Historischer Blick in den Neuen Markt

Einbeck. Das historische Foto zeigt die Nordseite des Neuen Marktes. Die Häuser tragen immer noch die nach dem großen Brand von 1826 verordneten Putzschicht als Feuerschutz. Die Putzschichten an den Häusern der Altstadt wurden bis 1929 wieder entfernt. Links im Bild erkennt man die Aufschrift »Conditorei und Cafe Fritz Glenewinkel«. Ursprünglich bestand der 1579 erbaute Gebäudekomplex aus den Häusern 19-21.

Bäckermeister Friedrich Glenewinkel trat 1905 in den Einbecker Geschichtsverein ein (damals Verein für Geschichte und Altertümer der Stadt Einbeck). Einige Jahre zuvor hatten die Einbecker viele alte Häuser in der Altstadt umgebaut. In jeder Straße entstanden geräumige Geschäfte. Im Erdgeschoss wurden die Wände herausgenommen und schmiedeeiserne Stützen trugen ab jetzt das Gewicht der Häuser. Durch große Schaufenster konnte man die ausgelegten Waren betrachten und in die Tiefe des für damalige Verhältnisse riesigen Geschäftsraumes blicken. Auf dem Foto erkennt man (aufgrund der Langzeitbelichtung etwas unscharf) eine Schar Kinder, die sie sich vor dem Schaufenster in der Bildmitte die Nasen plattdrücken. 1909 beschloss der Magistrat ein Denkmalschutzgesetz gegen die »Verunstaltung der Straßen und Plätze der Stadt Einbeck«. Darin erklärte das Bürgervorsteher-Kollegium die meisten Straßen der Altstadt zu »Straßen und Plätzen von besonderer geschichtlicher Bedeutung«.

Im Neuen Markt gehörte nur das »Haus Ohagen« (Nr. 35 – ganz rechts im Bild) dazu. Dieses Haus, das der Einbecker Bürger Cyriakus Poggen vor genau 400 Jahren im Stil der Hochrenaissance erbauen ließ, gehört zu den stattlichsten Gebäuden in Einbeck. Nach der Verordnung von 1909 durften die historischen Gebäude nicht mehr verändert werden. »Die Anbringung von Reklameschildern, von Schaukästen, von Aufschriften größeren Umfangs und größeren Abbildungen bedarf der baupolizeilichen Genehmigung«. – 1926 wurde der Bäckermeister Friedrich Glenewinkel in den Vorstand des Geschichtsvereins aufgenommen. Zu dieser Zeit war dort bekannte Einbecker Geschichtsforscher, wie Ellissen, Feise und Fahlbusch vertreten.

1927 übergab man dem Museum Inschriften und Schnitzereien von Häusern aus der Hullerser Straße, der Baustraße, dem Breil und dem Neuen Markt. Der Stifter der Inschrift vom Neuen Markt aus dem Jahre 1728 war Bäckermeister Glenewinkel. wk