Höhere Intensität bei Körperverletzungen

Polizeikommissariat: Love-Scamming, Manipulation an Automaten, Brand, Schmiererei

Über die höchste Aufklärungsquote im Land – nämlich 72,09 Prozent – können sich Peter Volkmar, Leiter des Polizeikom-missariats Einbeck, und Thomas Spieker, Leiter des Ermittlungsdienstes, freuen. In der Langzeitbetrachtung werden jährlich rund 2.000 Straftaten in Einbeck begangen. Deutlich unter Landesniveau liegt mit 5.455 Straftaten pro 100.000 Einwohner Einbeck und damit auch Dassel deutlich unter dem Landesschnitt. Hier könne man sicher wohnen, fassen die beiden Beamten die Jahresstatistik zusammen.

Einbeck. Genau 1.978  Straftaten (Vorjahr: 2.075) mussten die Polizeibeamten in Einbeck bearbeiten. In den Bereich Dassel fallen fast ein Viertel aller Straftaten, die Aufklärungsquote hier liegt bei 77,83 Prozent. Die landesweit höchste Aufklärungsquote – es gibt 99 Polizeikommissariate –  verdeutliche die gute Arbeit, die in Einbeck geleistet werde, so Volkmar.

Den größten Anteil machen mit 23 Prozent die so genannten sonstigen Straftatbestände wie Sachbeschädigungen aus. Immer größer wird der Anteil der Vermögens- und Fälschungsdelikte, der jetzt bei 21 Prozent liegt. Die Wahrscheinlichkeit, betrogen zu werden, sei mittlerweile größer als die, Opfer eines Diebstahls zu werden. 20 Prozent der Straftaten sind Diebstähle ohne erschwerte Bedingungen (398 Fälle), 16 Prozent Rohheitsdelikte, zehn Prozent Diebstahl unter erschwerten Bedingungen (196 Fälle), neun Prozent Strafrechtliche Nebengesetze wie beispielsweise BTM-Verstöße und ein Prozent und damit 22 Fälle die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Bei den Rohheitsdelikten sei seit 2009 eine spürbare Abnahme zu verzeichnen, berichtet Spieker. 205 Fälle gab es im vergangenen Jahr. Gesunken ist zeitgleich auch die Zahl der häuslichen Gewalt (25 Fälle). Intensiv beschäftige man sich mit diesen Fällen. Wer schlägt, der geht. Gesunken auf 49 Fälle sind die Körperverletzungen. Bedauerlicherweise aber habe die Intensität zugenommen, sind sich Volkmar und Spieker einig. Angestiegen sind die Fallzahlen bei den Betrugsdelikten, vor allem mit dem Tatmittel Internet. Besonders auf dem Vormarsch seien Geschäfte über Netzwerke wie facebook. Und das sei schwer nachzuverfolgen. Das vergangene Jahr hielt für die Polizeibeamten auch herausragende Ereignisse bereit. Das ist zum einen der Brand des Mehrfamilienhauses in der Altendorfer Straße. Mehrere Bewohner mussten in der Nacht vom 17. August evakuiert werden, durch den Brand entstand ein Sachschaden von 1,3 Millionen Euro, das Gebäude musste abgerissen werden. Die Ermittlungen der Polizei Einbeck und eines Sachverständigen ergaben, dass ein 21-jähriger Hausbewohner Gegenstände in einem Wohnungsflur in Brand gesetzt hatte. Er wird sich demnächst vor Gericht verantworten müssen.

Spektakulär ist der Fall eines 47-Jährigen: Love-Scamming ist die neue Masche. In Chat-rooms bei Partnerbörsen treten die Täterinnen mit zumeist männlichen Gesprächspartnern in Kontakt. Nach Aufbau eines Vertrauensverhältnisses werden mit Hilfe von fiktiven Geschichten Geldbeträge erlangt. Das Einbecker Opfer dieser Betrugsmasche transferierte Bargeld – ingesamt 47.000Euro – in einen afrikanischen Staat. Die Polizei warnt vor Love-Scamming: In gutem Englisch oder auf Deutsch  kommunizieren die Täter mit den Opfern, Scamm-Frauen locken ihre Opfer meist mit schönen Fotos, versuchen mit überbordenden Liebeserklärungen oder Interesse den Täter zu locken. Die Täterinnen schaffen es immer wieder, die Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen. Die Polizei rät, den Namen der Internet-Bekanntschaft mit dem Zusatz »Scammer« durch eine Suchmaschine laufen zu lassen.

Aufgeklärt werden konnten Sachbeschädigungen durch Farbschmierereien in Dassel: Eine dreiköpfige Tätergruppe beschäftigte die Polizeistation Dassel über mehrere Monate. Die Täter hatten es sich zur Aufgabe gemacht, öffentliche Gebäude, Häuser und Verkehrszeichen zu beschmieren. Es entstand ein Schaden von 10.000 Euro. Eine weitere Gruppe aus zumeist jugendlichen Tätern beklebte in Dasseler Ortsteilen und auch in Einbeck Orts- und Verkehrsschilder. 43 Taten werden ihnen zur Last gelegt. Die Rechnungen für die Sachbeschädigungen in fünfstelliger Höhe werden den Tätern nun zugestellt und müssen beglichen werden.

Kommissar Zufall hat den Einbecker Beamten auch geholfen: Im November fielen einem Spielhallenbetreiber drei Männer auf, die nachts über Stunden an Geldspielautomaten hohe Gewinne erzielten. Später stellte sich heraus, dass die Automaten technisch manipuliert worden waren. Als die Personen wenige Tage später in gleicher Weise wieder auffielen, wurden die auswärtigen Täter von der Polizei festgenommen. Sie hatten ein Gerät bei sich, mit dem sie auf die Elektronik der Geldspielautomaten Einfluss nehmen könnten. Dadurch erzielten sie Gewinne von mehreren tausend Euro. Bisher, so Volkmar und Spieker, konnten bundesweit erst zwei dieser Geräte sichergestellt werden.sts