Gutes Betriebsergebnis macht Mut zu scharfen Schnitten

Einbecker Brauhaus: Beste Zahlen seit 2005 / Sondereffekte sollen Unternehmen wieder zukunftssicher und dividendenfähig machen

Das Einbecker Brauhaus hat im Geschäftsjahr 2011 sein bestes Betriebsergebnis seit 2005 erwirtschaftet. Das will der Vorstand nutzen, um das Unternehmen mit Blick auf die Zukunft besser aufzustellen. Das operativ sehr erfolgreiche Geschäft soll dazu beitragen, dem Brauhaus künftig wieder eine Dividendenausschüttung zu ermöglichen.

Einbeck. Künftig wieder eine Dividende zahlen zu können, das ist ein Ziel des Brauhaus-Vorstandes. Vor dem Hintergrund eines erfolgreichen Geschäftsjahres 2011 sollte das auch möglich werden: »Wir haben mit 1,807 Millionen Euro das beste Betriebsergebnis seit 2005 erzielt«, freuen sich Vorstandssprecher Lothar Gauß und Kollege Walter Schmidt. Allerdings: Aktuell sind verschiedene finanziell anspruchsvolle Maßnahmen umgesetzt worden, so dass die Aktionäre erst für 2012 wieder mit einer Ausschüttung rechnen können.

Die Kapitalerhöhung im vergangenen August und die Emission von Genussrechten seien sehr erfolgreich gewesen, blicken Gauß und Schmidt zurück. Das habe die Bilanz gestärkt, auch wenn der Absatz von rund 770.000 auf jetzt 731.512 Hektoliter zurückgegangen sei. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten konnten um 9,1 Millionen auf nunmehr 5,2 Millionen Euro zurückgeführt werden. Neu bewertet wurden Pensionsrückstellungen, dafür fallen rund 1,4 Millionen Euro für die nächsten 15 Jahre an. Nach einer Rate von 92.000 Euro für 2010 wurde der Rest – 1,282 Millionen Euro – am Stück gezahlt. »Das entlastet uns deutlich für die Zukunft«, betont Gauß. Zudem wurden außerplanmäßige Abschreibungen auf Grundstücke und Gebäude in Höhe von 3,661 Millionen Euro vorgenommen. Das alles führt zu einem Jahresfehlbetrag von 3,969 Millionen Euro, hinzuzurechnen war zudem der Verlustvortrag von 1,313 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Durch eine Entnahme aus der Gewinnrücklage über 5,282 Millionen Euro konnte ein ausgeglichenes Bilanzergebnis erzielt werden. »Wir haben das getan, um uns zukunftsfähig aufzustellen und um Belastungen loszuwerden – und wir hoffen dabei auf die Akzeptanz unserer Aktionäre«, führt Lothar Gauß aus. Trotz dieser finanziellen Transaktion weist das Eigenkapital zum Jahres-ende 2011 noch 11,047 Millionen Euro gegen-über 11,056 Millionen Euro zu Jahresbeginn aus, was unter anderem ein Resultat der Ausgabe neuer Aktien war. Die Tatsache, dass man trotz der erheblichen Rückführung der Bankkredite noch liquide geblieben sei, habe Mut gegeben, die Pläne umzusetzen, erläutert Gauß. Das sei jetzt so etwas wie »tabula rasa«, aber eben auch die Voraussetzung, ab 2012 wieder Dividende zahlen zu können. Ohne diese Schritte hätte es länger gebraucht, finanziell wieder mehr Spielraum zu erlangen. »Jetzt sehen wir uns für die Zukunft gerüstet, und wir können das Unternehmen attraktiv machen.«

Die letzte Dividende wurde für 2008 gezahlt. Der Aktienkurs, räumt Gauß ein, sei derzeit eher niedrig, das Unternehmen habe durchaus einen höheren Wert.

Aktuell hat das Unternehmen rund 170 Beschäftigte, wobei Fluktuation genutzt wurde, um den Bestand zu verringern: »Mit Neueinstellungen sind wir sehr vorsichtig.« Allerdings seien die Personalkosten anteilig sehr hoch, etwa ein Drittel des erwirtschafteten Umsatzes (nach Abzug der Biersteuer) müsse dafür ausgegeben werden. Die letzten Monate seien prägend für das Unternehmen gewesen, erinnert Walter Schmidt, zuständig für Marketing und Vertrieb. Der Blick auf die Branche zeige ein grundsätzliches Problem: Der Pro-Kopf-Absatz sei deutlich gesunken auf derzeit 107,2 Liter pro Jahr, und das werde sich so schnell nicht umkehren. »Bier braucht wieder mehr Anerkennung und Wertschätzung«, so sein Wunsch, und nicht zuletzt der soeben begangene »Tag des deutschen Bieres« habe deutlich gemacht, dass es sich um eines der reinsten Lebensmittel überhaupt handele. Es gebe in Deutschland mehr als 1.300 Brauereien, die rund 5.000 Biersorten herstellten, und die Überkapazität drücke auf die Preise. Schon von 2010 auf 2011 sei ein Rückgang um rund einen Euro für zehn Liter Bier festzustellen, zudem würden ohnehin 70 Prozent des Absatzes über Aktionen des Einzelhandels erzielt, was andererseits nicht zu Mehrkonsum führe. Man müsse sich der Entwicklung stellen, und für die Einbecker gelte: Marge vor Menge. Neben Göttinger als lokale und Martini/Kasseler als regionale Marke habe man mit Einbecker ein national anerkanntes Bier zu bieten. Ziel sei es, über das angestammte Vertriebsgebiet hinaus tätig zu werden, wobei man den Kern nicht vergesse. »Denn Marken ohne Heimat haben keine Zukunft«, ergänzt Gauß. So habe man bei den Vertriebsstrukturen viele Räder gedreht, und inzwischen laufe es auch rund. Für das laufende Jahr kündigt Walter Schmidt Neuerungen beim Einbecker Pilsener an, die über die Flaschengestaltung hinaus gingen. Zudem soll zum Jahresende ein Einbecker Weihnachtsbier, angesiedelt im Pilsbereich, vorgestellt werden. Von Nörten-Hardenberger wird es bereits ab Ende Mai eine alkoholfreie Fassbrause geben. Insbesondere von der Fußball-Europameisterschaft und von einem warmen Sommer erhoffen sich die Einbecker positive Impulse. Gute Rahmenbedingungen sehen sie durch den Trend der Verbraucher zur Regionalität und ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit.ek