»Gute Investition in die Zukunft Ihrer Stadt«

Informationsabend zum Programm »Städtebaulicher Denkmalschutz« | Engagement im Sanierungsbeirat gefragt

Einbeck. Das Einbecker Stadtbild ist etwas Besonderes und Einmaliges. Es zu pflegen und zu erhalten und dabei eine zeitgemäße Nutzung der Gebäude zu ermöglichen, das ist das Ziel des Programms »Städtebaulicher Denkmalschutz«. Was Eigentümer davon zu erwarten haben und wie sie selbst mitwirken können, war Thema einer gut besuchten Auftaktveranstaltung im Alten Rathaus.

Vor zwei Jahren habe die Stadt Einbeck beim zuständigen Ministerium den Aufnahmeantrag gestellt, erinnerte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Vor einem Jahr erfolgte die Aufnahme, im September wurde das Sanierungsgebiet festgelegt. Ziel sei es, die historische Stadtstruktur zu erhalten. 7,5 Millionen Euro werden dafür innerhalb der nächsten zehn Jahre ausgegeben, jeweils zu einem Drittel als Förderung von Bund und Land beziehungsweise als Eigenanteil der Stadt. Schwerpunkt soll die Förderung von Maßnahmen im privaten Bereich sein. Man erhoffe sich, so Dr. Michalek, davon hohe Impulswirkung. Die Bürger seien aufgerufen, sich intensiv daran zu beteiligen.

Eine historische Altstadt wie diese weise jahrhundertealte Baukultur auf, sie sei einmalig auf der Welt, dieser Bedeutung solle man sich bewusst sein, hob Baudirektor Gerald Strohmeier hervor. Dieses Glück müsse man für die Zukunft gestalten. Nur gemeinsam mit Eigentümern, Mietern, Nutzern, Denkmalpflege und Planern könne man das bewirken. Wichtig sei es, Lebendigkeit in die Häuser zu bringen, barrierefreies Wohnen für alle Generationen zu ermöglichen, eine Infrastruktur mit kurzen Wegen zu gewährleisten und zeitgemäße Grundrisse zu schaffen - mit behutsamer Sanierung und ergänzenden Neubauten.

Birgit Vorwerk von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) berichtete, 40 Gemeinden befänden sich derzeit im Förderprogramm. Die Aufnahme sei gefragt. Es gebe hohen Bedarf, privaten Grundstückseigentümern unter die Arme zu greifen. Zu den Zielen des Programms gehörten die Sicherung erhaltenswerter Gebäude und historischer Ensembles, die Modernisierung und Instandsetzung dieser Gebäude, eine Erhaltung und Umgestaltung von Straßen und Plätzen von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung, die Durchführung von Ordnungsmaßnahmen zur Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung des historischen Stadtbildes und Stadtgrundrisses und die Vorbereitung der Gesamtmaßnahme sowie Erarbeitung und Fortschreibung von Planungen und Konzepten. Das Programm bringe höchste Anschubkraft für die regionale Wirtschaft. Nach der städtebaulichen Rahmenplanung würden Gebäude- und Einzeluntersuchungen vorgenommen.

Für den Ablauf privater Modernisierungsmaßnahmen gibt es ein Sieben-Punkte-Programm. Den Auftakt macht ein kostenloses, aber verbindliches Beratungsgespräch. Besichtigungen vor Ort, Architektenplanung, Kostenschätzung, Zuschussermittlung und ein Modernisierungsvertrag zwischen Eigentümer und Stadt zu Art, Umfang und Durchführung der Maßnahme sind die weiteren Schritte. Alles, so der dringende Hinweis, müsse rechtzeitig auf den Weg gebracht werden, Es gebe keine Möglichkeit, rückwirkend zu finanzieren. Eigentümer, die im Sanierungsgebiet wohnen, können steuerliche Vorteile geltend machen. Im Grundbuch wird es einen Sanierungsvermerk geben, der Eintrag belastet das Grundstück allerdings nicht. Eine feste Vorgabe für die Förderhöhe gebe es nicht, sagte Birgit Vorwerk auf Nachfrage, zwischen null und 100 Prozent seien möglich.Hajo Brudniok ging auf das Verfahren aus Sicht der Stadtplaner ein. Altstadtsanierung sei eine Daueraufgabe. Städtebauförderung bleibe in Einbeck eine Erfolgsstory, immerhin sei die Stadt seit den 1970ern dabei. Untersucht wurden insgesamt 40 Hektar Fläche, aufgenommen sind jetzt 9,25 Hektar. Dabei habe man sich auf das Förderprogramm ausgerichtet, Schlüsselbereiche seien erarbeitet worden. Einbeck gehöre zu den zehn wichtigsten Stadtanlagen in Niedersachsen, auch deshalb sei eine schnelle Aufnahme ins Programm erfolgt. Das Fördergebiet umfasse 256 Gebäude, davon 170 Denkmale. Wenn es darum gehe, grobe Missstände zu beseitigen, die Attraktivität der Altstadt zu und Standortbedingungen zu verbessern, das Stadtbild zu pflegen und Investitions- und Ansiedlungsbereitschaft zu stärken, sei Bürger-Wissen wichtig. Anforderungen des Denkmalschutzes und des Marktes seien in Einklang zu bringen. »Wir brauchen Ihr Wissen, Ihre Anregungen und Ihre Ideen«, appellierte sie an Mieter und Eigentümer, im Sanierungsbeirat mitzuarbeiten. Ein großes Problem für Fachwerkstädte sei Leerstand; die Sanierung biete die Chance, Probleme und Chancen zu erkennen. Wenn Fachwerk-Experte Gerner Einbeck als »schöner als Rothenburg ob der Tauber« bezeichnet habe, sei das ein dickes Lob - dieses Potenzial gelte es auszubauen. Das sei auch auch eine Aufgabe für die Bürger, und deshalb müsse es gelingen, innerhalb der nächsten zehn oder 20 Jahre die Leerstände zu minieren. Damit werde man in eine Aufwärtsspirale geraten, von der Strahlkraft für die gesamte Altstadt zu erwarten sei.

Ein verbessertes Wohnraum-Angebot werde Nachfrage nach sich ziehen, war Planer Dirk Puche sicher, ein gutes Beispiel mache Schule. Schon jetzt gebe es den Trend, wieder von den Randgebieten in die Stadt zu ziehen. Ganz wichtig ist der Sanierungsbeirat, die Experten waren dafür, sich zu engagieren. Aus den 16 Sanierungsblöcken sollte jeweils mindestens eine Person dabei mitmachen, besser wären zwei oder drei, die sich auskennen. Insgesamt sollte der Sanierungsbeirat 30 bis 40 Mitglieder haben. Geplant sind sechs Sitzungen über jeweils zwei bis drei Stunden, eine zeitliche Investition von zwölf bis 18 Stunden innerhalb des nächsten halben Jahres: »Gut angelegte Zeit für die Zukunft Ihrer Stadt.« Start ist am 9. August mit einer Begehung des Fördergebiets. »Wir hoffen, dass wir gemeinsam auch mit diesem Programm Erfolgsgeschichte schreiben«, so Gerald Strohmeiers Wunsch - die gute Resonanz beim Informationsabend deute für ihn darauf hin.ek

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