Im Siebenjährigen Krieg mehrfach von Franzosen besetzt

Einbeck befreit / Tiedexer- und Ostertor werden verbrannt / Die letzten Kanonen müssen verkauft werden / Luckner hilft Einbeckern

Im Sommer 1757 wurde Einbeck Schauplatz des Siebenjährigen Krieges. Französische Truppen besetzten die Stadt. Sofort wurde die französische Währung eingeführt, und die Einbecker mussten Truppen und Pferde unterbringen und versorgen. Darüber hinaus wurden von der französischen Armee große Mengen von Getreide und Gebrauchsgütern erpresst. Die britische Regierung unter König Georg, dessen Untertanen die Einbecker waren, entschloss sich zu Friedensverhandlungen. Doch mehrere Anläufe zur Kontaktaufnahme scheiterten zunächst. Im Spätsommer wurde die Zevener Konvention unterzeichnet. Dabei handelte sich aber nicht um einen Waffenstillstand, sondern um die völlige Auflösung der hannoverschen Armee.

Einbeck. Der deutsch-englische König befand sich in einer zwiespältigen Lage. Durch die Neutralität Hannovers wurde den Franzosen der Weg nach Sachsen und Preußen freigemacht. Doch von Seiten der britischen Minister regte sich Widerstand. Daraufhin wurde der alte Befehlshaber nach England zurückgeschickt und das hannoversche Heer wieder zusammengezogen. Der neue Oberkommandierende, Herzog Ferdinand von Braunschweig, konnte weite Teile des Landes zurückerobern, so dass am 27. Februar 1758 die feindliche Besatzung die Stadt Einbeck wieder verließ. Während Herzog Ferdinand sein Heer in das französische Gebiet führte, drangen 15.000 Franzosen unter Prinz Soubise in Hessen ein und schlugen am 21. Juli 1758 die Armee des Prinzen von Ysenburg bei Kassel. Daraufhin wurden die Städte Münden, Göttingen und Northeim besetzt.

Einbeck wurde »nun wieder von feindlichen Truppen heimgesucht«. Am 11. August drang ein französisches Kommando für drei Tage in die Stadt ein. Einen Monat später wurde die Stadt wieder besetzt, diesmal von dem Regiment »les Volontaires d’Alsace« (die Freiwilligen aus dem Elsass). Wieder mussten erhebliche Zahlungen an die Franzosen geleistet werden.

Als Beispiel für die finanzielle Belastung einzelner Bürger kann der Einbecker Kaufmann Andreas Georg Wiese dienen, der neben Sachlieferungen 14 Taler und 27 Mariengroschen zahlen musste. In den umliegenden Dörfern plünderten und brandschatzten die Franzosen.

Kurz darauf rückte General von Oberg mit 9.000 Mann in Richtung Einbeck an, so dass die Franzosen die Stadt am 28. September erneut verließen. Daraufhin zog eine Abteilung der eigenen Truppen – des Regiments Wreden – in die Stadt ein. Prinz Ysenburg bezog am 1. November sein Quartier in Moringen. Im Frühling 1759 zog das ysenburgische Corps Richtung Frankfurt, um dort in Kampfhandlungen einzugreifen. Dort erlitt die Armee unter Herzog Ferdinand eine Niederlage, so dass die Franzosen kurz darauf wieder die Einbecker Gegend heimsuchen konnten. Wieder mussten Geldzahlungen und kriegswichtige Lieferungen geleistet werden. »Lieferungen aller Art wurden den Bürgern Einbecks und den umwohnenden Landleuten zugemuthet …«.

Die Belastungen wurden noch größer, als die Franzosen am 1. August 1759 in der Nähe von Hersfeld geschlagen wurden und sich über die Weser zurückzogen. Am 5. August erreichte der französische Herzog Brisac mit seinen Truppen Einbeck. Nach einigen Tagen Besatzung steckten die Franzosen das Tiedexer- und Ostertor in Brand und zogen über Münden und Kassel nach Frankfurt.

Jetzt war die Einbecker Gegend zwar frei von feindlichen Truppen, aber nun »wurden die Bewohner durch landesherrliche Contributionen und Lasten, welche die Fortsetzung des Krieges erheischte, hart gedrückt«. Die Belastungen wurden so erdrückend, dass die Einbecker Gilden »ihre 10 metallenen Kanonen, 118 Ctr. 40 Pfd. schwer, nebst zwei eisernen Mörsern, 18 Ctr. 22 Pfd. haltend, an die Kriegs-Cammer zu Hannover« verkaufen mussten. Dafür bekamen sie »das Pfund 9 Mgr.« und sendeten die »Schlangen und Donnerbüchsen« am 6. April 1760 auf mehreren Wagen nach Kassel.

Offenbar wurde von Seiten der Regierung kein Wert mehr auf die Verteidigungsbereitschaft der Stadt Einbeck gelegt. Bares Geld – und wenn es auch durch den Verkauf der Waffen hereinkam – war für die militärische Gesamtlage anscheinend wichtiger. Die 17 Kanonen des Stadtrates waren bereits 1743 verkauft worden, so dass sich ab jetzt auf den Einbecker Wällen keine Geschütze mehr befanden. Einbeck konnte sich nun nicht mehr aus eigener Kraft verteidigen.

Durch die fortwährenden Kriegsheimsuchungen war das Brauwesen in der Stadt ins Stocken geraten. Viele Brauberechtigte weigerten sich, »das Reihe- oder Riegebrau zu übernehmen«, da sie keine finanziellen Reserven mehr hatten: »es fehlte an den nötigen Geldmitteln, um Hopfen und Malz zu kaufen«. Die Bürger sahen zu dieser Zeit keinen Sinn in der Brautätigkeit, da der Absatz der Ware mehr als unsicher anzusehen war.

Ein Jahre lang waren keine französischen Truppen mehr in der Stadt, doch am 7. und 8. August 1760 drangen die Franzosen abermals in die Stadt ein. »Es waren Streifscharen desjenigen Corps, welches am 1. August Cassel und Münden erstürmte«. Sie wurden vom Lucknerschen Husarenregiment des »Spörckeschen Corps« vertrieben, welches nun seinerseits am 11. August für fünf Tage in der Stadt Quartier nahm. Dann zog Luckner mit seinen Truppen über Moringen und Hardegsen nach Uslar, um dort den General von Wangenheim gegen die Truppen des Prinzen Xaver zu unterstützen. Die Stellung bei Uslar konnte aber nicht gehalten werden, so dass die Franzosen in Göttingen einmarschieren konnten. Graf de Baux ließ dort die Festungswerke verstärken und setzte sich in der Stadt fest. Am 10. September 1760 ließ der Graf durch seinen Intendanten Gayot die Aufforderung an die Stadt Einbeck, 10.000 Rationen Hafer zu liefern. Da sich Generalmajor Nicolaus von Luckner mit seinen Soldaten immer noch in der Nähe von Einbeck befand, fühlten sich die Bürger einigermaßen sicher und die Zahlung an die Franzosen … (Fortsetzung folgt).wk