40 Jahre Schuhmacherwerkstatt Grube in Einbeck

... und 40-jähriges Berufsjubiläum für Henning Grube, Meister in fünfter Generation

Henning Grube am handgefertigten Werktisch, der noch vom Großvater stammt, im Vordergrund ein Arbeitsständer für Schuhreparaturen.

Am 19. Januar vor 40 Jahren eröffnete Schuhmachermeister Wilhelm Grube in der »Ole Burg 4« in Einbeck eine »Schuh- Repa­raturwerkstatt«. Grube, Jahrgang 1932, war damals hauptberuflich in Eilensen Landwirt und betrieb seit 1960 »nebenbei« die Werkstatt. Er wählte diesen Weg, um größeren Zulauf von städtischer Kund­- schaft zu bekommen, aber auch, um nach vergeblicher Suche, seinem Sohn Henning ab August 1981 eine Lehrstelle zu bieten – wie zuvor sein Vater ihm.

Einbeck. Das 40-jährige Werkstatt-Jubiläum in Einbeck – am 1. Januar 1995 vom Vater übernommen – und am 1. August 40-jähriges Berufsjubiläum kann das Ehepaar Elke und Henning Grube also feiern. »Drei Anzeigen genügten, und dann lief der Laden«, berichtet er. »Sämtliche Schuhreparaturen werden nach Ihren Wünschen schnell und fachgerecht ausgeführt« annoncierte man damals. Dafür steht der Name Grube in der Oleburg bis heute.

Zum 1. Januar 1984 zogen Grubes in die Oleburg 3. Dort war mehr Platz für die Werkstatt und mehr Oberlicht durch größere Dachfenster, zuvor genutzt von einem Architekten.

Neue Absätze oder Sohlen, Anbringen von Druckknöpfen, Weiten von Schuhen, Lederpflege, Anfertigung von Ledergürteln, Taschen oder einem Lederbezug für ein Boots-Lenkrad, Steppnähte an einem Garten-Pavillon, Rucksacktragegurte an der Instrumententasche, Koffer sowie Treibriemen für Oldtimer – die Bandbreite dessen, was er reparieren und herstellen kann, ist vielseitig, erzählt Grube an dem Werktisch sitzend, der noch von seinem Großvater stammt. Die  Freude am Beruf, unterstützt von seiner Frau, ist ihm anzumerken. Nur über Billigschuhe aus dem Supermarkt, die millionenweise importiert und exportiert werden – er hat die Zahlen notiert – und zu immer größeren Müllbergen beitragen, darüber ärgern sich die Zwei. Weitere Veränderungen über die Jahre sind die Schuhgrößen, stellten sie fest: War in den 1980er-Jahren Größe 50 eher selten, würden junge Männer heute oft 47 bis 52 tragen.

Henning Grube ist die fünfte Schuhmachergeneration seiner Familie. Bereits Ururgroßvater Wilhelm hatte in seiner Werkstatt in Eilensen vier Gesellen, berichtete 1982 eine Handwerker-Zeitung. Die Familie besitzt ein Foto, etwa von 1920, von Urgroßvater August Grube und Ehefrau Luise mit dem Gesellen und dem Lehrling vor dem Haus mit Werkstatt in Eilensen, heute Osterstraße 2.

1912 erhielt sein Großvater, Jahrgang 1896, zur Gesellenprüfung zwei Zangen – das Jahr ist eingraviert. Damit arbeitet der Enkel heute noch. Eine weitere vom Uropa von 1895 hat er daheim. Stolz präsentiert er auch die noch funktionstüchtigen Schuh-Nähmaschinen, die vom Großvater stammen. Nadeln dafür gibt es längst nicht mehr. Aber er habe noch etliche, erzählt er lächelnd. Bis zu seinem Ruhestand würde es noch reichen. Der Großvater arbeitete bis 1978 als Schuhmacher. Der Vater lernte von 1947 bis 1950 bei ihm und machte 1955 seinen Meister.

Ein Rechnungsbuch, geführt von 1960 bis 1978 von Vater und Großvater Grube, gibt Auskunft über die vielen Kundennamen auf den Dörfern damals sowie deren halbjährlich abzurechnende Aufträge wie Stiefel-, Sohlen-, Absatz- und Peitschenreparatur für die gesamte Familie: »Herrn, Frau und Tochter«.
Die Lehrlinge der Firma Grube in den 1980er-Jahren konnten, wie er, noch die Berufsschule in Northeim besuchen. Der Umschüler aus dem Jahr 2000, der musste dann schon bis Hannover fahren. 1990 absolvierte der heute noch »jüngste Schuhmachermeister von Einbeck« – denn er ist der Einzige – seinen Meisterlehrgang in Osnabrück. Meisterschulen gab es damals auch in München und Frankfurt. Heute würde nur noch die in Frankfurt existieren. Elke und Henning Grube können sich auch nicht vorstellen, dass eine weitere Schuhmachergeneration ihr Auskommen in diesem Beruf finden würde.

Einige Jahre will der 57-Jährige noch arbeiten – die Einbecker können sich also freuen und weiter ihre Schuhe und andere Leder-Problemfälle zu ihm bringen. Im Ruhestand in Eilensen wird er sich auch der Imkerei widmen. Von seinem Vater hat das Ehepaar die Bienenstöcke übernommen. Zum Dorf-Jubiläum mimte Grube denn auch einen Imker im historischen Gewand. Dass dieses sehr gut vorbereitete Ereignis 2019 stattfand und nicht geplant war für 2020, das freut ihn jetzt noch.des