Herz und Verstand sind die wichtigsten Körperteile

Bürgermeisterin wirbt beim Sommerempfang für Toleranz und Menschlichkeit | Lob fürs Ehrenamt

Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hieß zahlreiche Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie ehrenamtlich engagierte Bürger in der Rathaushalle zum Sommerempfang willkommen.

Einbeck. Ein Aufruf zu Toleranz und Menschlichkeit, ein Anlass, Dank zu sagen für freiwilliges und unentgeltliches Engagement, dazu Raum für Gespräche: Gut gefüllt mit gut gelaunten Gästen war die Einbecker Rathaushalle jetzt zum Sommerempfang der Stadt Einbeck, musikalisch umrahmt vom »Trio 4.0«.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek konnte Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Bürger begrüßen, die sich auf verschiedenen Feldern für die Stadt engagieren. »Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt«, diesen Satz von Mahatma Gandhi beherzigten die Gäste in besonderer Weise. Sie handelten schon jetzt nach dem Motto, den Beitrag zu leisten, der ihnen möglich sei, um die Welt zum Besseren zu ändern. Ohne Menschen mit dem Blick für den anderen und mit Tatkraft würde das Land kulturell veröden. Kultur bedeute dabei nicht nur Musik oder Theater, sondern auch die Kultur des menschlichen Miteinanders. Ein Land, in dem sie nicht mehr gepflegt werde, wünsche sie sich nicht. »Nicht die Ellenbogen sind unser wichtigster Körperteil, sondern Herz und Verstand.«

Sie alle wüssten, dass es seine große Freude sei, wenn man den Erfolg der eigenen Bemühungen sehe. Das Wissen, etwas Gutes geleistet zu haben, sei die Hauptmotivation für freiwilliges Tun. Das könne man durch Geld nicht aufwiegen. Ehrenamtlich Tätige würden ihren Lohn aus der Aufgabe ziehen und dem gemeinschaftlichen Engagement für andere. Wer Zeit und Zuwendung gebe, wer seine Erfahrung und Talente mit anderen teile, wer anderen helfe, auf eigenen Beinen zu stehen, der bekomme meist ganz direkt etwas zurück.

Dazu zu ermutigen, sei eine Aufgabe, die für die ganze Gesellschaft wichtig sei. Allen sollte daran gelegen sein, dass ihr Engagement nicht nur als Privatangelegenheit angesehen werde. Die Gesellschaft brauche das Ehrenamt, sie lebe davon. Was engagierte Bürger für eine lebendige und zukunftsfähige Demokratie leisteten, sei kein nettes Plus, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil der Bürgerkultur.

Dennoch, so die Bürgermeisterin weiter, mache sie sich Sorgen – weil kaum ein Tag vergehe, an dem nicht Rettungskräfte angepöbelt oder angegriffen würden, ebenso wie Politiker oder Mitarbeiter von Verwaltungen. Die Tonalität habe sich verändert, insbesondere in den sozialen Netzwerken, und Hetzkommentare seien alltäglich geworden. Sie finde es gut, dass es dazu eine Verschärfung des Strafrechts gebe. »Aber können und müssen nicht wir alle dieser Entwicklung entgegentreten?« Dazu gehöre, dass man sich selbst auf den Prüfstand stelle und sich frage, ob eine von Herablassung, Aggression und Bosheit getriebene Sicht auf Menschen, wie sie gerade von vielen Rechtspopulisten und Rechtsextremen gezeigt werde, der eigenen gleiche. Und wenn das nicht der Fall sei, müsse man das auch sagen und dafür stehen, dass das nicht das eigene Menschenbild sei. Sich auf den Prüfstand zu stellen, helfe zudem dabei, das eigene Menschenbild vor Inhumanität zu schützen, und man könne deutlich machen, wie man sich Zivilgesellschaft und Miteinander wünsche. Dazu zähle der Respekt vor der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ebenso wie Werte wie Verständnis, Toleranz und Offenheit, dass man in der Stadt keine Intoleranz, keine Fremdenfeindlichkeit und keinen Rassismus akzeptiere und dass man Menschen ehre, die im Ehrenamt Verantwortung für den Nächsten und die Gesellschaft übernehmen und ihre Haltung durch Mitmenschlichkeit und Solidarität zum Ausdruck bringen würden.

Wolfgang Huber, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, habe bürgerschaftliches Engagement als Verantwortung gewürdigt, die über staatsbürgerliche Pflichten, berufliche Aufgaben oder familiäre Fürsorge hinaus gehe. Das setze das Gefühl voraus, dass das Leben ein Element der Freiheit enthalte, das sich in einer bewusst übernommenen Verantwortung Ausdruck verschaffe. Das sei keine Freiheit in Beliebigkeit. Vielmehr erfülle sich menschliches Leben im gelingenden Miteinander mit anderen, und Freiheit und Solidarität würden sich nicht wechselseitig hemmen, sondern einander zur Entfaltung helfen. Verantwortung für gemeinsames Leben sei also Ausdruck der Freiheit.ek