»Ich lebe nach dem Eingriff intensiver«

Strandkorb-Gespräche im Sertürner-Hospital behandelten Thema »Transplantation«

»Ich schenke Dir mein Herz« – so lautete das Thema bei den jüngsten Strandkorb-Gesprächen im Sertürner-Hospital in Einbeck. Zahlreiche Interessierte hatten sich im Foyer der Klinik versammelt, um rund um das Thema Transplantation mit den Experten Dr. Britta Johannes, Oberärztin der Klinik für Anästhesie, Mirko Sicksch, Koordinator bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation, sowie Peter Fricke, ehemaliger Einbecker, Organempfänger und Regionalgruppenleiter des Bundesverbandes der Organtransplantierten, zu diskutieren.

Einbeck. In einer kurzen Einführung stellte Sicksch verschiedene Zahlen zur Organ-spende vor. Dabei könne in der Region Nord (Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein) auf die bundesweit zweithöchste Spendenbilanz verwiesen werden. Insgesamt seien es in der Region im vergangenen Jahr 213 Spenden gewesen, bundesweit lag die Zahl bei über 1.300. Als schwierig erweise sich die Anfrage bei den Angehörigen, ob sie einer Spende zustimmten. »Es gibt so kurz nach dem Tod kaum eine passende Gelegenheit, nach Organspenden zu fragen«, berichtete der Experte.

Anfragen seien zudem erst möglich, wenn der Hirntod beim potenziellen Spender festgestellt werden kann. Welche Kriterien/Protokolle für eine solche Diagnose von den betreffenden Ärzten berücksichtigt werden müssen, erläuterte Dr. Britta Johannes. So werden mindestens zwei Medizinier unabhängig und zeitversetzt voneinander beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Die Zeitversetzung diene dem Ausschluss möglicher Vergiftungen oder durch Medikamente hervorgerufene Stoffwechselentgleisungen. Weiter testen sie unter anderem verschiedene Reflexe, die, im Gegensatz zu bewusstlosen/komatösen Patienten, beim Hirntod erlöschen. Dazu zählten zum Beispiel der Pupillen-, der Hust- und Würg- und der Schmerzreflex. Ebenfalls zur Untersuchung gehört die Messung der Hirnströme, die im Rahmen eines Elektroenzephalogramms (EEG) durchgeführt wird. Wenn die Ergebnisse beider Gutachter in gleicher Weise dokumentiert worden seien, könne der Hirntod bescheinigt werden, und einer Verpflanzung der gespendeten Organe stünde nichts mehr im Weg, so die Medizinerin. Für viele Menschen sei es jedoch nicht einfach, jemanden als tot anzusehen, gerade wenn bei ihm lediglich dessen Organe noch durch verschiedene Geräte funktionsfähig blieben. »Der Tod sieht manchmal anders aus, als man ihn sonst kennt«, bemerkte die Anästhesistin.

Letzterem sprichwörtlich von der Schippe gesprungen ist der ehemalige Einbecker Peter Fricke, dem nach einer 1988 in Einbeck diagnostizierten Herzmuskelschwäche ein Spenderherz das Leben rettete. Er erzählte von seinen gesundheitlichen Umständen und der lebensrettenden Operation, die er 1990 im Vinzenzkrankenhaus Hannover erhalten habe. »Ich konnte vor der Operation keine zehn Meter mehr gehen und hatte damals eine Pumpleistung von 1,5 Litern«, erinnerte er sich. Diese habe sich mit dem Spenderherz wieder auf 6,5 Liter erhöht. »Das ist, als wenn Sie einen Porschemotor in einen Käfer einbauen«, umschrieb er das neue Lebensgefühl, mit dem er noch bis 16 Jahre nach der Operation gearbeitet hatte. Nicht nur die physischen Veränderungen seien positiver gewesen, auch die Blickwinkel hätten sich geändert. »Ich lebe intensiver nach dem Eingriff«, machte er deutlich.

Im Anschluss hatten die Zuhörer Gelegenheit, den Experten verschiedene Fragen zur Transplantation zu stellen. Dabei ging es unter anderem um gesetzliche Regelungen zur Organspende im In- und Ausland, die Vermittlung von Spenderorganen und die Gefahr von Organhandel. Weitere Hintergrundmaterialien zu dem Thema gibt es auf der Internetseite www.sertuerner-hospital.de.thp