosenquote von 8,6 Prozent in Einbeck im Jahr 2013 | Weniger Ausbildungsverträge

Einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr gab die Agentur für Arbeit Göttingen für 2013 bekannt. Zwischen Januar und Dezember 2013 waren durchschnittlich 16.757 Menschen bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern arbeitslos gemeldet, 776 oder 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeits­losenquote für 2013 kletterte um 0,3 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent. Damit war Göttingen zwar die einzige Agentur im südlichen Niedersachsen, die einen Anstieg der Arbeitslosenquote zu verzeichnen hatte. Doch im Vergleich mit den niedersächsischen Nachbaragenturen Hameln (7,7 Prozent) und Braunschweig-Goslar (7,6 Prozent) weist Göttingen weiterhin eine niedrigere Arbeitslosenquote aus.

Einbeck. Im Landkreis Northeim lag die Arbeitslosenzahl durchschnittlich bei 5.078. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von 142 Menschen oder 2,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote kletterte von 7,1 auf 7,3 Prozent. Die Geschäftsstelle Einbeck der Arbeitsagentur  meldete 1.827 Arbeitslose und damit ein Plus von 96 Menschen beziehungsweise 5,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 8,1 auf durchschnittlich 8,6 Prozent.Grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung auf dem südniedersächsischen Arbeitsmarkt zeigte sich Klaus-Dieter Gläser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Göttingen. »Wir haben damit gerechnet, dass die Zahl der Arbeitslosen nach dem Beschäftigungszuwachs in der Region 2011 und 2012 langsamer sinken würde. Die Betriebe hatten ihr Arbeitskräftereservoir aufgefüllt, und jede Stelle kann nun mal nur einmal besetzt werden.« Chancen auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich jedoch nicht nur durch Beschäftigungsaufwuchs, sprich neue Stellen, sondern auch durch saisonale Beschäftigung und Personalfluktuation.

Mit 12.177 war die Zahl derer, die sich 2013 im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach Erwerbstätigkeit arbeitslos melden mussten, nahezu auf dem Niveau des Vorjahres (minus 0,3 Prozent). Die Zahl derer, die einen neuen Arbeitsplatz antreten konnten, stieg 2013 im Bereich der Arbeitslosenversicherung um knapp 400 auf 9.484.1

Dass es trotz der relativ großen Konstanz am Arbeitsmarkt einen Anstieg der Arbeitslosenzahl im gesamten Agenturbezirk gibt, führt der Agenturchef auf die Zahl der arbeitsmarktpolitischen Instrumente zurück. Die Agentur für Arbeit Göttingen investierte 2013 in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen rund 30 Millionen Euro. Davon entfielen rund 11,7 Millionen Euro auf Leistungen zur beruflichen Rehabilitation; rund 9,4 Millionen Euro wurden zur Förderung der Integration in Arbeit ausgegeben; Existenzgründer wurden mit 1,1 Millionen Euro unterstützt; die Ausbildungsförderung Jugendlicher schlug mit 7,6 Millionen Euro zu Buche.

Im zurückliegenden Jahr meldeten Wirtschaft und Verwaltung in Südniedersachsen insgesamt 10.208 freie Arbeitsstellen bei der Arbeitsagentur, 1.281oder 11,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Durchschnitt konnten Arbeitsuchende in der Region unter 1.990 Stellenangeboten wählen. 2012 waren es durchschnittlich 2.253 gewesen. Insbesondere Fachkräfte mit Ausbildung, Spezialkenntnissen oder Studium wurden 2013 nachgefragt. Rund 81 Prozent der in den letzten zwölf Monaten gemeldeten Arbeitsofferten richteten sich an gut ausgebildete Kräfte.2 Der Agenturchef resümierte: »Wer darauf achtet, dass in unserem Agenturbezirk über 40 Prozent der Arbeitslosen keine Ausbildung abgeschlossen haben, bekommt eine Vorstellung davon, welche Herausforderung die Arbeitsuche für diese Menschen darstellen kann – gerade wenn sie im fortgeschrittenen Alter sind oder die Mobilität eingeschränkt ist.«

Der Ausgleich am Ausbildungsmarkt wird die Akteure in der Region vor Herausforderungen stellen. Lorenz Böning, Teamleiter der Berufsberatung der Göttinger Arbeitsagentur, stellte die Zahlen für das Berufsberatungsjahr 2012/2013 vor. Danach waren 3.793 junge Menschen als Ausbildungsplatzbewerber bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur und den Jobcentern gemeldet. Zum 30. September hatten 231 von ihnen weder eine Lehrstelle noch eine andere Alternative gefunden. Auf der anderen Seite stellten Arbeitgeber 2.679 gemeldete Ausbildungsplätze zur Verfügung, von denen 160 nicht besetzt werden konnten.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt wird  deutlich, wenn man sich die Zahl der 2013 abgeschlossenen Ausbildungsverträge betrachtet: Die Zahl ist erneut deutlich zurückgegangen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung, so Böning weiter, habe in seiner Erhebung für den Agenturbezirk Göttingen lediglich 2.517 neue Lehrverhältnisse ermittelt. Nach dem Rückgang im letzten Jahr um rund 200 Ausbildungsverträge, der auch auf die hohe Zahl der Lehrverträge im Zuge des doppelten Abiturjahrgangs in Niedersachsen zurückzuführen war, sank die Zahl 2013 erneut um knapp 300 Verträge. »Wir haben im Agenturbezirk einen extrem hohen Anteil an Abiturienten, die eine hohe Studierneigung haben. Doch die Zahlen belegen eindrucksvoll, wie wichtig die Bemühungen um jeden einzelnen Jugendlichen sind, ihm eine Ausbildung zu ermöglichen, wenn wir Fachkräfte für die Region gewinnen wollen.«

Agenturchef Gläser erwartet für 2014 am südniedersächsischen Arbeitsmarkt eine weiterhin verhaltene Entwicklung. Dabei dürfte besonders hoher Bedarf im Bereich der Alten- und Pflegeheime entstehen, aber auch im Gesundheitswesen ist mit neuen Arbeitsplätzen zu rechnen. Auch im Lagerbereich rechne man mit neuen Arbeitsplätzen, wohingegen im Handel mit einem leichten Beschäftigungsrückgang zu rechnen sei, ebenso wie bei den Kfz-Zulieferbetrieben und in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen. Auch im Bereich der Personaldienstleister könnte die Beschäftigtenzahl nach unten gehen. Der Arbeitsmarkt der Zukunft  werde der Arbeitsmarkt der Fachkräfte sein, hieß es.sts