Henning Grube bringt Lederschuhe wieder zum »Laufen«

Schuhmacherbetrieb Grube seit 1895 in der Region ansässig Fachmann rät zu Pflege und richtiger Nutzung Vieles repariert.

Bei Sonnenschein ist es möglich, zwei vergoldete Stiefel in der Einbecker Innenstadt glänzen zu sehen. Der eine hängt vor dem »Schusterkrug« und der andere nicht weit davon entfernt in der Oleburg vor der Werkstatt des Schuhmachermeisters Henning Grube. Schon seit 1895 werden im Handwerksbetrieb nicht nur Schuhe repariert.

Einbeck. Wenn die Zeit für die eigenen Schuhe »abgelaufen« scheint und ihnen die Strapazen vom meilenweiten Gehen anzusehen sind, ist der ausgebildete Schuhmacher oft die einzige Adresse, damit das Schuhwerk »auf dem Laufenden« bleibt.

Vor 100 Jahren wäre die Suche nach einem Schuhmacher kein Problem gewesen, da es fast in jedem Dorf und in jeder Stadt einen gab, der die notwendigen Reparaturen vornehmen konnte. Heutzutage stellt sich die Situation schwieriger dar, denn es gibt im gesamten Altkreis Einbeck nur noch einen Schuhmachermeister: Henning Grube in der Oleburg.

Er führt den eigenen Meisterbetrieb und bleibt damit einer langen Familientradition treu. Seit der Gründung des Betriebes 1895 in Eilensen, wurden die Leitung, das Wissen und die Liebe zum Beruf von einer Generation zur anderen erfolgreich weitergegeben.Henning Grube ist seit dem Umzug des Betriebes 1981 nach Einbeck und der damit verbundenen Aufgabe der Landwirtschaft in Eilensen im Familienunternehmen tätig. Er erwarb seine Qualifikation als Schuhmachermeister 1990 nach dem Besuch der Meisterschule in Osnabrück.In Deutschland ist Schuhmacher ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, wobei das Wort Schuhmacher die offizielle Bezeichnung ist, nicht das bekannte Synonym des Schusters. Die anerkannte Bezeichnung stammt vom althochdeutschen »Skuohbuozo« und dem niederhochdeutschen »Schuhbosser« ab und bezeichnet beides den Handwerker (Schuhmacher), der Schuhe in Handarbeit herstellt und repariert. Das Wort Schuster hingegen stammt von dem lateinischen Wort »Sutor« ab, was Näher bedeutet. Daher war im Mittelalter auch für den Schuhmacher die abgeleitete Bezeichnung Sauter gebräuchlich.

Durch die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts gesteigerte maschinelle Produktion von Schuhen zu immer günstigeren Preisen reduzierte sich die Tätigkeit des Schuhmachermeisters im Wesentlichen auf die Reparatur und Instandsetzung. Während der Preis eines Massenschuhs die 100-Euro-Marke oft weit unterschreitet, liegt der Preis für einen handgemachten und an den individuellen Leisten angepassten Schuh nach 20 Stunden Arbeit um die 1.000 Euro.

Henning Grube betreibt einen von nur noch 3.200 Schuhmachermeisterbetrieben in Deutschland. Daneben gibt es knapp 1.100 Betriebe ohne Meister, in denen nur einfache Reparaturen durchgeführt werden.In seiner Werkstatt, die vor allem in den Monaten April und Mai gut besucht ist, kann der Kunde die verschiedensten Schuhe und Schuhmodelle sehen, die bearbeitet und wieder instand gesetzt werden. Eingesetzt werden dabei neben den ergänzenden Maschinen die Werkzeuge, die sich schon seit Jahrhunderten bewährt und kaum verändert haben wie Hammer, Beiß- oder Zwickzange.

Dass diese Werkzeuge lange erhalten bleiben und gute Arbeit leisten, zeigt die Tatsache, dass Henning Grube zwei Zwickzangen aus dem Jahr 1912 täglich benutzt. Sein Großvater Wilhelm Grube hat die beiden Zangen zu seiner bestandenen Gesellenprüfung bekommen, und seitdem sind sie im ständigen Gebrauch im Familienunternehmen.Das Material Leder ist für den Schuhmachermeister etwas ganz Besonderes, denn: »Man kann es so bearbeiten wie man es braucht. Es passt immer oder wird passend gemacht.« Aus diesem Grund bringt er nicht nur Lederschuhe wieder zum »Laufen«, sondern auch viele andere Gegenstände aus diesem Material, etwa Jacken, Hosen oder Taschen; selbst einen Pferdesattel, den Sitz eines Traktors oder das Schnurband eines alten Motorradhelms hat er schon repariert.

Doch auch bei anderen Materialien kann Henning Grube durch Kreativität, Können und seine weitreichenden Kenntnisse Reparaturen vornehmen – wie zum Beispiel bei Koffern, bei denen die Räder ersetzt werden müssen.Gefragt nach dem Geheimnis eines langen Schuhlebens, verrät der Einbecker Schuhmachermeister, dass das Putzen und Pflegen ebenso  wichtig sei wie die richtige Handhabung, denn: »Sonntagsschuhe sind nicht zum Stallausmisten geeignet!«mru