Hoffmann begeisterte Zuschauer

Ausverkauftes Theater / »Entdecker der Langsamkeit« / Gelungener Wortwitz

Mit seiner obligatorischen Begrüßung »Ja, hallo erstmal. Ich weiß gar nicht, ob sie es wussten ...« betrat Rüdiger Hoffmann die Bühne des Einbecker Wilhelm-Bendow-Theaters, und da hatte er sofort das Publikum in seinen Bann gezogen. Der aus Paderborn stammende »Entdecker der Langsamkeit« begeisterte mit seinem mehr als zweistündigen Bühnenprogramm »Obwohl ...« die Zuschauer und sorgte mit viel Wortwitz und punktiert gesetzten Pausen für viele Lachsalven.

Einbeck. Rüdiger Hoffmann gilt als der »Entdecker der Langsamkeit«, kein Wunder, denn er kommt ja aus dem westfälischen Paderborn, wo es immer etwas langsamer zugehen soll. Trotzdem und gerade deswegen gehört er zu den bekanntesten Comedians Deutschlands. Mit seinen trockenen und entspannten Geschichten aus dem Alltag begeistert er sein Publikum immer wieder auf das Neue. Bei seinem Auftritt im ausverkauften Wilhelm-Bendow-Theater faszinierte er die Besucher und zeigte, wie schön der in sich selbst ruhende Nonsens sein kann.

Mit seiner traditionellen Begrüßung »Ja, hallo erstmal, ich weiß gar nicht, ob sie es wussten ...« betrat er die Bühne und sorgte damit gleich für die ersten Lachsalven. Allein mit nur einem Klavier und einem Stuhl auf der Bühne stehend, füllte er durch seine Präsenz und seine geschickte Darstellung des Alltagslebens das Theater aus. In seinem Programm »Obwohl ...« ließ der beliebte Comedian das Einbecker Publikum an seinen Wahrheiten über das Allzumenschliche teilhaben. Ohne zu belehren und ohne Moral-Apostel zu sein, wollte er bestimmte Dinge »nur mal gesagt haben«, und daraus entstand ein Mix aus eingängigen Floskeln und brisanten Andeutungen. Selbst wenn der Paderborner, scheinbar in sich versunken, ins Erzählen kam, unterhielt er das Publikum kurzweilig. In seinen Geschichten ging es um Angelegenheiten, die alle schon mal erlebt haben oder niemals erleben möchten. Die grotesken Situationen des ganz normalen Alltags verwandelte er mit viel Einfallsreichtum in humoristische Anekdoten.In gewohnt trockener Art eröffnete Rüdiger Hoffmann seinen Auftritt und meinte, dass ihm australische Freunde gesagt hätten, dass sie in Europa drei Städte besuchen wollten, »London, Paris und Einbeck«. Da zusätzlich ein Bekannter geraten hatte, das als Höhepunkt in seiner Vita noch der Auftritt in Einbeck fehle, führte kein Weg mehr an der Bühne im Wilhelm-Bendow-Theater vorbei. Über seine Erfahrungen beim Einkauf eines City-Hemdes in der »Service-Wüste Deutschland« berichtete er in seiner süffisanten Art, dass dem Personal jede Kleinigkeit zu viel gewesen wäre und der Erwerb in einer feurigen Atmosphäre endete. Selbst in einer Kantine habe er schon erlebt, dass im Rotations-Prinzip jeder Gast an einem anderen Tag den Koch nach einem Salzstreuer fragen musste, da sich die anderen nicht trauten und Angst vor dem Küchenchef hatten.

Ausführlich berichtete der Künstler über vermeintliche Straßengeschäfte, Verkaufsveranstaltungen sowie Hausbesuche der »Ein-Mann-Drückerkolonne der Staubsaugermafia«. Hoffmann stellte mit einem ironischen Zwinkern dar, wie er den Vertreter verunsicherte. Er mimte überzeugend den psychisch Kranken, so dass er den Verkäufer in seinem »Haus des Grauens« fast in den Irrsinn trieb. Die dargestellten Personen tauchten immer wieder überraschend in seinen Geschichten auf. Der Staubsaugervertreter traute sich nicht mehr, andem Gesprächskreis »vermindert entspannten Personen der Volkshochschule Paderborn« teilzunehmen, da Hoffmann hier seine Sozialstunden als Dozent abarbeiten musste. Diese bekam er für einen Unfall, bei der er Personen in »Formel-1-Manier auf einem Zebrastreifen aufs Korn nahm« und sie anschließend noch verspottete. Der Hauptleidtragende war sein Vorgänger und Nachfolger als Dozent bei der Gesprächsrunde der Volkshochschule.Ein befreundetes Pärchen, Olaf und Birte, wurde in subtiler Art ebenfalls auseinandergenommen. Statt mit seiner Freundin in den Cluburlaub in die Türkei zu fahren oder eine »Fahrradtour durch den Gaza-Streifen« zu machen, fuhren sie gemeinsam mit den Freunden nach Dänemark. Ein Land, das nur aus einer »riesengroßen Wiese und einem Strand« bestünde. Der Aufenthalt war geprägt von dem minderbemittelten Sohn des Paares, einem an Flatulenz leidenden Hund und ungeliebten Spielabenden. Die Hochzeit, die Hoffmann und seine Bekannte für Olaf und Birte organisieren sollten, endete ebenfalls in einer großen Katastrophe, bei der unter anderem jeder der Gäste dem Paar einen Toaster schenkte.

Seine Jugend in Paderborn war oft nicht einfach, denn »Life was hard there in Paderborn«, wie er musikalisch am Klavier erzählte. Mit über 40 lebte er jetzt in der besten Zeit seines Lebens, wo alles besser sei und dies auch körperlich, denn: »Ich wache nachts auf und bin rattenscharf, dann gehe ich pinkeln und lege mich wieder hin.« Dass er mit dem Alter auch weiser wurde und Terrorisierungen von Kindern leichter ertrage, stellte er bei seiner Zugabe dar. Ein Bekannter wurde im Restaurant von »Malte« und »Sören« mit Rotwein, Billard-Kugeln und einem italienischen Messerset malträtiert, und Hoffmann meinte nur: »Lass sie doch, sie wollen nur spielen.«

Und wenn Rüdiger Hoffmann nicht im typischen Zeitlupen-Tempo aus seinem Leben schilderte, bewegte er sich in künstlerischer Weise von einem Mikrophon zum anderen, spielte Lieder am Klavier, agierte interaktiv mit dem Publikums-Chor und versuchte sich sogar als Bauchredner. Ganz nach dem Motto: In der Ruhe liegt die Kraft.mru