Hilfsbedarf ist enorm, die Hilfsbereitschaft aber auch

Runder Tisch zur Flüchtlingsbetreuung und Initiative zur Integration: Plattform finden | Praktische Arbeit beginnen

Einbeck. Wer kann welche Hilfe leisten, sich kümmern, Wege mit erledigen, erklären, sich einbringen? Haupt- und Ehrenamt wollen Hand in Hand arbeiten bei der Betreuung von Flüchtlingen. Um Unterstützung besser koordinieren zu können, hat sich jetzt erstmals die neu gegründete Initiative zur Flüchtlingsbetreuung gemeinsam mit dem schon länger bestehenden Runden Tisch Integration getroffen.

Schon jetzt gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die sich mit Integration beziehungsweise Flüchtlingen und Asylbewerbern im weitesten Sinne beschäftigen. Sie zusammenzuführen, Schnittstellen zu erkennen und alle Beteiligten auf einen gemeinsamen Informationsstand zu bringen, soll das Ziel sein. Beim Landkreis Northeim, berichtete Katrin Bäumler von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe, sei die Bewerbungsfrist für die beiden Stellen für die Flüchtlingssozialarbeit inzwischen abgelaufen; demnächst würden Einstellungsgespräche geführt, und man hoffe, die Stellen am Mai/Juni besetzen zu können. Ein Konzept dazu ist in dieser Woche im Fachausschuss vorgestellt worden.

Daneben gibt an vielen Punkten des Landkreises Angebote rund um Integration. Ein Sprachlernkoffer kann genutzt werden, das Netzwerk »FairBleib« bringt sich ein, das Land plant Sprachfördermaßnahmen, in Dassel und Markoldendorf gibt es Initiativen, mit »Mama lernt Deutsch« leistet der Verein FIPS in Einbeck ganz praktische Hilfe, ebenso die Einbecker Baptistengemeinde.

Ein wesentlicher Anker ist beispielsweise das Diakonische Werk, das einen Helfer-Fragebogen erarbeitet hat. Wer sich dafür interessiert, kann ihn unter www.diakoniestiftung-einbeck.de herunterladen oder im Einbecker Kinder- und Familienservicebüro am Hallenplan abholen und dort auch wieder abgeben. Spätestens zum 1. April, vermutlich schon früher, soll der Ehrenamtlichen-Einsatz mit einer halben Stelle koordiniert werden, wie Marco Spindler ankündigte. Die größte Lücke, so die Erfahrung der Hauptamtlichen, gebe es bei der Erstorientierung. Mit rund 800 zugewiesenen Flüchtlingen sei im Landkreis Northeim in diesem Jahr zu rechnen. Sie werden nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel an Städte und Gemeinden verteilt, unter anderem abhängig von Infrastruktur und vorhandenem Wohnraum. Es kommen sowohl Familien als auch Einzelpersonen sowie besonders Schutzbedürftige, Traumatisierte und Minderjährige. Ansprechpartner sind die beiden vom Landkreis neu Angestellten Sozialarbeiter, allerdings könne auf den Einsatz von Ehrenamtlichen nicht verzichtet werden, hieß es – dazu soll auf die derzeit entstehende Kartei des Diakonischen Werkes zurückgegriffen werden.

Dass Informationen darüber, wo welche Hilfe gebraucht wird, nur mühsam fließen, bedauerte eine Ehrenamtliche: »Wir flicken nur vor Ort.« Da müsse stärker auf die Politik eingewirkt werden, um schneller handeln zu können. Das sei »in Arbeit«, hieß es, aber die Mühlen der Verwaltung mahlten eben langsam. Genau dort liegt auch ein Problem: Während auf der einen Seite Verwaltungsabläufe eingehalten werden, geht es auf der anderen Seite zu langsam.

Eine Plattform, die der Informationsbeschaffung und dem Austausch dient, wäre sehr hilfreich. Ebenso sollte ein Leitfaden für Kindergärten und Schulen erarbeitet und Ehrenamtliche sollen gut begleitet werden. »Der Teppich wird dichter«, stellte Yvonne Mascioni von der Werk-statt-Schule fest, die das Treffen moderierte. Dabei soll aber auch darauf geachtet werden, dass man Ehrenamtliche nicht überfordert beziehungsweise dass diese sagen, was sie schultern können und wo es zu viel wird.

Angeregt wurde weiter, das Thema öffentlicher zu machen, etwa ein Fest zur Vielfalt der Kulturen zu feiern. Zum Bedarf an Sachspenden berichteten die Fachleute, die Wohnungen hätten eine Erstausstattung. Sie würden komplett zur Verfügung gestellt, auch mit Blick darauf, dass der Einzug häufig schnell erfolgen müsse und somit keine Zeit sei, Möbel und Töpfe zusammenzusammeln. In Einzelfällen seien Spenden aber willkommen. Gezielte Hilfe, etwa beim Einkleiden, gibt es beim Deutschen Roten Kreuz. Auch dort ist man auf Spenden angewiesen. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe soll eine (virtuelle) Plattform erarbeitet werden, auf der sich Hilfsangebote und Schnittstellen koordinieren lassen. Wo diese Plattform angedockt wird, ließ sich noch nicht endgültig festlegen – viele Teilnehmer favorisierten dafür die Stadt Einbeck.

Der Bedarf an Hilfe sei »grenzenlos«, versicherten die Hauptamtlichen, und auch die Motivation der Freiwilligen sei enorm. Dabei können auch ohne formale Erfassungen, Schulungen oder Vorgaben schon ganz einfache praktische Maßnahmen ergriffen werden: Wer Flüchtlinge in der Nachbarschaft hat, kann ihnen auf dieser Basis behilflich sein, Wege zeigen, Auskünfte geben, Fragen beantworten, Neues erklären – ihnen helfen, in Deutschland anzukommen.ek