Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung

Im neuen Stadtgebiet soll Windkraft ihren Platz finden

Windpotenzialstudie vorgestellt / Grundlage für Standortuntersuchungen / Antrag auf Wegfall der Höhengrenze gescheitert

Gibt es genügend Wind beziehungsweise wirtschaftliche Windkraftstandorte in der Region? Das soll unter anderem mit Hilfe einer Windpotenzialstudie ermittelt werden. Die Untersuchung ist jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung vorgestellt worden.

Einbeck. Die Windpotenzialstudie, in Auftrag gegeben bei Cube Engineering in Kassel, ist die Grundlage für die Erstellung einer Standortuntersuchung zur Ermittelung von geeigneten Flächen für Windenergie im Stadtgebiet. Wie Stadtplaner Peter Sobeck vom Sachgebiet Stadtentwicklung/Umwelt berichtete, stehe Windenergie bei den erneuerbaren Energien ganz oben. Bis 2022, das habe die Bundesregierung beschlossen, soll der Ausstieg aus der Atomenergie erfolgen, erneuerbare Energie werde immer wichtiger. Auch Einbeck müsse sich mit einer Analyse zu Windenergiestandorten inhaltlich positionieren. Dabei gelte es, die Energiewende und neue Techniken zu berücksichtigen, und nicht zuletzt verlange das größere Stadtgebiet eine qualifizierte Planung. Bisher gibt es Standorte zwischen Stroit und Brunsen, südlich von Naensen und nördlich von Dassensen. Einer umfassenden Bestandserfassung müssten sorgfältige Prüfung und Planung folgen, bis hin zur Änderung des Flächennutzungsplanes.

Diplom-Geograph Dominik Fremgen stellte die Studie vor. Nabenhöhen von 100 und 140 Metern seien heute üblich, die Gesamthöhe einer Anlage ergebe sich, wenn man noch die halbe Rotorlänge hinzu rechne. So entstünden Höhen von 196 Metern, vor ein paar Jahren noch undenkbar, aber nachvollziehbar, weil der Wind in solchen Höhen konstanter und stärker wehe. Ein sogenannter Windatlas charakterisiert die Windverhältnisse in einer Region, Windstatistiken geben die mittlere Windgeschwindigkeit und -richtung an. Rauigkeit der Landschaft unter Bewaldung, etwa auf Hube und Ahlsburg, wirken sich ebenso auf den Wind auf.

Aufgrund verschiedener Vergleichsberechnungen sind Selter, Hube und Ahlsburg als ertragreiche Gebiete für 100-Meter-Anlagen ermittelt worden. Für 140 Meter kommen nordwestlich von Einbeck weitere Flächen in Betracht. Allerdings seien dies nicht die einzige Kriterien für eine Ausweisung, gab er zu bedenken. Das seien, fasste Bernd Huwald, CDU, zusammen, keine gute Voraussetzungen für Einbeck, zumal es ein Verbot für Windkraftanlagen in bewaldeten Gebieten gebe. Die Geländestruktur sei nur schwer geeignet, so interpretiere er die Zahlen, und er habe Zweifel, ob sich das Einbecker Stadtgebiet überhaupt eigne. Die Windräder bei Stroit beispielsweise »eierten« vor sich hin. Er sehe kein Potenzial für ein wirtschaftliches Windgebiet.

Die Studie gebe einen Aspekt für die Ausweisung wieder, betonte Baudirektor Gerald Strohmeier. Es gebe Potenzial, zumal bei einer Höhe von 140 Metern. Die dafür ermittelten Flächen müsse man dann mit harten und weichen Tabuzonen verschneiden, um geeignete Flächen auszuweisen.

Bei früheren Verfahren habe man gute Flächen ausgewiesen, so Dietmar Bartels, Grüne. Derzeit werde aber Verhinderungspolitik betrieben. Es gebe Investoren, die sich aber nicht so lange vertrösten lassen wollten, bis das Verfahren beendet sei. Er beantragte, die Höhenbegrenzung in Stroit aufzuheben, denn dafür gebe es einen Investor. Davon abgesehen sollte man die Planung weiter fortführen.

Die Bedeutung eines schlüssigen Gesamtkonzepts mahnte Peter Sobeck an. Die Höhenbegrenzung herauszunehmen, könnte problematisch werden, denn die Entscheidungen müssten justiziabel und nachvollziehbar sein. Es gebe derzeit 14 Anfragen zu Einzelstandorten im Stadtgebiet. Zudem habe der Ausschuss der letzten Wahlperiode genau das beschlossen: Planungen vorzunehmen, sie voran zu bringen und dann den Flächennutzungsplan zu ändern. Geld dafür sei im Haushalt eingestellt worden. Einzelfallentscheidungen wären nicht richtig, ergänzte Gerald Strohmeier. Vielmehr sei es im Sinne einer Gleichbehandlung, unterschiedliche Belange zu berücksichtigen und eine sachgerechte Abwägung für das gesamte Gemeindegebiet zu treffen. Zeitgemäße Standorte habe man derzeit nicht. Ähnlich sah es auch Wolfgang Sckopp, hinzugewähltes Mitglied im Ausschuss: Man dürfe keinen Flickenteppich, erlauben, sondern brauche ein geregeltes Verfahren. Es wäre nur fair, keinen Bereich herauszunehmen, sondern ein Konzept zu entwickeln, das für alle gelte, ergänzte Eunice Schenitzki, SPD.

Ein »relativ windschwaches Gebiet« machte dagegen Walter Schmalzried, CDU, aus. Er sei auch für eine Einzelfallprüfung und den Wegfall der Höhenbegrenzung. Damit könne man verhindern, eine teure Studie zu zahlen, die nichts bringe.

Der Antrag von Dietmar Bartels, in bestehenden ausgewiesenen Vorranggebieten für Windkraft die Höhenbegrenzung aufzuheben, wurde abgelehnt, die Stimmen von Grünen, CDU und GfE/Bürgerliste reichten nicht. Mit SPD-Mehrheit angenommen wurde der Beschluss-vorschlag der Verwaltung, die Studie als Grundlage für eine Standortuntersuchung zu nutzen. ek