Informationen und Hilfen nutzen

SPD-Projektsommer zu Gast beim Seniorenservicebüro | »Hemmschwelle«

Einbeck. Im Seniorenservicebüro am Tiedexer Tor war die Kernstadt-SPD jetzt im Rahmen ihres Projektsommers zu Gast. Nach dem Motto »Wir hören uns um« informierten sich die Teilnehmer bei DRK-Kreisgeschäftsführerin Diana Kurz-Hoffmann und Silvia Schöne, Mitarbeiterin des Büros, über die vielfältigen Angebote.

Das Projekt wurde 2008 vom Niedersächsischen Sozialministerium aus der Taufe gehoben, landesweit wurden bis 2012 45 Büros eingerichtet. Die Finanzierung läuft über jeweils vier Jahre. Die Büros stehen in kommunaler und – wie im Landkreis Northeim – in freier Trägerschaft: Hier zeichnet der DRK-Kreisverband dafür verantwortlich, wie bei weiteren 13 Servicebüros im Land.

Am Tiedexer Tor wurde das Seniorenservicebüro am 15. September 2010 eingeweiht. »Unsere Aufgabe besteht darin, Senioren und ihre Angehörige zu informieren«, fasste Silvia Schöne zusammen. Das Büro sei eine unabhängige Informations-, Beratungs- und Koordinationsstelle für alle Belange, die für ältere Menschen und deren Angehörige von Bedeutung sind oder an Bedeutung gewinnen. Dienstleistungen, Hilfsangebote, Angebote aus dem Bereichen Kultur, Bildung, Freizeit oder Betreuung – das Spektrum ist groß. »Wenn wir etwas nicht selbst leisten können, vermitteln wir Ansprechpartner«, so Silvia Schöne. Dabei setzt das Büro auf Vernetzung mit weiteren Beratungsdiensten, Behörden, Gruppen und Gremien, Pfarrgemeinden oder Vereinen im gesamten Landkreis. Der Kontakt wird in der Regel über das Telefon oder per E-Mail geknüpft, aber viele Ratsuchende kommen auch persönlich.

Häufig gestellte Fragen beziehen sich beispielsweise darauf, wo man Unterstützung im Haushalt bekommen kann, wie sich Essen auf Rädern organisieren lässt, welche Zahlungen es von den Pflegekassen gibt, welche Hilfe bei Demenzpflege möglich ist oder wie sich der Hausnotruf nutzen lässt. Aber auch Themen wie die in Northeim eingerichtete »Seniorenwäscherei« finden Zuspruch.

Daneben ist die Förderung des Ehrenamtes ein wichtiges Anliegen, etwa über DUO in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule. Dabei werden Alltagsbegleiter für Senioren ausgebildet, die Älteren bei alltäglichen Dingen helfen, sie unterstützen und begleiten, etwa beim Weg zum Wochenmarkt oder zum Arzt. Die Ausbildung umfasst 62 Stunden theoretischen Unterricht und ein 20-stündiges Praktikum. Zum Abschluss gibt es ein Zertifikat. Die Kosten der Ausbildung werden unter Umständen übernommen, wenn sich die Absolventen verpflichten, ein halbes Jahr lang ehrenamtlich zur Verfügung zu stehen. Kursstandorte waren bisher Einbeck und Northeim, ab September kommt Greene dazu. Das Seniorenservicebüro vermittelt anschließend passende Kontakte. Bisher gibt es 52 ausgebildete Alltagsbegleiter, die zum Teil auch vermittelt sind.

Angeboten wird ebenfalls das Freiwillige Jahr für Senioren (FJS). Dabei haben Ältere die Möglichkeit, sich für andere im Ehrenamt einzusetzen und dabei ihre Lebenserfahrung mit einzubringen. Die Dienstzeit ist auf ein Jahr festgelegt, absolviert werden acht bis 15 Stunden pro Woche. Die Ruheständler engagieren sich im sozialen, ökologischen der kulturellen Bereich. Zurzeit ist ein FSJ-Ehepaar im Betreuten Wohnen im Johannisstift tätig. Der nächste Kurs für ehrenamtliche Wohnberater wird im Frühjahr beginnen, kündigte Silvia Schöne weiter an. Es gebe schon jetzt großes Interesse an dieser Schulung. Die Berater geben anschließend Hilfestellung dazu, wie eine Wohnung seniorengerecht gemacht werden kann, wie man barrierefreie Umbauten durchführen kann oder wen man für  Finanzierungsmöglichkeiten ansprechen soll. Die Beratung findet nach einem Vorgespräch auch vor Ort statt.

Für die Arbeit des Seniorenservicebüros seien Netzwerke wichtig, betonte Silvia Schöne, Kooperationen mit dem Seniorenrat, dem Einbecker Bündnis für Familien oder dem Kindercafé würden ebenso gepflegt wie Öffentlichkeitsarbeit. Enge Zusammenarbeit gibt es mit der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft, den Berufsbildenden Schulen, dem Pflegestützpunkt des Landkreises, der Agentur für Arbeit, dem Krankenhaus, den Pflegediensten und den Hausärzten. Vorträge und Veranstaltungen, etwa das Europa-Quiz für Senioren im vergangenen Jahr, und Projekte, beispielsweise für pflegende Angehörige, stehen auch auf dem Programm. Zurzeit wird eine Notfallmappe entwickelt. Ein grundsätzliches Problem sei die Bereitschaft Älterer, überhaupt Hilfe anzunehmen, so die Erfahrung von Silvia Schöne, die Hemmschwelle sei zum Teil sehr hoch. Nach ersten Zögern mache sich aber häufig Erleichterung breit: »Das haben wir gar nicht gewusst«, laute eine Reaktion, wenn Fragen beantwortet und Probleme gelöst werden könnten.

Für die Einrichtung stelle sich zudem die Schwierigkeit, dass die Finanzierung nur auf vier Jahre befristet sei, erläuterte DRK-Geschäftsführerin Diana Kurz-Hoffmann – bis 2014. »Wie stark ist der Bedarf?«, bat sie die Besucher um ein Meinungsbild. Das Angebot, stellten die Projektsommer-Gäste fest, habe sich etabliert. Man sehe die Notwendigkeit, die Leistungen zu erhalten. Weitere Förderung wäre sehr wichtig. Dass es dafür – leider – keine Patentlösung gebe, machten die anwesenden Politiker deutlich: Für die Kommune sei es schwierig, da es sich hier nicht um eine kommunale Pflichtaufgabe handele, und bei der EU-Förderung müsse man damit rechnen, dass es künftig andere Schwerpunkte gebe.

Zu erreichen ist das Seniorenservicebüro in Einbeck, Tiedexer Tor 6c, Telefon 05561/9362-25, Fax: -55 sowie E-Mail schoene@kv-einbeck.drk.de. Sprechzeiten sind montags von 10 bis 12 und donnerstags von 14 bis 16 Uhr.

Der SPD-Projektsommer wird am morgigen Dienstag, 23. Juli, fortgesetzt. Ab 18 Uhr steht ein Besuch in der Alten Synagoge, Baustraße, auf dem Programm.ek