Immer wieder überwältigt von ukrainischer Gastfreundschaft

Christine Klose und ihre Familie haben schon mehrmals die Heimat der Vorfahren besucht / Gute Erfahrungen / Fußballspiel

Immer wieder überwältigt von Gastfreundschaft und Freundlichkeit ist Christine Klose, wenn sie von der Ukraine berichtet. Die Einbeckerin ist soeben von einer Familienfahrt dorthin zurückgekehrt, und allen Teilnehmern hat es wieder hervorragend gefallen, zumal für einige auch der Besuch eines Fußballspiels im Stadion von Lwiw/Lemberg auf dem Programm stand.

Einbeck. Christine Klose wurde 1938 im Dorf Rachin bei Dolina in der Ukraine geboren. Ihre Vorfahren waren Ende des 18. Jahrhunderts aus der Pfalz ins damalige Galizien ausgewandert. 1771 war die Teilung Polens zwischen den großen europäischen Mächten Russland, Preußen und Habsburgern beschlossen worden. Österreich erhielt unter anderem Galizien; Maria Theresia begann das Land deutschsprachig zu besiedeln. Sie versprach über deutsche Werber Land sowie Steuer- und Wehrdienstfreiheit. Vor allem Handwerker und Bauern siedelten sich unter Mühen dort an, es entstanden deutsche Dörfer mit Namen wie Hoffnungsau, Dornfeld, Josefsburg oder Lindenfeld. Insgesamt sind mehr als 14.700 Einwanderer aus der Pfalz und Süddeutschland in die Gegend um Stanislau und Lemberg nach Galizien gekommen. 1867 wurde die Region in die polnische Selbstverwaltung entlassen, was für die deutschstämmigen Bewohner mit Repressalien verbunden war. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Galizien an Polen, nach dem Zweiten Weltkrieg an Russland. Die Polen mussten das Land verlassen, sie wurden in die früheren deutschen Ostgebiete umgesiedelt. Durch die Perestroika löste sich die Ukraine Anfang der 90er Jahre aus der UdSSR. Aus Lemberg ist inzwischen Lwiw geworden, die Stadt liegt rund 140 Kilometer von Christine Kloses Heimatdorf entfernt.

Als Kind hat Christine Klose Ukrainisch gelernt, was ihr jetzt bei Besuchen hilft, denn mit ihrer Mutter hat sie es über Jahrzehnte weiter gesprochen - auch nachdem die Familie noch in den Kriegsjahren nach Dassel gekommen war. 1999 hat Christine Klose die erste Reise in die Ukraine unternommen, als Begleiterin eines Hilfskonvois der Galiziendeutschen, initiiert von der Zöckler-Stiftung. Pastor Dr. Theodor Zöckler hatte in Stanislau/Galizien die Zöcklerschen Anstalten gegründet, bekannt als das »Bethel des Ostens«; nach dem Krieg wurden sie in Göttingen-Weende weitergeführt. Zweimal, 1999 und 2003, hat Familie Klose Hilfstransporte begleitet, 2009 hat sie dann der Familie ihre Wurzeln gezeigt, wie auch jetzt wieder.

Soeben ist sie mit Verwandten, darunter einigen Cousins, nach zehn Tagen wieder in Einbeck angekommen. »Je weiter man nach Osten kommt, desto größer wird die Gastfreundschaft«, so ihre Erfahrung. Immer wieder habe ihre Gruppe sehr positive Erfahrungen machen dürfen, die alle beeindruckt hätten. Die 1.500-Kilometer-Tour hat sie nicht geschreckt, zumal inzwischen auch die Straßen deutlich besser sind als vor einigen Jahren. Straßenbeschilderung gibt es in Kyrillisch und zuweilen auch in Deutsch – kein Problem also für die Einbeckerin, die die fremde Sprache lesen kann. Landschaftlich beeindruckt die Region ebenfalls, unter anderem durch die Karpaten, die sowohl Wanderern und Bergsteigern als auch Skiläufern einiges zu bieten haben. Ein besonderer Höhepunkt war bei der jüngsten Reise für einige Familienmitglieder der Besuch eines Fußballspiels im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft: Deutschland gegen Portugal in Lwiw, wobei Christine Kloses Tochter Katrin die deutsche Mannschaft im »Klose«-Trikot unterstützte.

Über ihre Heimat hat Christine Klose vor kurzem Vorträge bei den Frauenkreisen der Münster- und der Neustädter Gemeinde in Einbeck gehalten. Dabei hat sie auch gesammelt. Das Geld konnte sie nun direkt dem Pastor in Dolina überreichen. Er hieß die Gäste in der Kirche willkommen, in der sie getauft wurden und in der schon ihre Eltern gebetet hätten, und er wünschte den Besuchern einen schönen Aufenthalt und eine glückliche Heimkehr.

Die Kontakte von Familie Klose in die Ukraine sind durchweg positiv - inzwischen über Jahrzehnte hinweg und immer wieder. ek